Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
zweiundsechzig Lieues haben. Das ergäbe immerhin eine erhebliche Oberfläche, mindestens eine größere als die des Cantons Luzern.
    – Wie groß wäre sie also annähernd? fragte Wolston weiter.
    – Soweit ich das abzuschätzen vermag, und wenn ich. ihre Gestaltung eines Ovals in Rechnung ziehe, erklärte Ernst, kann sie wohl vierhundert Quadratlieues etwa halb so viel wie Sicilien, messen.
    – O, rief Jack, es gibt eine Menge bekannte und wichtige Inseln, die lange nicht so groß sind!
    – Ganz recht, stimmte Ernst ein, und täuscht mich mein Gedächtniß nicht, so hat eine der wichtigsten Inseln des Mittelmeeres, die für England von ganz besonderer Bedeutung ist, nur neun Lieues in der Länge bei vieren in der Breite…
    – Welche denn?
    – Malta.
    – Malta! rief Wolston, dessen Britendünkel bei diesem Namen erwachte. Nun, warum sollte die Neue Schweiz nicht zu einem Malta des Indischen Oceans werden?…«
    In Jack stieg dabei freilich die Frage auf, warum denn die alte Schweiz sie nicht ebenso gut für sich behalten und hier vielleicht eine blühende helvetische Colonie anlegen könnte.
    Der Himmel war sehr klar und die Luft bis zum Horizonte völlig frei von Dünsten. Keine Spur von Feuchtigkeit war zu bemerken und das Land mit allen seinen Unebenheiten ganz deutlich zu übersehen.
    Da der Abstieg jedenfalls dreimal weniger Zeit erforderte, als der Aufstieg, blieben Wolston und den beiden Brüdern einige Stunden übrig, ehe sie nach dem Tannenwalde hinunter wieder aufbrechen mußten. Mit dem von Hand zu Hand gehenden Fernrohre betrachteten sie aufmerksam das weite Land, das sich vor ihnen ausdehnte.
    Ernst hatte Taschenbuch und Bleistift hervorgeholt und zeichnete die Linien des Ovals ab, die den neunzehnten Grad südlicher Breite mit einer Länge von etwa vierundzwanzig Lieues und den hundertvierzehnten Meridian mit einer solchen von neunzehn Lieues durchschnitten.
    Auf einer Strecke, die in der Luftlinie zehn bis elf Lieues messen mochte, ließ sich nach Norden zu folgendes erkennen:
    Zunächst begleitete ein schmaler Meeresstreifen jenseit der Küste den Theil, der zwischen dem Cap der Getäuschten Hoffnung und dem Vorgebirge lag, das die Perlenbucht abschloß.
    »Nein, da ist kein Irrthum möglich, meinte Jack, und ich brauche gar kein Fernrohr, das Gelobte Land und die Küste bis zur Rettungsbucht zu erkennen…
    – Gewiß nicht, setzte Wolston hinzu, und dort an der entgegengesetzten Seite sieht man das Cap im Osten, das die »Licorne«-Bai beschützt.
    – Leider kann man, versetzte Jack, selbst mit Ernstens vorzüglichem Fernrohre die Gegend in der Umgebung des Schakalbaches nicht sehen.
    – Das kommt, erwiderte Ernst, daher, daß sie von der sie im Süden begrenzenden Felsenwand verdeckt wird. Da man von Felsenheim und Falkenhorst aus den höchsten Gipfel der Berge nicht zu sehen vermag, kann man auch von der Höhe der Kette aus Falkenhorst und Felsenheim nicht sehen. Das ist doch logisch, meine ich…
    – Vollkommen, Du Erzlogiker, Du! antwortete Jack. Das müßte aber ebenso für das Cap der Getäuschten Hoffnung Geltung haben, und doch ist das jenes weit nach Norden hinausreichende Vorgebirge, das man von hier aus erkennen kann…
    – Ja, doch so sicher es ist, fuhr Ernst fort, daß man von jenem Cap und selbst vom Prospect-Hill aus den Kegelberg hier wahrnehmen kann. gehört doch vor allem dazu, daß man einmal danach hinblickt. Wahrscheinlich haben wir das noch nie mit der nöthigen Aufmerksamkeit gethan.
    – Aus dem allen, meinte Wolston, geht hervor, daß die eigentliche Bergkette doch von den Anhöhen des Grünthales aus sichtbar sein müßte.
    – Gewiß, Herr Wolston, erklärte Ernst, und eben diese Höhen verbergen Felsenheim unseren Blicken.
    – Das bedauere ich, fiel Jack ein, denn ich bin überzeugt, daß wir da meinen Vater, meine Mutter, Frau Wolston und Annah hätten unterscheiden können, und wenn es ihnen eingefallen wäre, sich nach dem Prospect-Hill zu begeben, wette ich, daß wir sie einzeln hätten erkennen können… natürlich mit dem Fernrohre. Jetzt weilen sie nun da unten, sprechen von uns, zählen die Stunden und sagen sich vielleicht: Gestern mußten unsere Ausflügler am Fuße der Berge, und heute werden sie auf deren Kamme sein. Sie fragen sich wohl auch. welche Ausdehnung die Neue Schweiz haben möge. und ob sie sich im Indischen Meere hübsch sehen lassen könne…
    – Sehr schön, lieber Sohn, es ist, als ob wir sie hörten! sagte Wolston..
    – Und

Weitere Kostenlose Bücher