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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Cluse, der diesen Theil des Gelobten Landes nach Westen zu abschloß.
    Das Gelobte Land, so nannte man diese überraschend fruchtbare Gegend, die im Süden und Westen eine vom Schakalbache bis zum Ufer einer anderen Bai, der Nautilusbai, reichende Felsenwand schützte. Nach Osten zu dehnte sich die Küste zwischen Felsenheim und dem Cap der Getäuschten Hoffnung aus.
    Im Norden lag das offene Meer. Dieser Landstrich von vier Lieues Länge und drei Lieues Breite genügte allein schon für alle Bedürfnisse der Familie. Hier lagen die Gehege und Weideplätze für die Hausthiere und für die, die man später theils gezähmt, theils nur eingefangen hatte, wie für einen Onagra (wilden Esel), zwei Büffel, einen Strauß, einen Schakal, einen Affen und einen Adler. Hier blühten und wuchsen neben den einheimischen Bäumen die Obstbäume, von denen der »Landlord« allerlei Arten mitgeführt hatte, wie Orangenbäume, Pflaumen-, Aepfel-, Aprikosen-, Maronen-, Kirsch-und Birnbäume, und dazu Weinreben, die unter der heißen Sonne des Landes einen Wein zu liefern versprachen, der den gewöhnlichen Palmenwein der Tropenzone jedenfalls beiweitem übertraf.
    Gewiß unterstützte die Natur sehr wesentlich die beklagenswerthen Schiffbrüchigen, immerhin blieb diesen noch genug Arbeit übrig, die ebensoviel Thatkraft wie Intelligenz erforderte. Sie bedingte erst das Gedeihen dieses Landes, das jene zur Erinnerung an ihre Heimat die Neue Schweiz getauft hatten.
    Ehe noch das erste Jahr verging, war von dem auf der Klippenbank gescheiterten Schiffe nichts mehr übrig. Eine von Fritz vorbereitete Explosion hatte davon die letzten Trümmer zerstreut, die dann nach und nach am Strande aufgelesen wurden. Natürlich war vorher noch alles, was es an Werthgegenständen enthielt, daraus entfernt worden, die Waaren, die zum Handel mit den Pflanzern von Port-Jackson oder mit den Wilden Oceaniens hätten dienen sollen, ebenso wie das kostbarere Eigenthum der anderen Passagiere, z. B. Uhren, silberne Schnupftabakdosen, Ringe, Halsbänder und an Gold-und Silbermünzen eine recht ansehnliche Summe in Piastern, die freilich in diesem unbekannten, im Indischen Ocean verlorenen Lande zunächst keinen Werth hatten. Weit nützlicher waren dagegen andere, aus dem »Landlord« geborgene Dinge, wie Eisenstangen, Bleibarren, Wagenräder, die zum Ansetzen fertig waren, Wetzsteine, Spitzhauen, Sägen, Hacken, Schaufeln, Pflugschaare, Eisendrahtrollen, Werkbänke, Schraubstöcke, Werkzeuge für Tischler, Schlosser und Schmiede, Handmühlen, Sägemühlenzubehör und dazu allerlei Sämereien von Nutzpflanzen, von Mais, Hafer, Erbsen, Wicken und andern Hülsenfrüchten, die der Neuen Schweiz von großem Nutzen zu sein versprachen.
     

    Darauf wurde eine Wohnung erbaut. (S. 52)
     
    Es sei hier noch nebenbei hervorgehoben, daß die Familie die erste Regenzeit unter recht günstigen Verhältnissen verlebte. In der Hauptsache waren alle beschäftigt, die Grottenwohnung so gut wie möglich herzurichten. Die Mutter der Familie leitete diese Arbeiten, die vom besten Erfolge gekrönt wurden.
     

    Inzwischen waren mehrfache Auskundschaftungen unternommen worden. (S. 53.)
     
    Die vom Schiffe herübergeholten Möbel, Stühle und Bänke, Schränke und Wandgestelle, Sophas, Betten – alles wurde in die verschiedenen Räumlichkeiten der Wohnung vertheilt, und da diese jetzt nicht mehr aus einem Zelte bestand, gab man ihr an Stelle der früheren den Namen Felsenheim.
    Mehrere Jahre verstrichen. Kein Fahrzeug war in dieser entlegenen Gegend erschienen, obwohl nichts unterlassen worden war, den Aufenthaltsort der Ueberlebenden vom »Landlord« auch von weither erkennen, wenigstens vermuthen zu lassen. Von einer auf der Haifischinsel errichteten Batterie, die aus zwei kurzen Vierpfündern bestand und von einer Flagge überragt war, gaben Fritz und Jack von Zeit zu Zeit einige Kanonenschüsse ab, freilich ohne je eine Antwort vom offenen Meere her zu erhalten.
    Es schien übrigens nicht so, als ob die Neue Schweiz in der Nachbarschaft des von hier aus übersehbaren Landestheils bewohnt wäre. Sie mußte offenbar ziemlich groß sein, denn eines Tages bei einem Ausflug nach Süden und bis zu der Felsenwand, die der Engpaß der Cluse unterbrach, erreichten Zermatt und seine Söhne eine von üppiger Vegetation erfüllte Thalmulde, die sie Grünthal nannten. Oben von der jenseitigen Thalwand aus bot sich ein umfassender Fernblick bis zu dem von einer Bergkette abgeschlossenen

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