Dave Duncan
dafür, daß sie schwerer herzustellen war. Die Mauer, die die Djinns zurückhielt… und der Schacht würde auf seine ursprüngliche Größe zurückschrumpfen, also sollte er besser ganz fest daran denken, solange Inos Tante Kade hindurchkroch!
Als er erst einmal die Ebene der Hauptkeller erreicht hatte, arbeitete er außerdem mit gemauerten Steinen, und er mußte aufpassen, daß er die Steine nicht verschob oder eine Mauer zum Einstürzen brachte. Seine Sehergabe sagte ihm, daß der Ausgang auf einen bevölkerten Hof hinaus führte, also arbeitete er gleichzeitig an Schacht und Leiter, während er darüber nachdachte, wie er sich selbst unsichtbar machen könnte. Außerdem versetzte er seine Umgebung ganz fürchterlich in Schwingungen. Vermutlich würde er mit mehr Übung ein wenig geschickter arbeiten können, doch jedesmal, wenn er der Leiter eine weitere Sprosse hinzufügte, schien der Palast wie ein Tamburin zu erzittern. Erstaunlich, daß es sonst niemand bemerkte!… alle sollten hinfallen und »Ein Erdbeben, ein Erdbeben!« schreien. Glücklicherweise war der gesamte Palast von einem Schutzschild umgeben, wenn auch nicht von einem besonders guten, und er beulte sich an merkwürdigen Stellen ein wenig aus, aber vermutlich würde er ausreichen, um Raps Aktivitäten vor Zauberern auf der anderen Seite zu verbergen. Götter! Sie würden ihn sonst in Krasnegar erspüren. Lith’rian hatte einige Wellen hervorgerufen, aber Rap erschuf Flutwellen. Anfänger!
Stechende Schmerzen ermahnten ihn, seinen eigenen Körper nicht zu vergessen. Da gab es also noch einen Zauber: Heilung. Wenn er jetzt nicht an sich selbst dachte, dann würde er bald wieder so aussehen wie kurz zuvor. Er hielt sich mit Magie zusammen, doch er verbesserte auch seine natürliche Heilung. Vielleicht war die natürliche Heilung eine Zauberei der Götter, doch er konnte auf jeden Fall spüren, wie tief in ihm, ganz langsam, die Wunden heilten, eine andere Art des Okkulten wirkte. Selbst als Geweihter war er in der Lage gewesen, den natürlichen Heilungsprozeß zu beschleunigen. Er dachte, jetzt müsse er auch fähig sein, dies für andere Menschen zu bewirken. Wie bei Inos. Verbrennungen? Ja, er glaubte es zu können.
Ein richtiger Zauberer wäre natürlich in der Lage, mit Magie eine sofortige völlige Heilung zu bewirken, doch ein Magier würde sich gedulden müssen und seine okkulten Bandagen tragen, bis die Heilung vollzogen war. Er würde einige Nächte lang auch seinen Schlafplatz sorgfältig aussuchen müssen; einen Ort, wo der Geruch nach Wundbrand niemanden stören würde. Er konnte sich doch sicher selbst mit einem Schlafbann belegen, oder?…
Seinen Bart und die Blutflecken zu beseitigen – das war eine andere Art der Magie gewesen, eine Geh-weg-Magie. Die hielt er für anhaltend. Keine Zeit, es herauszufinden…
Die ursprüngliche Öffnung war ein sehr kleines Gitter gewesen, hoch oben in der Mauer des Gebäudes. Rap öffnete ein weiteres in Bodennähe, mit einem Unaufmerksamkeits-Anticharisma drumherum, und er kroch hinaus auf die Steinplatten des Hofes, die bereits von der frühen Morgensonne erwärmt waren. Er schloß seine Augen vor dem hellen Licht, während er den blauen Himmel und die dort fliegenden Lenkdrachen betrachtete. Blumen, Brunnen und schöne Pferde, die okkulte Wand um den Palast herum, die jede weitere Aussicht blockierte. Unten in den Kellern und im Kerker drehten die Djinns durch… viel zu viele von ihnen im Kerker; der Luftmangel raffte sie dahin.
Ein Trupp berittener Wachen ritt direkt an ihm vorbei, ohne die neue Öffnung in der Mauer eines Blickes zu würdigen oder den nackten… Hoppla!
Er trieb seine Fähigkeiten jetzt an gefährliche Grenzen, weil er zu viele Eier gleichzeitig ausbrüten wollte: sich selbst gesund erhalten, den Schacht geöffnet und die Leiter greifbar, alle anderen abgelenkt, ein Auge auf die Prinzessin und Jalon… Jalon?…, die sich ihren Weg an die Oberfläche erkämpften. Er durfte auch seinen Kopf nicht vergessen. Zu viel Gelassenheit, und er würde in Ohnmacht fallen und einige der Eier fallen lassen. Zu wenig, und er würde sich mit dem verrückten Jungen in sich auseinandersetzen müssen, der durch Furcht und Todesqualen kurz vor dem Wahnsinn stand und nur noch schreien wollte… auch dieser Heilungsprozeß würde Geduld erfordern. Die Nächte würden sicherlich hart für ihn werden.
Schließlich ergriff er die Hand der Prinzessin und half ihr heraus; sie wurde vom
Weitere Kostenlose Bücher