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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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was es an werthvollen und nützlichen Dingen noch enthielt. Mehrere kurze Vierpfünder wurden ans Land geschafft, um im Nothfalle zur Vertheidigung des Lagers zu dienen, ebenso wie eine Pinasse, ein leichtes Fahrzeug, dessen sorgsam numerirte Stücke ohne große Mühe zusammengestellt werden konnten, und das man zu Ehren Betsies auf den Namen »Elisabeth« taufte. Zermatt verfügte damit über ein als Brigantine getakeltes Fahrzeug von fünfzehn Tonnen mit viereckigem Heck und mit Verdeck über dem Hintertheile. Mit diesem war es nun leicht, die Gewässer nach Osten und nach Westen hin zu befahren und die naheliegenden Vorgebirge, das eine, das sich scharf zugespitzt im Norden erhob, und das zweite, das sich Zeltheim gegenüber aufthürmte, bei Gelegenheit zu umschiffen.
    Da die Mündung des Rio von hohen, schwer zugänglichen Felsen umschlossen war, mußte es leicht sein, sich hier, wenigstens gegen Raubthiere, zu vertheidigen. Ungelöst blieb aber die Frage, ob Zermatt und die Seinigen sich jetzt auf der Küste einer Insel oder eines Festlandes befanden, das die Gewässer des Indischen Oceans begrenzten.
    Vor dem Schiffbruche war in dieser Beziehung von dem Kapitän des »Landlord« nur folgendes zu erfahren gewesen:
    Das Schiff näherte sich bereits Batavia, als es von einem Sturme überfallen wurde. Im Laufe von sechs Tagen war es jedenfalls weit aus seinem Curse verschlagen und nach Südosten zu getrieben worden. Am letzten Tage vorher lautete das Besteck (die Ortsbestimmung) des Kapitäns: 13 Grad 40 Minuten südlicher Breite und 114 Grad 5 Minuten östlicher Länge von Ferro (Canarien). Da der Wind beständig aus Norden geweht hatte, war anzunehmen, daß bezüglich des Längengrades keine bedeutende Aenderung eingetreten sei. Hielt er an dem hundertvierzehnten Längengrade als annähernd richtig fest, so konnte Zermatt bei einer Breitenbestimmung mittelst Sextanten schließen, daß der »Landlord« etwa um sechs Grade (667 Kilometer) nach Süden verschlagen worden sei, und daß die Küste bei Zeltheim zwischen dem neunzehnten und dem zwanzigsten Parallelkreise liegen werde.
    Das Land hier war in runder Zahl also gegen dreihundert Seemeilen westlich von Australien oder Neuholland entfernt. Obwohl sich Zermatt jetzt im Besitze einer Pinasse sah, würde er sich, trotz des Verlangens nach einer Heimkehr ins Vaterland, nie entschlossen haben, seine Familie auf diesem gebrechlichen Fahrzeuge der Wuth der in den hiesigen Meerestheilen so häufigen Cyklone und Tornados auszusetzen.
    Unter den Verhältnissen, in denen die Schiffbrüchigen sich befanden, konnten sie weitere Hilfe nur von der Vorsehung erwarten. Jener Zeit kamen die Segelschiffe, die nach den holländischen Colonien steuerten, wenn sie durch diesen Theil des Indischen Oceans fuhren, stets sehr weit von hier vorüber. Die damals noch so gut wie unbekannte und übrigens auch schwer zugängliche Westküste Australiens hatte für den Handel wie für die Geographie keinerlei Bedeutung.
    Zu Anfang begnügte sich die Familie damit, unter dem Zelte in Zeltheim zu wohnen, das am rechten Ufer des Wasserlaufes lag, der infolge eines Angriffes durch Raubthiere nach diesen der Schakalbach genannt wurde. Inmitten der hohen Felsen wurde die von keinem Seewinde gemäßigte Hitze aber nahezu erstickend.
    Zermatt beschloß deshalb, sich auf dem nordsüdlich verlaufenden Theile der Küste anzusiedeln, und zwar etwas jenseits der Rettungsbucht, welch bezeichnenden Namen die Bai erhalten hatte.
    Bei Gelegenheit eines Ausfluges nach dem Ende eines prächtigen Waldes, nicht fern vom Meere, gelangte Zermatt zu einem ungeheuern Magnolienbaume, der zu der Abart der Bergmagnolien gehörte und dessen niedrigste Aeste sich gegen sechzig Fuß oberhalb des Erdbodens ausbreiteten. Auf mehreren dieser starken Aeste gelang es dann dem Vater und seinen Söhnen, aus verschiedenen, vom Schiffe herrührenden Planken eine Plattform zusammenzuzimmern. Darauf wurde eine Wohnung »in der Luft« erbaut und mit einem festen Dache versehen, die man in mehrere Räume oder Zimmer theilte und ihrer Lage wegen »Falkenhorst« nannte. Bald zeigte sich hier, wie bei gewissen Weiden, die sozusagen nur noch von ihrer Rinde leben, daß diese Magnolie ihr Kernholz zum größten Theile verloren hatte. In dem Hohlraume, worin sich übrigens viele Bienenschwärme angesiedelt hatten, ließ sich bequem eine Wendeltreppe errichten zum Ersatze der Strickleiter, die zuerst den Zutritt nach Falkenhorst vermittelt

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