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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Nachhauseweg«, sagte er. »Ich brauche eine Schulter, an der ich mich ausweinen kann. Ich erzähle dir alles.«
    Sie zögerte einen Augenblick und überlegte sich den Zeitverlust für die Fahrt nach Sussex, falls sie eine Stunde mit Peter Harrington verbrachte. Dann sah sie den Blick in seinen Augen. Er wirkte einsam und erwartungsvoll. Er war sehr gut zu ihr gewesen, als sie in den Dienst eintrat. Jetzt hatten sich die Dinge geändert. Sie war auf dem Weg nach oben und er auf dem Weg nach unten … Ein kurzer Einsatz in der Heimat. Sie wußte, was das für ihn bedeutete, ohne ihn forschend ansehen zu müssen. Sie hatte eine Schulter, und er hatte mehr Recht, sich an ihr auszuweinen, als irgend jemand, der ihr im Augenblick einfiel. »Ich hätte gern einen Drink«, sagte sie. »Wohin sollen wir gehen?«
    »Da ist dieser Pub am Queen Anne's Gate«, sagte er. »Er dürfte inzwischen geöffnet sein. Dort ist es auch ziemlich ruhig, dort kann man sich unterhalten.«
    Davina schob ihre Hand unter seinen Arm. »Ja«, meinte sie, »machen wir das.«
    »Wodka und Tonic?« fragte er, als sie bestellte. »Du hast so starkes Zeug früher nie angerührt. Immer nur Wein und Sherry. Was hat dich zu dieser schlechten Angewohnheit gebracht?«
    »Man ändert sich eben«, sie lächelte, »ich trinke so etwas jetzt ganz gern.«
    »Aber du hast dich nicht verändert«, sagte er und beugte sich zu ihr. Sie hatten einen Tisch in der Ecke gefunden; die Stammgäste kamen allmählich herein und drängten sich an der Bar. Es waren hauptsächlich Geschäftsleute und Sekretärinnen, die auf dem Weg zu den Vorortbahnhöfen oder vor der mühseligen Autofahrt nach Hause noch einen Drink zu sich nehmen wollten.
    »Ich finde«, sprach er unbekümmert, »du siehst besser aus.«
    Davina lachte: »Rede nicht solch dummes Zeug, ich bin höchstens älter geworden. Aber du siehst gut aus. Erzähl mir von den Staaten. Nach dem, was ich gehört habe, hast du drüben gute Arbeit geleistet.«
    »Allerdings«, sagte Peter Harrington. »Ich habe in der UNO eine ganze Menge von Kontakten aufgebaut, darunter einen wirklich erstklassigen – einen Rumänen, und außerdem einen Ostdeutschen.« Er brach ab und ließ die gespielte Heiterkeit fallen. »Ich war prima im Geschäft, Davy, und plötzlich bekomme ich unfreundliche Post aus London und werde dann ohne ein Wort der Erklärung zurückberufen. Ich muß meine beiden Kontakte meinem Nachfolger übergeben. So etwas tut weh. Es hat mich Monate harter Arbeit und Geduld gekostet, um an sie heranzukommen, und nun taucht plötzlich dieser neue Mann auf und übernimmt alles.«
    »Wer ist er?« fragte sie. Er wirkte so niedergeschlagen, daß sie ihre Verärgerung, von ihm Davy genannt zu werden, unterdrückte. Ihre Eltern hatten ihr ältestes Kind eigentlich David nennen wollen. Aber sie hatten Pech, es wurde ein Mädchen. So konnten sie nichts anderes tun, als dem Namen eine weibliche Form zu geben.
    »Ein Mann namens Spencer-Barr … Jeremy Spencer-Barr. Es klang mir so verdammt schwulstig, daß ich schon dachte, die guten alten Tage von Burgess und Maclean seien wieder angebrochen. Aber ich habe mich geirrt. Kennst du ihn?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich habe ihn kennen gelernt. Vor etwa fünf Monaten. Er versuchte, meinen Job zu kriegen. Man glaubte, eine Frau sei auf dem Platz besser. So hat er statt dessen deinen bekommen …«
    »Was hältst du von ihm?« fragte er. »Ich würde wirklich gern deine Ansicht hören. Ich bin natürlich voreingenommen. Und nicht nur, weil er mich abgelöst hat. Es war die Art und Weise, wie er es getan hat.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen«, erklärte sie. »Mir kam er vor wie ein eingebildeter kleiner Streber. Von Ehrgeiz zerfressen. Unglücklicherweise scheint er wirklich so clever zu sein, wie er von sich behauptete. Jedenfalls war er mir nicht sympathisch. Er kann dir drüben nicht das Wasser reichen.«
    »Vielen Dank«, sagte er. Er tätschelte ihre Hand.
    Sie stand in ihrer Abteilung in dem Ruf, hart wie Eisen zu sein. Brillant war der andere Ausdruck, mit dem man sie charakterisierte. Er hatte sie sehr sympathisch gefunden, als sie anfing. Sie schien ein stilles und nicht sehr selbstsicheres Mädchen zu sein. Er hatte immer behauptet, daß sie mit Make-up und einer anderen Frisur ganz hübsch sein könnte. Aber niemand hatte sich für sie interessiert. Es gab zu viele andere hübsche Mädchen, als daß sich die Männer ausgerechnet für sie interessiert hätten, die,

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