Davidson, Mary Janice - Unter Wasser liebt sich's besser

Sohn.“
    „Ich mich auch, Vater.“ Thomas hielt ihm die Hand hin.
    Und der Kapitän legte einen dicken Ordner hinein, auf dem V ERSCHLUSSSACHE und V ERTRAULICH und P ROJEKT S TÖRSENDER in dicken roten Buchstaben geschrieben stand.
    Dann lächelte er.
    Er umarmte seinen Sohn (der wie erstarrt dastand, sodass Fred schon fürchtete, er würde den Ordner fallen lassen oder in Ohnmacht fallen oder beides).
    Dann ging er.

38
     
    „Äh“, sagte Jonas. „Was ist das denn eben gewesen?“
    Thomas hatte den Ordner auf den Tisch fallen lassen und wollte sich gerade setzen. Wenn Fred ihm nicht einen Stuhl hingeschoben hätte, wäre er auf dem Boden gelandet. Alle starrten den Ordner an.
    Den sehr dicken Ordner.
    G EHEIM .
    V ERSCHLUSSSACHE .
    „Ich kann einfach nicht glauben, dass er so etwas getan hat“, murmelte Thomas.
    „Ja, nicht wahr“, sagte Fred verblüfft. „Wenn das herauskommt, dann ist er geliefert!“
    „Ich meine, dass er mich umarmt hat.“
    „Das auch. Wie schockierend! Und gerade als ich beschlossen hatte, dass dein Vater ein Arschloch ist.“
    „Fredrika“, ermahnte Artur sie. „Sprich nicht so von einem großen Kämpfer.“
    „Bist du sicher, dass du mich wirklich keimst, Artur? Also ehrlich. So. Thomas. Dein Vater hat uns das hier besorgt.“ Sie schob ihm den Ordner zu. „Bitte schön. Erweise uns die Ehre.“
    Er zögerte, dann schlug er den Ordner auf und verteilte den Inhalt an alle (das Ding war fünf Zentimeter dick; er allein hätte eineinhalb Wochen gebraucht, um alle Papiere genau durchzusehen).
    Sie begannen zu lesen.

39
     
    König Mekkam kam durch die Tür. Er hatte nicht geklopft und war hereingebeten worden. Er hatte sie nicht geöffnet und war doch eingetreten. Er war buchstäblich durch die Tür hindurchgegangen. Holzsplitter flogen in alle Richtungen.
    Fred stöhnte und verabschiedete sich im Stillen von ihrer Kaution.
    „Ich bin sofort gekommen, mein Sohn.“
    „Das ist uns nicht entgangen“, sagte Jonas mit weit aufgerissenen Augen.
    „Was gibt es so Dringendes? Geht es dir gut?“
    König Mekkam war die ein wenig ältere und grauere Version von Artur. Sie waren sogar gleich groß. Und obwohl der Mann über hundert Jahre alt war, hatte er die breite Brust und die starken Schultern eines Holzfällers. Seine rubinroten Augen glitzerten, und seine Haltung zeugte von einer zurückhaltenden Würde, die seine königliche Abstammung deutlicher zeigte als jede noch so prachtvolle Krone.
    „Wir hatten sehr interessanten Besuch von Thomas’ Vater“, erwiderte Artur.
    „Interessant ist nicht das rechte Wort“, murmelte Thomas, der sich die Schläfen rieb, als habe er Kopfschmerzen. „Eher surreal. Wie aus Twilight Zone. Es ist gut möglich, dass das gar nicht mein Vater, sondern eine absurde Art von Alien-Roboter war.“
    „Nimm lieber Platz, Mekkam“, sagte Fred. „Es gibt viel zu berichten.“
    Seine Stirnfalten glätteten sich, und er lächelte. „Fredrika!“
    „Du, äh, scheinst überrascht zu sein, mich zu sehen.“
    Mekkam schüttelte den Kopf, ergriff ihre Hände, hob sie an seine Lippen und küsste sie. „Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, dir zu sagen, wie hocherfreut ich bin, dass du nun Teil unserer Familie wirst. Ich freue mich schon auf eure Hochzeitszeremonie und auf viele Junge.“
    „Junge?“, wiederholte Jonas. „Oh Gott. Das ist zu gut. Junge?“
    „Er meint Kinder“, erklärte Fred, die ihren Freund am liebsten erwürgt hätte. „Meerbabys.“
    Jonas lachte noch lauter.
    „Ich hasse dich“, sagte Fred zu ihm.
    „Aber zurück zum Thema. Was habt ihr erfahren?“
    Sie zeigten dem König den nun wieder vollständigen Ordner.
    „Was bedeutet P ROJEKT S TÖRSENDER ?“
    „Es sieht so aus, als hätten Sie Verräter in den eigenen Reihen, Mekkam“, sagte Thomas ernst. „Offenbar haben ein paar Meermenschen eine Geheimorganisation der Marine ausfindig gemacht, eine Basis, die sich Sanibel-Stützpunkt nennt und von der kaum jemand in der Marine etwas weiß. Wahrscheinlich ist das ihre Vorstellung von einer verdeckten Operation.“
    „Verdeckte Operation?“, fragte König Mekkam.
    „Das sind militärische Aktionen, die heimlich ablaufen, weil sie möglicherweise ethisch und rechtlich zweifelhaft sind“, erklärte Thomas. „Unsere Regierung darf keine Tötungen anordnen oder Experimente durchführen, die nicht von der FDA genehmigt wurden, oder neue biologische Waffen erfinden und so weiter. Aber natürlich tut sie es trotzdem. Wie