David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma
zehn Tagen.«
»Wohin?« O’Shaughnessy war eindeutig blass geworden, und Khumalo schien dieser Veränderung eine gewisse düstere Befriedigung zu entnehmen.
»Sein augenblickliches Ziel ist ein Punkt annähernd einhundert Lichtjahre von Montana − achtunddreißig Lichtjahre von Monica −, wo er innerhalb der nächsten zehn bis vierzehn Tage ein Rendezvous mit der Copenhagen erwartet.«
»Himmel«, sagte O’Shaughnessy im Ton eines Gebetes, »bitte sagen Sie mir, er hat nicht vor …?«
»Das ist die einzige Erklärung, weshalb er sich für diese eigentümliche Art entschieden haben könnte, dem Admiral die Depeschen zu senden, Gregor«, sagte Shoupe schwerfällig.
»Der hat ja wohl völlig den Verstand verloren!«, keuchte O’Shaughnessy entsetzt. »Was für Irren gibt die Navy denn den Befehl über ihre Schiffe, gottverdammt noch mal?«
Shoupe sah ihn scharf an. In ihren dunkelbraunen Augen funkelte der Zorn, und selbst Khumalo bedachte ihn mit einem ärgerlichen Blick. Der Konteradmiral öffnete den Mund, doch Dame Estelle hob die Hand und stoppte ihn. Die Provisorische Gouverneurin sah O’Shaughnessy streng an und wies mit dem Zeigefinger auf ihn wie mit einer Pistole.
»Lassen Sie nicht Ihre Vorurteile mit sich durchgehen, ehe Sie das Gehirn einschalten, Gregor.« Sie hob nicht einmal die Stimme, aber ihr Satz traf ihn wie ein Peitschenhieb: O’Shaughnessy zuckte sichtlich zusammen, und die Provisorische Gouverneurin bedachte ihn mit einem kalten, gleichmütigen Blick. »Captain Terekhov hat seine Arrangements mit Vorbedacht so getroffen, dass er jederzeit geopfert werden kann, sollte es nötig werden. Ich kannte einmal eine Kommandantin der Navy, die genau das Gleiche getan hätte, wenn sie zu demselben Schluss gekommen wäre, zu dem er offensichtlich gelangt ist. Er könnte sich irren, aber er ist kein Irrer, und er setzt absichtlich seine Karriere aufs Spiel, aber nicht, um zu untermauern, was er glaubt, sondern damit die Königin ihn vor ein Kriegsgericht stellen kann, wenn sie es für nötig hält, um der galaktischen Öffentlichkeit zu beweisen, dass ihre Regierung nichts mit Terekhovs von vorn bis hinten ungenehmigten Vorstoß zu tun hatte.«
»Ich …« O’Shaughnessy hielt inne und räusperte sich. »Bitte entschuldigen Sie, Admiral. Loretta. Ambrose.« Er verneigte sich nacheinander vor jedem Offizier. »Die Provisorische Gouverneurin hat recht. Ich habe erst geredet und dann nachgedacht.«
»Glauben Sie mir, Mr O’Shaughnessy«, erwiderte Khumalo mit belegter Stimme, »ich bezweifle sehr, ob Sie noch irgendetwas Unschmeichelhaftes über Captain Terekhovs Denkvorgänge ausklügeln könnten, was mir nicht schon durch den Kopf gegangen ist. Was nicht heißen soll, dass die Provisorische Gouverneurin in irgendeiner Hinsicht falsch läge. Nur erscheint mir der ganze Gedanke so unfasslich, so bizarr, dass ich es einfach nicht für möglich halte.«
»Ich glaube … ja, ich glaube, ich halte es für möglich«, sagte O’Shaughnessy nach kurzem Schweigen.
»Wie bitte?« Khumalo sah ihn erstaunt an.
»Falls − und ich sage falls − in der Liga jemand absichtlich Leute wie Nordbrandt und Westman aufstachelt und bewaffnet, um den Sternhaufen zu destabilisieren, und dieser jemand bereit ist, die monicanische Navy aufzurüsten, dann könnte es tatsächlich Sinn ergeben«, sagte der Zivilist langsam.
»Wenn diese ominösen Hinterleute erwarten, dass Monica es mit uns aufnimmt, dann bräuchte ihre Navy aber eine massive Aufrüstung!«, schnaubte Khumalo.
»Gewiss, aber vielleicht nicht ganz so massiv, wie Sie annehmen, Admiral.«
Khumalo wollte etwas Heftiges erwidern, doch O’Shaughnessy schüttelte den Kopf.
»Ich stelle Ihr militärisches Urteilsvermögen keineswegs infrage. Nur was Terekhov und Van Dort herausgefunden haben, scheint mir ganz darauf hinzudeuten, dass wir es im Grunde mit einer politischen Operation zu tun haben, die zufällig eine militärische Komponente aufweist. Oh«, er hob beide Hände, »das Ganze ist viel zu kompliziert und erfordert ein Maß an Selbstvertrauen, das schon an blinde Arroganz grenzt, aber weiß Gott haben die Sollys in der Vergangenheit mehr als genügend Arroganz bewiesen. Ich glaube, es ist der Art Menschen, die so etwas versuchen, so gut wie unmöglich, sich eine Situation vorzustellen, die sie nicht kontrollieren können − oder wenigstens so weit verdrehen, dass es ihren Zwecken nützt −, und zwar deshalb, weil sie so zuversichtlich sind,
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