David Garrett - die exklusive Biografie
Primaballerina Garrett wurde die Ehefrau und Mutter Bongartz.
Die Verbindung zwischen einer Primaballerina und einem Geigenliebhaber machte es nun fast selbstverständlich, dass die klassische Musik das Familienleben prägte. Nicht nur passiv, sondern auch aktiv. Vor allem der Vater legte Wert darauf, dass jedes seiner Kinder ein Instrument erlernte. Das galt natürlich zunächst für den ältesten Sohn Alexander, der ab dem Alter von sechs Jahren Geigenunterricht erhielt.
David Christian war eigentlich noch zu klein, doch ein klassischer Geschwisterkonflikt schuf die Basis für die Karriere eines Violinisten, als dieser gerade einmal vier Jahre alt war. David Garrett berichtet noch heute davon, dass Alexanders neues »Spielzeug« den Ausschlag für seine eigene Entwicklung gab: »Es war wie mit dem Fahrrad, das der ältere Bruder besitzt: Das will ich auch haben!« Der groÃe Bruder hatte eine Geige, der Jüngere war neidisch und nahm sie dem Ãlteren weg.
Der Vierjährige wollte das Instrument jedoch nicht nur besitzen, er wollte es auch benutzen. Also machte er auf der Geige das nach, was er bei seinem Bruder beobachtet hatte. Im Hause Bongartz amüsierte man sich zunächst über den Streich. Da David Christian ein lebhaftes, extrovertiertes Kind war, überraschte die »Aktion Geigenklau« nicht sonderlich. Doch was zunächst noch als lustige Kinderei erschien, wuchs schnell zu mehr heran.
Während andere Kinder ihr »Beutestück« vermutlich nach dem ersten Triumph beiseitegelegt hätten, mochte David sich von dem Instrument nicht mehr trennen. Mit einer Mischung aus Neugier und Selbstverständlichkeit spielte er auf der Geige und lernte zur allgemeinen Ãberraschung rasend schnell die Musikstücke, die sich eigentlich sein Bruder im Geigenunterricht aneignen sollte. Den Eltern wurde schnell bewusst, welches Potenzial sich hier entfaltete.
Einen lieà die Angelegenheit jedoch kalt: Alexander war wegen des Geigenklaus nicht etwa beleidigt, er wandte sich vielmehr fast schon erleichtert dem Klavierunterricht zu. Die Violine hatte ihn nie wirklich interessiert.
Für den Vater war die Entdeckung des jungen Talents ein einschneidendes Erlebnis. Er, der die Geige so liebte, konnte nun über den Werdegang eines viel gröÃeren Genies mitbestimmen. Er zeigte ihm, wie er die Finger auf die Saiten setzen musste, um die richtigen Töne zu erzeugen.
Mit einer normalen Kindheit war es für David nach der eigentlich spielerischen Eroberung des Instruments schnell vorbei. Vater Bongartz setzte alles daran, dass der kleine Junge so oft und so intensiv wie möglich an seinem Talent arbeitete. Bald stand das Durchspielen aller wichtigen Geigenschulen auf dem täglichen Stundenplan.
Lange allerdings reichte dem Vater der häusliche Unterricht nicht mehr aus. In seinem Bewusstsein war der begabte Sohn längst zum Wunderkind gereift, das zu Höherem berufen war.
Kaum fünf Jahre alt geworden gab es für David nun auch keine normalen Wochenenden mehr. Stattdessen ging es gemeinsam mit den Eltern im Auto alle sieben Tage von Aachen über die niederländische Grenze in das rund 200 Kilometer nördlich gelegene Hilversum bei Amsterdam â hin und zurück vier Stunden Fahrt.
Tatsächlich war Georg Paul Bongartz an den Grenzen seiner eigenen Fähigkeiten als Musiker und Lehrer angelangt und wollte seinen Sohn zusätzlich von einem erfahrenen Ausbilder unterrichten lassen. Die Niederlande galten in jener Zeit als führend in der Förderung junger Talente, sowohl auf sportlichem als auch auf musikalischem Gebiet. In Hilversum hatte sich Coosje Wijzenbeek, selbst eine ausgezeichnete Violinistin, auf die Früherziehung Geige spielender Kinder spezialisiert. Für den kleinen David waren die Besuche in den Niederlanden die ersten Momente, in denen er nicht allein üben musste, sondern sich in der Gesellschaft anderer junger Talente wiederfand. Zu den Schülern Wijzenbeeks zählte auch die damals sechsjährige Holländerin Janine Jansen, die später ebenfalls international Karriere machte.
AuÃerdem konnte David nun regelmäÃig in kleinen Wettbewerben sein Können beweisen. Einmal im Monat mussten die Schüler vorspielen und sich dabei an der Konkurrenz messen. Hinter diesem Prozedere stand die Absicht, die einzelnen Schüler durch den Vergleich mit den anderen zu motivieren. Wer hinter den
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