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Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Dead: Band 1 - Roman (German Edition)

Titel: Dead: Band 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig DiLouie
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der Seuche aufschreiben, damit künftige Generationen sie verstehen und respektieren.
    Die Brücke, die sie in die Luft jagen wollen, heißt Veterans Memorial Bridge. Welche Gebäude, Brücken und Monumente wird man wohl bauen, um die Opfer zu ehren, die wir gebracht haben? An welchem Tag werden sie unserer gedenken? Man wird uns für die größte Generation aller Zeiten halten: Die Kerle, die die Seuche bekämpft und die Welt neu aufgebaut haben. Jeder Krieg hat einen Moment, in dem das Blatt sich wendet. Der unsere ist heute, jetzt. Er denkt an John Wheeler und Emily Preston und die Gespenster seiner Highschool. Die meisten sind inzwischen bestimmt infiziert oder tot. Aber ich nicht, sagt er sich. Ich wurde aus irgendeinem Grund auserwählt.
    Vielleicht wird er diesmal die Belohnungen einsacken, wenn er zurückkehrt. Vielleicht wird er diesmal etwas mehr Respekt einheimsen. Erin war zwar beeindruckt von seinen Geschichten aus dem Überlebenskampf und der Armwunde, aber sie hat ihn trotzdem ausgenommen. Im Camp ist er sich klein und machtlos vorgekommen, sein Leben auf Geschichten reduziert, die sogar in diesen Zeiten niemand so recht glauben kann. Hier draußen fühlt er sich stark, irgendwie echter. Er ist wieder Teil von etwas. Er würde so etwas zwar niemals in Gegenwart der anderen aussprechen, aber er ist hier, weil er sich selbst finden möchte.
    Paul hat sich zwar rein impulsiv auf das Unternehmen eingelassen, aber er ist alt genug, um zu wissen, dass es immer einen Grund gibt.
    Es liegt nicht an seiner Loyalität zu den anderen. Er fühlt sich mit ihnen zusammen zwar sicherer, aber nicht völlig sicher, und schon gar nicht hier draußen, in der Höhle des Löwen. Er liebt sie zwar auf seine Weise und bringt ihnen alle Liebe entgegen, die ihm noch geblieben ist, aber sie können ihre Entscheidungen selbst fällen und auch für sich sorgen.
    Er empfindet auch keinen Abscheu für Pastor Strickland und sein aus Verbitterung und Kummer entstandenes Wirken. Er heißt sein Wirken zwar nicht gut, aber er ist auch nicht daran interessiert, es zu bekämpfen. Strickland liebt noch immer die Infizierten, die er verloren hat, aber er hasst die Menschen, die er nicht versteht. Wie Jesus gelehrt hat, wird ein geteiltes Königreich vor die Hunde gehen, und ein geteiltes Haus ist nicht standfest. Es hat immer verirrte Schafe wie Strickland und McLean gegeben, und es wird sie auch immer geben.
    Sein Motiv ist nicht mal das simple Verlangen, einen besseren Ort zum Leben zu finden. Wenn er mit Ethan nach Camp Immunity bei Harrisburg weiterzieht, werden die Leute dort ebenso schmutzig, hungrig und gewalttätig sein wie in Camp Defiance. Bei der Abfahrt haben die Menschen gejubelt, gepfiffen und in die Luft geschossen. Das Gerücht, dass das Militär im Anmarsch sei, hat die kritische Masse erreicht. Aber niemand hat sich um den Fahrzeugkonvoi und die Soldaten geschert, die bereit sind, alles zu opfern, um sie zu retten.
    Wenn Gott grausam, heuchlerisch und nachtragend auf uns wirkt, denkt Paul, dürfen wir nicht vergessen, dass er uns nach seinem Ebenbild erschaffen hat. Er hätte Hiob sagen sollen, dass er nicht das Recht hat, sein Tun zu hinterfragen, denn: Egal wie übel Gott ist, die Menschen sind übler. Wenn es hart auf hart kommt, sieht man das Beste und das Gute in seiner ganzen Pracht.
    Das Komische an der Geschichte Hiobs ist, dass Hiob Satan nie infrage gestellt hat. Im Hebräischen hat das Wort Satan zwei Bedeutungen. Die eine ist Widersacher. Die andere ist ha-Satan, der Ankläger. In beiden Fällen ist Satan ein Engel des Herrn. Vielleicht hat Hiob Satan nicht infrage gestellt, weil es unnötig war. Wenn Gott alles ist, ist er auch Satan. Der Widersacher. Der Ankläger. Schöpfer des Himmels und der Erde.
    Tatsache ist, dass Paul das Fortgehen nur geringfügig weniger hasst als das Bleiben. Vielleicht ist er deswegen hier. Anne, sagt er sich, hatte die richtige Idee: Bleib einfach in Bewegung. Er hat das Gefühl, ihre Entscheidung, sich von ihnen abzusetzen, endlich zu verstehen.
    Bleibt man in Bewegung, kriegen sie einen nie. Man könnte sogar sich selbst überholen.
    Bleib stehen, dann verfluchst du den Tag deiner Geburt.
    Wir bemühen uns, mit so wenig Schmerz und so viel Freude wie möglich durchs Leben zu gehen. Doch der Schmerz lässt uns spüren, dass wir lebendig sind. Wenn wir mit Schmerzen leben, leben wir wahrhaftig von einem Augenblick zum nächsten. Wenn der Schmerz aufhört, bekommen wir Angst. Und

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