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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sonnenschein geblendet. Und dann Jalon, und es war schön, den kleinen Jotunn zu sehen und ihn zu umarmen und ihm auf den Rücken zu klopfen. Er hatte sich rasiert und gewaschen, seit Rap ihn das letzte Mal gesehen hatte, als ihr Boot in die Bucht gesegelt war, doch er roch immer noch streng nach Salzwasser. Jalon schien absurd glücklich, Rap umarmen zu können, versuchte seine Augen gegen das Licht zu schützen und gleichzeitig mit ihnen zu weinen, und murmelte Unsinn.
    Rap ließ den Schacht in Gedanken los, und sofort begann er zu schrumpfen. Die Wachen hatten die vermauerte Tür noch nicht durchbrochen, und wenn sie ankamen, würden sowohl Leiter als auch Schacht verschwunden sein. Sollten die roten Scheusale sich doch darüber wundern!
    Inos Tante Kade starrte auf einen Trupp braungekleideter Familienväter, die sich ihnen näherten. Sie marschierten an ihr vorbei, ohne sie anzusehen, Kade sah an ihrer verdreckten, blutbesudelten Kleidung hinunter, dann blickte sie Rap an. Dann Jalon. Sie schob ihr wild fliegendes weißes Haar zurück, und ihre Finger erfühlten sogar dort verkrustetes Blut..
    »Könnt Ihr uns sicher zu meinem Quartier zurückgeleiten, Master Rap?« »Gewiß, Ma’am.«
    »Und dann hoffe ich, daß Ihr beide mir beim Frühstück Gesellschaft leistet. Wir haben viel zu besprechen.«

4
    Am Ende der langen Treppe lümmelten sich zwei sehr gelangweilte Wachen vor der Tür zu Kadolans Suite. Es waren nicht die Turner, die sie in der Nacht gesehen hatte, doch sie sahen weder älter aus, noch waren sie mehr von ihren Pflichten beeindruckt. Sie konnte sich natürlich bei Prinz Kar über die Güte der Beschützer beschweren, die er ihr zugeteilt hatte – trotz ihrer Müdigkeit mußte sie über diesen absurden Witz kichern. Als Rap die Tür berührte und das Schloß klickte, sah sich einer der jungen Wachen leicht verwirrt um, doch offensichtlich bemerkte er nicht, daß drei Menschen eintraten.
    In ihrem Gemach zog sich Kade schnell ihr Nachtgewand an und reichte ihre verschmutzten Kleider zu Rap hinaus, der versprach, daß sie auf ewig verschwinden würden. Dann wischte sie sich die Flecken von Händen und Gesicht und klingelte nach ihren Dienerinnen. Erstaunlicherweise war die Sonne noch nicht weit über den Horizont getreten.
    Die Haushälterin, Mistress Zuthrobe, hatte Kadolan auch nicht beeindruckt, bevor in der Nacht enthüllt wurde, was ihre jungen Schützlinge mit den Wachen anstellten. Jetzt brach Zuthrobe in Panik aus, als ihr mitgeteilt wurde, daß der Sultan und die Sultana zum Frühstück erwartet wurden. Sie eilte davon, ohne sich zu erkundigen, wie Kadolan eine solche Nachricht erhalten hatte, von der das Personal keine Ahnung hatte. Intrigen waren gewiß ansteckend, entschied Kade, und in Arakkaran waren sie einheimisch.
    Es war die schwerste Nacht ihres Lebens gewesen, doch die Aufregung belebte und ein heißes Bad erfrischte sie. Dann eilte sie hinaus auf den Balkon, wo sie ein üppiges Mahl vorfand, das bereits von einem ausgehungerten Faun niedergemacht wurde und von… Verflixt!… dem impischen Gassenkind Thinal.
    Rap sprang auf, als sie sich näherte, der kleine Dieb aber grinste nur anzüglich und zeigte dabei einen Mund voller unregelmäßiger, schmutziger Zähne. Bis auf ein paar zerlumpte Shorts war er nackt. Er brauchte dringend eine Rasur, einen Haarschnitt und ein sehr gründliches Bad.
    Als sie sah, daß eine Unterhaltung warten mußte – und weil sie sich selbst nach den Strapazen der Nacht angenehm hungrig fühlte –, nahm Kadolan sich eine großzügige Portion und leistete den beiden beim Mahl Gesellschaft. Niemand sprach ein Wort, bis das Essen beendet war.
    Jetzt, wo sie ihn endlich ausgiebig betrachten konnte, war sie überrascht, wie groß und – nun ja – kräftig Master Rap war. Er war der einzige Faun, den sie kannte, doch war sie immer der Meinung gewesen, Faune gehörten zu den kleineren Rassen. Selbst wenn man berücksichtigte, daß er neben dem schmächtigen Thinal saß, wirkte Rap groß, größer als die meisten männlichen Imps, fast so groß wie ein Jotunn oder Djinn. Natürlich war er zum Teil Jotunn – so wie Inos auch.
    In der Ferne eilten Wachttrupps hin und her, und Kade konnte sich denken, daß sie die Autoritäten des Palastes in einen unvorhergesehen Aufruhr gestürzt hatte. Der Gedanke war nicht unangenehm.
    Sobald ihr Hunger gestillt war, wünschte sie sich, Doktor Sagorn wäre zugegen, um mit ihr einen kultivierten Diskurs zu führen, oder

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