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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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es für sie in seinem Leben keinen Platz mehr. Er hatte sie befreit, und sie besaß kein Recht, ihn dafür an sich zu ketten. Sie schaltete die hässliche kleine Bettlampe ein, und er erwachte.
    »Es ist Zeit, daß wir zurückfahren«, mahnte sie, »lass mich aufstehen.« Sie sah sich in dem kleinen Wandspiegel an und begann, sich anzukleiden. »Ich muß mein Gesicht zurechtmachen«, sagte sie, »ich sehe verheerend aus.«
    »Du siehst aus wie eine Frau, die mit einem Mann im Bett gelegen hat«, berichtigte sie Sasonow. »Willst du mir einen Gefallen tun?«
    »Noch einen?« gab sie zurück, während sie sich das Kleid zuknöpfte. Er war schon fertig, saß auf dem Rand des zerwühlten Bettes und rauchte. »Nur einen kleinen«, sagte er. »Bürste dir die Haare nicht so streng nach hinten. Offen stehen sie dir besser.«
    »Wie eine Zigeunerin!« erwiderte sie. »Eine unordentliche Frisur paßt nicht zu mir.«
    Sie löschten die Lichter und fuhren ab. Sie schaltete das Funksprechgerät im Auto an. Sie waren noch knapp vierzig Minuten von Halldale Manor entfernt, als ein Summton im Gerät zu hören war. Sie hob den Hörer ab und steuerte nur mit der rechten Hand. Das Rufzeichen für ihren Anruf wurde wiederholt. Sasonow hörte sie sagen: »Was? Oh, mein Gott! Ja, ja, ich habe verstanden. Geschieht sofort.«
    Er sah im Halbdunkel ihr Gesicht und fragte schnell: »Was ist passiert – was ist los?«
    »Es hat einen Brand gegeben«, sagte sie. »Der ganze Anbau ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Niemand ist herausgekommen. Das Feuer wütet noch, und wir können nicht näher heranfahren. Wir müssen nach London zurück, sie haben mir eine Adresse gegeben.«
    »Feuer?« sagte Sasonow gedehnt. »Wie konnte es sich so schnell ausbreiten – du sagst, niemand wurde gerettet?«
    »Nein«, antwortete sie. »Denk bloß an Roberts und die anderen – wie entsetzlich!«
    Sie machte kehrt und fuhr mit hoher Geschwindigkeit nach London zurück. »Sie hatten keine Zeit mehr, Alarm zu geben. Das Haus ging offenbar wie eine Fackel in Flammen auf. Ist dir eigentlich klar –« und sie warf ihm einen schnellen Blick zu –, »daß wir, wenn wir nicht in dem Motel abgestiegen wären, jetzt auch dort liegen würden?«
    »Ja«, antwortete er nach kurzem Zögern. »Das war ihr Ziel. Fahr langsamer, oder du fährst uns jetzt noch zu Tode! Es gibt nur eine Möglichkeit, eine derartige Feuersbrunst zu entfachen. Kein einfaches Feuer, einen Großbrand. Ich fürchte, man hat mich entdeckt, Vina.«
    »O Gott«, murmelte sie, »sag bloß das nicht. Wie konnte man dich entdecken, wie konnte irgendein Mensch wissen, daß du dort warst?«
    »Ich weiß es nicht, aber so muß es gewesen sein«, sagte er. »Irgendwie haben sie eine Brandbombe in das Haus geschmuggelt. Sie war für mich bestimmt. Wohin fahren wir?«
    »Zu einer Wohnung in Shepherds Bush«, erwiderte sie. »Ein Wagen erwartet uns an der Kreuzung zwischen Putney Bridge und King's Road. Sie werden uns dorthin begleiten. Ich setze mich über Funk mit ihnen in Verbindung, kurz bevor wir die Putney Bridge überqueren. Mach dir keine Sorgen.« Sie legte die Hand auf sein Knie. »Keine Sorge, du bist in Sicherheit. Wenn dies ein auf dich gerichteter Anschlag war, dann werden wir die Leute in dem Glauben lassen, daß er gelungen ist. Siehst du denn nicht – dann befindest du dich wirklich in Sicherheit.«
    Er gab ihr keine Antwort. Er drückte ihre Hand und legte sie auf das Steuerrad zurück.
    »Du fährst zu schnell«, sagte er, »dazu brauchst du beide Hände.«
    Sie sprachen nicht mehr miteinander. Bei der Kreuzung hinter der Brücke blinkte ein in einer Seitenstraße abgestellter Wagen mit den Scheinwerfern, als sie sich näherten, und fuhr hinter ihnen her. Sasonow schaute auf die hell erleuchteten, leeren Londoner Straßen hinaus. Es war kurz vor zwei Uhr morgens.
    Man würde die Leichen in dem ausgebrannten Anbau identifizieren. Whites Abteilung würde eine Obduktion vornehmen. Man würde alles vertuschen und den Brand offiziell auf eine undichte Gasleitung oder einen Kurzschluss zurückführen. Vielleicht würde das KGB glauben, daß er dabei umgekommen war – bis derjenige, der ihn verraten hatte, ihnen sagte, daß er noch am Leben war.

6
    James White hatte den Bericht des Pathologen über die verkohlten Leichen von Halldale vor sich liegen. Außerdem besaß er das Untersuchungsergebnis einer Gruppe von Sprengstoff- und Brandstiftungsexperten, die in den schwelenden

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