Davidson, Mary Janice - Unter Wasser liebt sich's besser
Böses im Schilde. Gott bewahre!“
Der Kapitän sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Doch dann hoben sich seine Mundwinkel ein wenig. „Warum hassen Sie Amerika, Dr. Bimm?“, fragte er freundlich.
Sie warf die Hände in die Luft. „Ach, hören sie mir doch damit auf, Kapitän!“
„Sie sehen aus, als wären Sie ungefähr genauso alt wie mein Sohn. Hmmm. Lassen Sie mich raten: Waren Ihre Eltern Hippies? Antimilitaristen? Vietnamdemonstranten?“
„Sie sind Hippies“, korrigierte sie ihn. „Und auch alles andere.“
„Mit anderen Worten, sie hatten die Freiheit, gegen ihre Regierung zu protestieren, weil das Militär diese Freiheit für sie verteidigte.“
„Kinder“, sagte Jonas, den Mund voll Rührei, „streitet euch nicht.“
„Ganz richtig, Jonas.“
„Tut mir leid“, brummte Fred.
„Schon gut, Dr. Bimm. Wie ich bereits sagte, hat meine Regierung keinen Angehörigen des Unterseevolkes körperlich geschädigt oder unrechtmäßig in Gewahrsam genommen. Weder zu militärischen Zwecken noch aus Gründen irgendwelcher Grenzstreitigkeiten und auch nicht aus Geld- oder Ölinteressen. Überhaupt nicht. Ich bedaure Ihren Verlust, aber meine Regierung hat damit nichts zu tun.“
„Ich verstehe.“ Artur schwieg einen Moment. „Es tut mir leid, dass ich Ihre Zeit unnötig in Anspruch genommen habe, Kapitän.“
„Dazu besteht kein Grund. Ich habe mich über die Gelegenheit gefreut, meinen Sohn wiederzusehen.“
Thomas verschluckte sich an seinem Kaffee. Fred musste ihm auf den Rücken klopfen, als sein Gesicht gefährlich rot anlief.
„Und ich habe natürlich gestern die Gelegenheit beim Schopf gepackt, meine alten Kameraden auf dem Sanibel-Stützpunkt zu besuchen – die Marinebasis unten am Ende der Straße.“
„Sanibel-Stützpunkt?“, wiederholte Fred überrascht.
„Auf dieser winzigen Insel gibt es eine Marinebasis?“, fragte Jonas.
Fred wusste nicht, was sie ihm antworten sollte. Die Marine gewährte Meeresbiologen oft Zugang zu verschiedenen Projekten (oder konsultierte sie deswegen), deshalb kannten Fred und Thomas aus ihrer Studienzeit die meisten Marinebasen des Landes, zumindest theoretisch.
Und Thomas war der Sohn eines Marineoffiziers. Doch nach dem Ausdruck auf seinem Gesicht zu schließen, hatte er ebenfalls noch nie von diesem Stützpunkt gehört.
„Nun, vielleicht täusche ich mich auch.“ Der Kapitän zuckte mit den Schultern. „Ich werde alt. Das Gedächtnis lässt nach.“
Thomas prustete in seinen Kaffee.
„Vielleicht heißt es auch anders. Oder es befindet sich woanders. Aber wie dem auch sei, es war nett, wieder mal mit alten Freunden zu sprechen. Einer von ihnen …“ Der Kapitän lachte, ein gelöstes, fröhliches Lachen. „Er ist ein sentimentaler Dummkopf.“
„Das ist …“ Fred hielt inne. „Wirklich nett.“
„Ach, er redete die ganze Zeit über dieses eine Mal, als ich ihn über weite Strecken durch Reisfelder zu unserem Pick-up getragen habe. Was für ein Unsinn! Ich sagte ihm immer wieder, dass er sich irrte, dass ich es gar nicht gewesen sein konnte. Ich war damals hundert Kilometer weit entfernt. So stand es jedenfalls in meinen Befehlen.“ Er schüttelte den Kopf, immer noch lachend. „Wie ich schon sagte, er ist ein Dummkopf. Aber es war trotzdem nett, mit ihm zu sprechen. Sich die alten Kriegsgeschichten zu erzählen. Zu hören, was die Angehörigen meiner früheren Einheit so treiben. Was sich alte Männer eben so erzählen.“ Pause. „Und es war sehr schön, meinen Sohn wiederzusehen.“
Thomas starrte seinen Vater an, als wenn dem Mann ein Wasserhahn aus der Stirn gewachsen wäre. Und Fred tat es ihm gleich.
Der Kapitän stand auf. Artur und Thomas erhoben sich. Doch Fred und Jonas blieben sitzen; Jonas, weil er immer noch fröhlich kaute, und Fred, weil sie fieberhaft versuchte zu verstehen, was zum Teufel hier gerade vor sich ging.
„Es war nett, Sie kennengelernt zu haben, Prinz Artur.“
„Ganz meinerseits, Kapitän Pearson. Jetzt weiß ich, woher Thomas seine Kämpfernatur hat.“
Der Kapitän schüttelte den Kopf. „Nein. Er kommt nach seiner Mutter. Und dafür danke ich Gott jeden Tag.“ Sic schüttelten sich nach Landbewohnermanier die Hände.
Fred musste nun doch aufstehen und gab Jonas einen Klaps auf die Schulter. Er sollte wirklich so höflich sein, dachte sie, und erst weiteressen, wenn der Kapitän gegangen ist.
„Ich habe mich gefreut, dich einmal wiedergesehen zu haben, mein
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