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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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zumindest Andor, wenn er nüchtern wäre. So gut wie jeder der fünf wäre besser als Thinal, der sie mit einem abschätzenden, habsüchtigen Blick anstarrte, während er kaute. Er gab ihr das Gefühl, ein Schoßkaninchen in Gegenwart von etwas Wildem und Hungrigem zu sein. Seine Augen waren rotgerändert, und er gähnte häufig, oft auch mit vollem Mund.
    Seine Manieren waren grauenhaft, in jeder Hinsicht.
    Master Rap andererseits handhabte sein kurzes Besteck – und wenn nötig seine Nahrung – sehr gut, genausogut wie sie selbst. Man würde ihn vielleicht weniger lehren müssen, als sie erwartet hatte, um ihn zu einem respektablen Gefährten für Inos zu machen. Sie fragte sich, ob er einwilligen würde, sich das Haar locken zu lassen, denn es lag offenbar niemals glatt an.
    Inos und Azak mußten inzwischen losgesegelt sein, doch ein Magier sollte in der Lage sein, für gute Transportmöglichkeiten zu sorgen und vielleicht sogar ihre Reise zu beschleunigen. Die meisten Schiffe legten an allen größeren Häfen entlang der Küste an. Sie würde also mit Master Raps Hilfe die Verfolgung aufnehmen und in Brogogo oder Torkag den Sultan abfangen. Dann könnte Rap Inos Wunden heilen und Azak mittels okkulter Überredungsgabe dazu bringen, daß die Ehe annulliert wurde. Natürlich war es immer noch nur auf dem Papier eine Ehe.
    Sobald Inos und der Faun erst einmal unter Kadolans Schutz vereint waren, konnten sie sich um das Problem Krasnegar kümmern. Sollte das nicht lösbar sein, würde ein behagliches Anwesen in einem angenehm zivilisierten Eckchen des Impires gewiß innerhalb der Möglichkeiten eines Magiers liegen. Genauso wie in den Geschichten der Dichter – die Geliebten würden ein Happy End erleben!
    Kade, die mit sich selbst außerordentlich zufrieden war – und den Göttern natürlich angemessen dankbar –, nahm noch einen Granatapfel. Diese tropischen Delikatessen boten auf jeden Fall einen guten Ausgleich dafür, daß sie auf ihre gewohnten Lieblingsfrüchte verzichten mußte.
    Die beiden jungen Leute aßen viel schneller als sie, doch alle drei schienen ungefähr gleichzeitig gesättigt zu sein. Thinal rülpste und schob seinen Stuhl zurück. Er machte sich daran, seine Zehennägel mit einem Obstmesser zu schneiden. Kadolan tupfte ihre Lippen mit einer Leinenserviette ab. Rap goß ihr noch eine Tasse Kaffee ein und nahm selbst auch noch eine.
    Dann starrte er zur Tür und runzelte die Stirn. »Ihr habt einen Besucher, Ma’am. Ich glaube, ich kann dafür sorgen, daß wir nicht bemerkt werden.«
    Das schien passend, nach ihrer unbemerkten Rückkehr quer durch das Gelände des Palastes. Bevor Kadolan sich näher nach dem Besucher erkundigen konnte, eilte Mistress Zuthrobe verschleiert und mit vor Furcht geweiteten Augen herein.
    »Seine Hoheit, Prinz Kar, Ma’am!«
    Wieder öffnete Kadolan den Mund, wurde jedoch am Sprechen gehindert. Ohne auf ihre Einladung zu warten, schritt Kar auf den Balkon, zwei der furchterregenden Familienväter im Gefolge. Er ging direkt zu ihrem Stuhl und starrte mit einem unheimlichen kleinen Lächeln auf sie hinunter, als sei er der Lehrer und sie eine schlechte Schülerin.
    Sie hatte den Befehlshaber der Sicherheitskräfte mit dem Babygesicht einige Male bei den Vorbereitungen für die Hochzeit getroffen, doch selbst diese kurzen, formellen Zusammentreffen hatten ihr klargemacht, warum Inosolan ihn so einschüchternd fand. Die Gegenwart von zwei offensichtlichen Eindringlingen an Kadolans Tisch änderte nichts daran, obwohl Kar sie nicht zu bemerken schien.
    Er wandte sich zu Zuthrobe um, die im Hintergrund herumzappelte und offensichtlich beabsichtigte, das unorthodoxe Gespräch zu überwachen. Er brauchte nichts zu sagen – sein Gesichtsausdruck reichte aus, und sie floh zurück ins Zimmer. Schließlich gewährte er seine verächtlichen Blicke wieder Kadolan.
    »Ihr erwartet Gesellschaft, wie ich höre?«
     
    Sie bedachte ihn mit ihrem unschuldigsten Lächeln. »Nun, Inosolan hat mich letzte Nacht aufgesucht. Ich habe Kenntnis, daß sie abgereist ist.« »Und?« Das dünne Lächeln wirkte eher finster.
    Aus den Augenwinkeln konnte Kadolan erkennen, daß der unsichtbare Thinal obszöne Gesten in Richtung Kar machte, was Rap zu einem schwachen Grinsen veranlaßte.
    »Ich höre, daß die Abreise so lange wie möglich geheim gehalten werden soll. Ich dachte, ich könnte das Gerücht streuen, daß sie bei mir gefrühstückt haben; das Wasser ein wenig trüben.«
    Seine

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