Dawning Sun (German Edition)
größer als Josh, der zwar gleichermaßen durchtrainiert, aber von Natur aus schlank gebaut war. Schwer atmend schüttelte er den Kopf.
„Natürlich nicht“, flüsterte Josh heiser.
Mit finsterer Miene packte Sascha ihn an den Schultern, zerrte ihn herum und presste ihn bäuchlings gegen die geflieste Wand. Josh erstarrte, als sein Bruder ihm die Beine auseinanderzwang, ihm die Pobacken spreizte und sofort mit einem angewiderten Laut wieder losließ. Orientierungslos blieb Josh, wo er war, das Gesicht gegen die kühlen Fliesen gedrückt, das nutzlose Handtuch umklammernd. Er zitterte von neuem, vollkommen schockiert von diesem Übergriff. Sein Bruder fasste ihn nie an, nie! Nach einem Moment riss Sascha ihn zurück, sodass er gezwungen war, ihn anzusehen. Sascha bebte ebenfalls, er war bleich vor Zorn.
„Von wem lässt du dich ficken?“, grollte er, das Gesicht kaum eine Handbreit von Joshs entfernt. „Weißt du wenigstens seinen Namen? Oder vielmehr, ihre Namen? So wundgefickt wie du bist, ist wohl die ganze Handballmannschaft über dich hinweggerutscht, oder?“
Tränenblind schüttelte Josh den Kopf, er konnte nicht sprechen, oder er würde auf der Stelle losheulen vor Wut und Enttäuschung.
„Mein Bruder, die kleine Hure. Ich schäme mich für dich!“
Irgendetwas in Joshs Innerstem zerbrach.
„Lass mich durch“, flüsterte er. „Lass mich sofort raus!“ Sein Tonfall schien Sascha zu überraschen, oder vielleicht sah er an Joshs Gesicht, dass er zu weit gegangen war. Mit zusammengepressten Lippen gab er ihn frei und trat einen Schritt zurück. Josh raffte das Handtuch vor der Brust, packte seine Sachen und wollte hinausstürmen. Da schoss Saschas Hand vor und hielt ihn auf.
„Diese Blutergüsse, sind die vom Spiel?“ Er starrte auf Joshs Arme. Doch der schnaufte nur, riss sich los und stürmte in sein Zimmer.
Einen Atemzug lang lehnte er sich gegen die geschlossene Tür. Auch für die gab es keinen Schlüssel. Joshs Blick fiel auf den riesigen Kleiderschrank aus weißem Holz. Darin gab es genug Platz, um es mehrere Stunden aushalten zu können und die Schiebetür ließ sich von innen blockieren. Als er jünger war, hatte er ständig darin gehockt, wenn er allein sein wollte, um mit der Welt zu schmollen. Das letzte Mal war mindestens fünf Jahre her.
Kurzentschlossen packte sich Josh Decke und Kopfkissen vom Bett und schloss sich in die vertraute Geborgenheit ein. Durch mehrere Spalten fiel Licht, gerade genug, um sich hier drinnen wirklich sicher fühlen zu können.
Gerade hatte er sich gemütlich zurechtgebettet und in die Decke eingemummelt, da klopfte es zögerlich an der Zimmertür.
„Josh?“
Sascha klopfte ein zweites Mal, bevor er eintrat. Hatte sein Bruder überhaupt je zuvor angeklopft? Er musste wirklich ein schlechtes Gewissen haben!
Es rüttelte an der Kleiderschranktür. Selbstverständlich wusste Sascha, wohin sich Josh verkroch, wenn er allein sein wollte.
„Josh, es tut mir leid.“ Das Rascheln vor der Tür bezeugte, dass Sascha sich auf der anderen Seite zu Boden gesetzt hatte.
„Geh weg“, fauchte Josh überreizt. Zu viel. Es war alles viel zu viel! Er wollte jetzt in Ruhe heulen bis er einschlief, die Schuldgefühle seines Bruders konnte er wirklich nicht gebrauchen!
„Josh, was ist passiert? Wer hat dich verletzt? Wurdest du …“ Sascha würgte an dem Wort, das er nicht über die Lippen bringen konnte.
„Geh weg.“ Kraftlos ließ sich Josh in sein Kissen zurücksinken und zog die Decke über den Kopf. Der Schmerz, den die Wut kurzzeitig verdrängt hatte, kehrte mit aller Macht zurück. Er hätte nicht rennen sollen, nicht einmal die wenigen Schritte vom Bad bis hierher. Stöhnend rang er nach Luft, das tat alles so höllisch weh.
„Soll ich Mama hol…?“
„Nein! Du sollst mich zufriedenlassen! Geh weg und schäm dich woanders für deinen schwulen kleinen Bruder!“
Sascha blieb noch eine Weile sitzen und lauschte dem Schluchzen, das Josh nicht unterdrücken konnte.
Als er schließlich aufstand und ging, krachte die Einsamkeit auf Josh nieder. Alle hatten ihn verlassen, verraten, verstoßen. Nur weil er die Klappe nicht hatte halten können und das jahrelang sorgsam gehütete Geheimnis irgendjemanden anvertrauen musste. Und Leon konnte die Klappe genauso wenig halten und musste ihn öffentlich bloß stellen.
Diese Welt war nicht fair …
4.
Den gesamten Samstag über blieb Josh in seinem Zimmer. Vor den Mahlzeiten drückte er sich mit der Ausrede, dass er
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