Dave Duncan
Raumes und traten dabei vorsichtig über die am Boden liegenden Leichen, bis sie zu dem Teppich kamen, der immer noch mit Würfeln und Münzen übersät war. Sagorn reichte ihr eine Hand und stützte sie, als sie sich auf einem Kissen niederließ. Dann setzte er sich neben sie, doch er blickte hinüber zu dem Magier. Zwei alte Narren… aber vielleicht würden sie sich doch noch durchsetzen.
Der Türrahmen war nun mit einer gemauerten Wand ausgefüllt, schwarz wie die Wände in Inissos Burg, ganz anders als der einheimische rötliche Stein. Die Familienväter waren für eine Weile beschäftigt, doch ihre Opfer waren eingemauert, und ihre flackernden Laternen verpesteten stetig die Luft. Aus dieser Krypta gab es anscheinend keinen Weg hin– aus, dennoch redete sie sich ein, sich keine Sorgen zu machen, denn jetzt war die Zauberei auf ihrer Seite. Alles würde anders werden.
Sagorn hustete einige Male. Einmal runzelte er die Stirn und sah auf, und als sie seinem Blick folgte, sah sie eine winzige Öffnung in der Dekke. Sie hatte schon zuvor einen schwachen Lufthauch verspürt und angenommen, es müsse sich um eine Art Belüftung handeln, doch selbst ein Kind könnte nicht durch diesen schmalen Kamin klettern. Aber es war besser als nichts. Das könnte erklären, warum die Wachen auf dieser Seite des Raumes gesessen hatten, oder vielleicht hatte der Gefangene an der Tür gelegen, damit sie jedesmal einen Blick auf ihn werfen konnten, wenn sie kamen und gingen. Das spielte keine Rolle mehr. Sie war zu erschöpft, um sich darüber Gedanken zu machen.
»Sollten die Lampen ausmachen«, murmelte Sagorn. »Nur eine brennen lassen.« Aber er rührte sich nicht. Sein Gesicht war abgezehrt, die Falten um seinen Mund tiefer als je zuvor, und sein spärliches Haar war von weißen Strähnen durchzogen. Das Blut auf seiner Kleidung war getrocknet, aber seine Hände und sein faltiger Hals waren blutverschmiert. Kadolan mußte selbst genauso schlimm aussehen. Es war eine ganz knappe Sache gewesen. Langsam legte sich die Starre, und sie fühlte sich älter als die Hexe des Nordens.
Da entfuhr Sagorn ein verwunderter Ausruf, und sie wandte sich um und sah, daß der Faun sich aufgesetzt und seine Hände befreit hatte. Er zog die rostigen Fußfesseln über seine Knöchel, als wären sie weich wie Butter. Er warf einen Blick auf seine Zuschauer; Kadolan wandte eilig ihren Blick ab.
Doch schon kam er zu ihnen herüber und war dabei voll bekleidet – Stiefel und lange Hosen und ein langärmeliges Hemd, die Art selbstgesponnener Kleider, die ein Stalljunge in Krasnegar tragen würde. Er war sauber, und die Bartstoppeln waren aus seinem Gesicht verschwunden, doch er trug immer noch diese idiotischen Tätowierungen um die Augen, und sein braunes Haar war zerzaust wie ein Stechginsterstrauch.
Rasha hatte ihre äußere Erscheinung je nach Laune verändert. Kadolan war zuversichtlich, daß Master Rap eine solche Täuschung als unter seiner Würde betrachten würde. Er mußte über einen Überfluß an Macht verfügen, sonst hätte er die Wunder, bei denen sie Zeuge gewesen waren, nicht bewirken können, doch mit der Wahrheit würde er niemals Spielchen treiben. Vielleicht mußte sie schon bald eingestehen, daß die Götter wußten, was Sie taten.
Er verbeugte sich linkisch vor ihr. »Ich stehe tief in Eurer Schuld, Ma’am.« Er geriet ins Stottern und wurde rot. »Eine Frau… Lady… die die Kraft hat… ich meine –«
»Das war das mindeste, was ich tun konnte, Master Rap. Ich fühle mich für vieles, was geschehen ist, verantwortlich.«
Er schaute sie mit großen Augen an. Es waren klare graue Augen, sehr unschuldig, aber sie spürte, daß er mehr als weltliche Selbstbeherrschung nutzte, damit sein Gesicht seine Gedanken nicht verriet. Seine Gelassenheit war unheimlich – kein Mann konnte sich so schnell von einer solchen Tortur erholen. »Ihr, Ma’am?«
Sie nickte erschöpft. »Ich würde das jetzt lieber nicht vertiefen.« »Natürlich nicht, Ma’am.« Er runzelte die Stirn und zeigte mit einer Hand auf die Leichen. »Wie viele sind gestorben?«
Sie warf Sagorn einen Blick zu, der die Frage beantwortete. »Elf.« Rap verzog das Gesicht. »Gott der Gnade! Das bin ich nicht wert!«
Konnte er das ernst meinen? »Ihr glaubt nicht, daß sie es verdient haben? Nach allem, was sie Euch angetan haben?«
Er zuckte die Achseln. »Die Toten sind nicht diejenigen, die es verdient haben, oder? Die Götter sind selten so ordentlich. Und
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