"Davon haben wir nichts gewusst!"
den Juden wie üblich wieder alle Schuld gab.« Dürkefälden zitierte dann die einschlägige Passage aus der Hitler-Rede (siehe S. 201) und den Bericht der Niedersächsischen Tageszeitung vom 25.2.42, die unter der Überschrift stand »Der Jude wird ausgerottet«(S. 107f.). Im Juni 1942 notierte er: »Heute, am 12. Juni 1942, kurz vor 20 Uhr, wurde in einem Vortrage durch Radio gesagt, die Juden würden in Europa und vielleicht noch darüber hinaus ausgerottet. Dabei wurde den Juden die Schuld an den augenblicklichen heftigen Angriffen englischer Flieger auf nord- und westdeutsche Städte gegeben« (S. 111). Siehe auch Eintragungen S. 109f., S. 114, S. 115f., S. 117, S. 125, S. 126f. und S. 129. Zu Dürkefälden siehe bereits Kershaw, »German Popular Opinion and the ›Jewish Question‹«, S. 379, sowie Bankier, Öffentliche Meinung , S. 148.
134 Andreas-Friedrich, Schauplatz Berlin .
135 von Kardorff, Berliner Aufzeichnungen, 27.12.44. Siehe auch den Eintrag vom 13.1.44: »Wenn man nur wüsste, was mit den abtransportierten Juden geschieht.« Zu Kardorff siehe S. 222 und S. 250.
136 Es handelt sich um das im Deutsches Tagebucharchiv Emmendingen aufbewahrte Manuskript Nr. 463 von Marianne B. Siehe Norbert Frei. »Auschwitz und die Deutschen. Geschichte, Geheimnis, Gedächtnis«, in: ders., 1945 und wir. Das Dritte Reich im Bewusstsein der Deutschen , München 2005, S. 156-183, Zitat S. 158 (S. 16 des Originalmanuskripts).
137 Müller-Claudius, Der Antisemitismus und das deutsche Verhängnis , S. 166ff. Es handelte sich um Personen, die seit 1933 oder vor 1933 in der Partei waren; acht von ihnen waren Frauen, die meisten Befragten gehörten der Mittelschicht beziehungsweise dem Bürgertum an. Zur ersten Befragung siehe S. 134.
138 Bankier, Öffentliche Meinung , S. 180ff.
139 PRO, FO 371/30.900, Übersendung des Berichts durch die Britische Botschaft, Washington, 24.7.42.
140 Siehe Kingreen, »Gewaltsam verschleppt aus Frankfurt«.
141 PRO FO 371/34429, 7.4.43.
142 Bankier, Öffentliche Meinung , S. 151ff.
143 PRO 371/39059, Brief des britischen Botschafters in Madrid, Hoare, an Außenminister Eden, 4.4.44.
144 PRO FO 371/34431, Memo, 18.6.43.
145 PRO, FO 371/34429, British Embassy Madrid, 12.4.43.
146 PRO, FO 371/34430, Report Press Reading Room Stockholm, 18.5.43.
147 Sybille Steinbacher, » Musterstadt« Auschwitz. Germanisierungspolitik und Judenmord in Ostoberschlesien , München 2000, S. 206ff., sowie Bernd C. Wagner, »Gerüchte, Wissen, Verdrängung: Die IG Auschwitz und das Vernichtungslager Birkenau«, in: Ausbeutung, Vernichtung, Öffentlichkeit. Neue Studien zur nationalsozialistischen Lagerpolitik , hg. von Norbert Frei, Sybille Steinbacher und Bernd C. Wagner, München 2000, S. 231-248.
148 Leichengeruch, die Existenz eines Krematoriums, riesige Stapel aufgetürmter Kleiderbündel, mit Menschen vollgepferchte und leer zurückkehrende Deportationszüge beobachtete etwa der deutsche Unteroffizier Cornides, der im August 1942 am Lager Belzec vorbeifuhr. Das Lager war Gesprächsthema im Zug: Ein mitreisender Bahnpolizist erwähnte die Verwendung von Gas; siehe Raoul Hilberg, Sonderzüge nach Auschwitz , Mainz 1981, S. 188ff., und generell zur Verwicklung von Reichsbahn und Reichsbahnern in den Holocaust.
149 Walter Laqueur, Was niemand wissen wollte. Die Unterdrückung der Nachrichten über Hitlers »Endlösung« , ungek. Ausg., Frankfurt a. M. 1981.
150 Karl-Heinz Reuband, »Gerüchte und Kenntnisse vom Holocaust in der deutschen Gesellschaft vor Ende des Krieges. Eine Bestandsaufnahme auf der Basis von Bevölkerungsumfragen«, in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 9 (2000), S. 196-233; siehe auch ders., »Zwischen Ignoranz, Wissen und Nicht-glauben-Wollen. Gerüchte über den Holocaust und ihre Diffusionsbedingungen in der deutschen Bevölkerung«, in: Überleben im Untergrund. Hilfe für Juden in Deutschland 1941-1945 , hg. von Wolfgang Benz, Beate Kosmala und Claudia Schoppmann, Berlin 2002, S. 33-63.
151 Bankier, Öffentliche Meinung , S. 154ff.
152 Siehe Karl-Heinz Reuband, »›Schwarzhören‹ im Dritten Reich«, in: Archiv für Sozialgeschichte 41 (2001), S. 245-270, der sich vor allem auf amerikanische Nachkriegsbefragungen stützt. Allerdings dürfte die Zahl derjenigen, die die Programme kontinuierlich abhörten, wesentlich geringer gewesen sein. Aus dem gleichen Material geht hervor, dass die mündliche Verbreitung von alliierten Rundfunkmeldungen (die mit drakonischen
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