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Dawning Sun (German Edition)

Dawning Sun (German Edition)

Titel: Dawning Sun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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braucht vermutlich keine fünf Minuten mehr, um mit irgendwelchen Keksen oder Kuchen und Kaffee aufzutauchen.“
„Oh.“
Tom kramte einen Schreibblock und Kugelschreiber hervor, während Josh sein Laptop aus der Nachttischschublade zog und Chemiebücher auf Bett und Boden verteilte. Chemie war neben Biologie eines von Toms stärksten Fächern. Er zeichnete rasch aus dem Kopf Kohlenhydratstrukturen, fügte eindrucksvoll aussehende Formeln hinzu und drapierte das Blatt sorgfältig auf dem Schreibtisch. Wie alles in diesem Raum war auch die Arbeitsfläche des Schreibtischs sorgfältig aufgeräumt. Ihm war allerdings das Chaos in der Schublade nicht entgangen, was ihm sehr sympathisch war. Er hatte selbst Jahre zugebracht, den äußeren Schein zu pflegen, damit seine Eltern glücklich waren.
„Wenn wir schon mal dabei sind, können wir uns tatsächlich die Elektrochemie für den Test am Mittwoch noch mal ansehen, oder?“, flüsterte Josh. Es schien fast, als würde er fürchten, belauscht zu werden. Seltsam …
„Würde mir echt helfen, ich war nicht da, als ihr die Galvanischen Elemente durchgesprochen habt.“
„Das sind die Basics, hast du Probleme damit?“, fragte Tom überrascht.
„Hm, eher innerer Widerwille. Ist mir zu nah dran an Physik.“ Josh grinste schwach, was sein bleiches Gesicht erhellte und ihm etwas von dem gehetzt wirkenden Ausdruck nahm. Es sah nicht so aus, als hätte Josh seit Freitagabend allzu viel geschlafen, wofür auch die tiefen Augenringe sprachen. Sicherlich litt er an Albträumen, falls er es überhaupt schaffte einzuschlafen.
Froh, ihn mit irgendetwas ablenken zu können, begann Tom zu erklären. Josh hörte so intensiv zu, als wolle er ihm die Redoxpaare und Salzbrücken von den Lippen saugen. Sie fuhren beide zusammen, als es an der Tür klopfte und eine ältere Frau mit einem Tablett in der Hand erschien. Es war offensichtlich, von wem Josh und sein Bruder das Äußere geerbt hatten: Ihre Mutter war eine schlanke dunkelhaarige Frau, konservativ gekleidet, mit weichen Gesichtszügen und einem mütterlichen Lächeln, das ein wenig versteifte, als sie Tom betrachtete. Sie musterte Toms Zeichnung auf dem Schreibtisch, die Reaktionsdarstellung auf seinem Notizblock, die Anzahl von Büchern und die Haltung, mit der Josh sich über Toms Ausführungen beugte. Anscheinend war sie zufrieden, denn ihr Lächeln vertiefte sich wieder und wirkte erleichtert. Dass Tom sich ihr erst jetzt vorstellte und die Hand schüttelte, nahm sie bereits gelassen hin.
„Ich hab hier Apfelkuchen mit Zimtsahne und Kaffee. Sie kommen mit Milch und Zucker aus?“
„Danke, bestens“, murmelte Tom. Er hasste es, wenn Erwachsene ihn siezten und Kaffee mochte er nur, wenn er schwarz war. Heiß und bitter, so war es für ihn richtig.
„Josh, ist dir das auch nicht zu anstrengend? – Josh ist erkältet“, erklärte Frau Winkels an Tom gewandt.
„Mir geht es gut, Mama.“
„Hm – du siehst wenig besser aus als gestern – nun, okay. Übertreib es bitte nicht, ja?“
„Ja, Mama.“
Tom konnte sich gerade noch zurückhalten, bevor er ebenso ‚ja, Mama’ sagte.
„Dann lass ich euch mal allein. Ihre Frisur ist sehr … interessant.“ Sie lächelte etwas gequält mit Blick auf Toms Kopf.
„Ach so – wenn etwas ist, ich bin jetzt drüben im Laden und mache die Abrechnung. Auf Wiedersehen, Herr Schneider.“
„Sorry“, murmelte Josh, sobald sie draußen war.
„Warum? Der Kuchen sieht lecker aus, und sie hat sich tapfer gehalten.“ Grinsend überreichte Tom ihm einen Teller und eine Kaffeetasse. Josh trank ebenfalls ohne Milch und Zucker, stellte er überrascht fest. Er hätte ihn eher als jemanden mit süßerem Geschmack eingeschätzt.
„Meine Mutter ist normalerweise nicht so steif. Ich glaube, die Ohrringe überfordern sie.“
Tom zuckte mit den Schultern. „Meine Mutter hat sich dran gewöhnt. Es gibt Schlimmeres. Welchen Laden meinte sie, wenn ich fragen darf?“
Nun war Josh an der Reihe, die Schultern zu zucken.
„Sie hat einen kleinen Blumenladen in der Nähe vom Marktplatz. Genauer gesagt, sie hatte, denn eigentlich hat sie ihn verkauft. Es war früher immer ihr Traum, sie ist gelernte Floristin. Vor einigen Jahren ergab sich die Gelegenheit, einen Blumenladen mit Personal zu übernehmen, und da hatte sie zugeschlagen. Es war ihr irgendwann zu viel, ihre ehemalige Verkaufsleiterin besitzt ihn jetzt. Meine Mutter macht noch gelegentlich die Buchführung, und in sehr stressigen Zeiten hilft sie,

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