Dave Duncan
Augen leuchteten wie Splitter pinkfarbenen Granits. »Seine Majestät reist heute morgen durch die nördlichen Gebiete.«
»Oh! Nun, das ist hübsch. Dann biete ich sozusagen ein zweites Alibi?« »Ihr habt ein Alibi geschwächt, das enorm viel Vorbereitung gekostet hat. Ihr habt das alles doch nicht alles allein gegessen.«
Sie wurde langsam nervös und wedelte mit der Hand durch die leere Luft jenseits des Balkons. »Natürlich nicht, Eure Hoheit.«
Wäre nicht ein Magier in ihrer Nähe gewesen, hätte Kars Lächeln sie schon zu Eis erstarren lassen. »Ich finde, diese Gemächer sind nicht angemessen, Ma’am. Wir finden sicher etwas Passenderes für Euch, das auch leichter bewacht werden kann.«
»Hier ist es ganz zufriedenstellend. Ich finde die Antiquitäten faszinierend. Stimmt etwas nicht?«
»Eindringlinge schleichen durch den Palast. Wachen sind ermordet worden – und der Faun ist entkommen!«
»Ich bin entzückt, das zu hören«, antwortete sie ruhig. »Wenn Ihr glaubt, daß ich ihn verstecke, dann gestatte ich Euch gerne, mein Quartier zu durchsuchen.«
»Das haben meine Männer bereits getan.« Kar wirbelte auf dem Absatz herum und marschierte mit klingenden Sporen hinaus. Seine Handlanger folgten ihm.
Thinal grinste und machte hinter seinem Rücken eine letzte obszöne Geste. Rap runzelte die Stirn.
»Also!« Kade ärgerte sich, daß ihr Herz schneller schlug, als ziemlich war. »Ich danke Euch, Master Rap. Eure Kräfte sind in Arakkaran eine willkommene Hilfe!«
Der Junge lächelte schwach, doch seine wahren Gefühle hielt er immer noch verborgen.
»Vielleicht sollten wir nun unsere Erlebnisse vergleichen und einige Pläne machen?«
Er nickte. »Zuerst muß ich Thinal zu den Toren begleiten und ihn sicher auf den Weg bringen. Es wäre unfair, Gathmor noch länger auf die Folter zu spannen.«
»Gathmor?«
»Noch ein Freund. Ein guter Freund. Ein Seemann. Ihr habt ihn einmal gesehen.«
»So?« Das Gespräch entwickelte sich bereits anders, als sie es geplant hatte.
»In dem magischen Fenster. Er war der dritte Mann, als Sagorn und ich auf den Drachen trafen.«
Götter! »Die Prophezeiung hat sich erfüllt?«
»Die erste…« Plötzlich runzelte der Faun die Stirn und wirkte sehr beunruhigt, als er fortfuhr. »Und ich schätze, das macht die beiden anderen unvermeidlich.«
Ein Duell mit dem berüchtigten Kalkor? Folter im Dorf der Kobolde? Sie war entsetzt. »Sicher nicht! Warum?«
»Weil das Fenster offensichtlich recht hatte. Warum habe ich das nicht früher erkannt?« Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Einige Dinge sind mir jetzt ganz klar, Dinge, die ich bislang nicht wußte.«
»Geben die Worte Weisheit?« Zitternd nahm sie einen Schluck Kaffee. »Dann könnt Ihr mir vielleicht etwas erklären, Master Rap, das mir Kopfschmerzen bereitet. Mein Wort der Macht hat mir offenbar nie besonders geholfen, auch nicht meiner Schwägerin, als sie noch lebte. Ich bin davon ausgegangen, daß es nur sehr wenig Macht hat… daß es in der Vergangenheit durch allzu häufige Teilung an Wirkung verloren hat oder daß es sich mit der Zeit abnutzt. Dennoch hat es in Euch außerordentliche Fähigkeiten zutage gebracht. Gestern wart Ihr all dieser Dinge doch gewiß noch nicht mächtig?«
Wieder schüttelte er den Kopf, seine grauen Augen blieben unergründlich. Erst nach einer Weile antwortete er ihr. »Ich weiß mehr darüber! Doch… es ist nicht einfach zu erklären.«
»Oh, wir haben viel Zeit.«
»Haben wir nicht, im Moment jedenfalls nicht. Aber das ist es nicht. Ich meine, ich fühle das starke Bedürfnis, nicht über solche Dinge zu sprechen. Die Worte sind von Natur aus sehr verschwiegen!« Er starrte in Thinals niederträchtige Augen. »Das muß der Grund sein, warum neugierige Normalsterbliche wie Sagorn so viele Schwierigkeiten haben, sie zu finden!«
Der Dieb nickte und grinste verschlagen.
»Ich werde es dennoch versuchen.« Rap holte tief Luft. »Offenbar sind drei Dinge darin verwickelt, Ma’am. Erstens ist da natürlich die Anzahl der Worte. Eines ergibt ein Genie, zwei einen Geweihten. Dann Magier und Zauberer. Alle sind anders. Selten hat ein Genie okkulte Kräfte wie ich – und so weiter. Die Anzahl der Worte ist an sich schon wichtig. Jeder weiß das.«
»Wie die Anzahl der Räder an einer Kutsche.«
»Ja! Eine Schubkarre oder ein Einspänner oder…« Er lächelte sein schüchternes kleines Lächeln. »Ich kenne nichts mit drei
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