David Garrett - die exklusive Biografie
Leistungen der Klassenmitglieder zurückblieb, sollte in den nächsten Wochen noch fleiÃiger üben, um beim nächsten Mal mithalten zu können.
Coosje Wijzenbeek setzte jedoch nicht nur auf die Selbstmotivation der Kleinen. Bei den Wettbewerben waren die Eltern stets dabei. Sollte ein Kind also nicht genügend Ehrgeiz entwickeln, es beim nächsten Mal besser machen zu wollen, konnte man durchaus darauf bauen, dass die Eltern zu Hause den Drill verstärken würden.
Georg Paul Bongartz war von den Aufenthalten in Hilversum begeistert. Vor allem die Wettbewerbe hatten es ihm angetan, da sein Sohn dort regelmäÃig brillierte.
Eine Kindheit also, die täglich von Geigenspiel und von Konkurrenzdruck geprägt war. Für die meisten Eltern und Kinder ist ein solcher Alltag unvorstellbar. Für David Christian Bongartz war dies normal, er kannte nichts anderes. Tatsächlich hatte der Junge zu diesem Zeitpunkt bereits den Wunsch gefasst, Berufsmusiker zu werden. Vermutlich auch, weil er gar keine Alternativen kannte. Lokführer oder Rennfahrer werden, wie Gleichaltrige es sich erträumen? Er wusste ja nicht einmal, was ein Rennfahrer war. Vertraut war ihm seine Violine, mit der er immer weitere Fortschritte machte, und in musikalischer Hinsicht zahlte sich der Aufwand schnell aus. Die positive Entwicklung des Ausnahmetalents lieà in den Augen der Eltern die Bühne der niederländischen Schule bald zu klein wirken. Etwas GröÃeres musste her, eine Veranstaltung mit höherem Stellenwert, bei der der Junge vor Fachpublikum glänzen konnte .
Rasch fiel die Auswahl auf »Jugend musiziert«. Dieser in Deutschland seit 1964 bundesweit veranstaltete Wettbewerb ist eine der renommiertesten Plattformen für junge Musiker. Er wurde gegründet mit der Absicht, gezielt nach Nachwuchs für die groÃen Orchester zu suchen. Im Laufe der Zeit entwickelte er sich jedoch zu einem Projekt, das sich der Förderung von Kindern und Jugendlichen mit musikalischen Ambitionen widmet. Bis heute haben etwa 500 000 Talente an »Jugend musiziert« teilgenommen.
Für David Christian Bongartz wurde »Jugend musiziert« zum ersten groÃen Wettkampf und zum Meilenstein. Mit seinen fünf Jahren zählte er zu den jüngsten Teilnehmern. Er überzeugte die Juroren mit einem fehlerfreien Vortrag der F-Dur-Romanze von Beethoven und sicherte sich damit den ersten Platz.
Der Vater erinnerte sich später in einem Interview an diesen Moment. David hätte auf der Bühne an Herkules oder an Siegfried mit seinem Schwert Balmung erinnert â an einen heroischen Kämpfer. Vor allem aber wäre der Auftritt bei »Jugend musiziert« der endgültige Beweis gewesen, wozu der Junge fähig war. SchlieÃlich enthalte die F-Dur-Romanze von Beethoven einen besonders schwierigen Griffwechsel von der G- zur E-Saite, den David meisterhaft bewältigt hatte. Diese Leistung, sagte Bongartz, hätte ihm endgültig vor Augen geführt, dass es sich bei seinem Sohn um einen groÃartigen Violinisten handelte.
Der beachtliche Erfolg bei »Jugend musiziert« zog noch höhere Anforderungen nach sich. Die Eltern waren stolz auf David, sahen sich aber gleichzeitig in ihrer Annahme bestätigt, dass ihr Kind einzigartige Fähigkeiten besaÃ, die es zu fördern galt.
RegelmäÃig trat David nun auch öffentlich auf. Zwar füllte er noch keine groÃen Konzerthallen, aber er lernte einmal mehr, dass er von Menschen immer dann Beifall und Anerkennung bekam, wenn er für sie auf der Geige spielte.
Der Traum von der Weltkarriere
Der genaue Zeitpunkt, an dem aus David Bongartz der Musiker mit dem Namen Garrett wurde, ist unklar. David selbst gab in Interviews sein achtes Lebensjahr an â die Erinnerung könnte aber angesichts der noch ungenauen Perspektive eines Kindes trügen. Andere Quellen besagen, das Wunderkind sei erst im Alter von zehn Jahren unter dem neuen Namen aufgetreten. Vermutlich treffen beide Angaben zu: Von der ersten Idee bis zur tatsächlichen Umsetzung und dauerhaften Etablierung des Namenswechsels dürfte einige Zeit vergangen sein.
Ausschlaggebend für die Umbennung soll laut Davids Vater übrigens der Umstand gewesen sein, dass der Name Bongartz in der Branche weltweit für Violinenauktionen bekannt war â als Vater habe er vermeiden wollen, dass sein Sohn immer und sofort mit ihm in Verbindung gebracht
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