Dead Souls: Horror (German Edition)
Würmer, die sich auf der wässrigen Oberfläche krümmten.
»Reeeeette meine steeeeerbende Seele, Bryaaaaan …«
Johnny versuchte zu schreien. Eine Welle schwarzer Angst brach über ihn herein, und er hatte das seltsame Gefühl, dass er endlich starb – als saugte man seine Seele in einen Wirbelsturm des Höllenfeuers, der versuchte, ihn hinunterzuziehen. Eine zweite Hand packte ihn, dieses Mal an seinem Oberschenkel; wie bei einem Elektroschock schossen Schmerzen in sein Bein. Eine dritte Hand schloss sich um sein Handgelenk, brutal kräftig, obwohl ihr zwei Finger fehlten. Er drehte den Kopf nach vorn und erblickte Andrew Judsons Gesicht nur ein kleines Stück von seinem eigenen entfernt. Der tote Anwalt war über den Boden gekrochen und hatte eine schneckenähnliche Schleimspur aus geronnenem Blut auf dem Boden hinterlassen.
»Kooooomm mit uuuuuns, Bryaaaan …« , stöhnte er, sein Atem stank wie eine Kiste voller heißem, verrottendem Fisch.
Tote Menschen sind hinter mir her!
Johnny konnte nicht schreien, in seinen Lungen war nicht genug Luft. Er brachte aber ein schwaches Pfeifen heraus, doch es wurde von dem verbissenen Fauchen und Stöhnen und von den drei Toten, die über ihn kletterten, übertönt. Es schien aber keine Rolle zu spielen, Schrei oder kein Schrei – Henry wäre jetzt nicht fähig, ihn zu retten. Als Johnny schnell und vergebens über Judsons vorrückenden Körper schaute, konnte er Henry sehen, auf Knien und schnell untergehend; Mrs. D. lag auf ihm, sie würgte ihn, schmetterte seinen Kopf auf den Boden. Johnny konnte sehen, wie die Waffe lose in Henrys sterbendem Griff baumelte, der Beutel voller Nägel
(Der fünfte Nagel)
war immer noch an sein zuckendes Handgelenk gebunden.
Die toten, bleichen Hände krallten sich wie verrückt in Johnnys Kleidung, in seine Haut. Er drehte sich um und wehrte sich, aber es half ihm nichts. In seinem Verstand, der mit Wahnsinn anbändelte, machte es Klick, und etwas rastete ein, und das Grau in seinem Sichtfeld – dieses vertraute Grau – kehrte mit voller Wucht zurück, es erfüllte seinen Kopf wie ein plötzlicher Schwall Wasser. In seiner Brust löste sich auf einmal etwas, und er brachte einen Schrei heraus, aber keiner, der am Leben oder bei Bewusstsein war, befand sich in der Nähe, um ihn zu hören.
Er nahm das letzte bisschen Kraft zusammen und richtete seinen schwindenden Blick noch einmal auf Henry. Der sterbende Mann lag regungslos am Boden, die Waffe baumelte nutzlos an seinem regungslosen Zeigefinger. Der Beutel mit den Nägeln war jetzt geöffnet, sein Inhalt lag wie ein Haufen Mikado-Stäbchen auf dem Boden verschüttet.
Mrs. D. hatte in ihrem toten, kopfverdrehten Ruhm von Henry abgelassen und kroch jetzt auf Johnny zu – auf alle ihre Familienmitglieder – vier der 15 Zentimeter Nägel in ihrer farblosen Faust haltend. Ihr Kopf baumelte jetzt fast verkehrt herum, die Augen flitzten hin und her, die Zähne klapperten immer noch.
Erneut versuchte Johnny zu schreien, aber es kam nur ein kreischendes Pfeifen heraus. Von Angst geblendet unternahm er einen letzten Versuch, um wegzukriechen, aber die Hände der Toten hatten ihn in ihrem erbarmungslosen Griff, ihre Stimmen riefen ihm zu, als sich die graue Benommenheit in seinem Blickfeld in schwarzes Vergessen verwandelte.
Kapitel 44
09. September 2005
04:47 Uhr
In seiner Ohnmacht sah Johnny sich als Baby Bryan Conroy. Er schwebte irgendwo in den oberen Dachsparren der Scheune und hielt wegen einer schwarzen Rauchwolke, die von einem kleinen Feuer aufstieg, die Luft an. Das Baby lag auf dem Rücken inmitten eines aufgemalten Kreises aus Hexagrammen und anderen seltsamen Symbolen; nur ein Stück von den lodernden Flammen entfernt schrie es hilflos. Johnny hörte das Läuten einer Kuhglocke, dann erschien ein kleines goldenes Licht. Es begann als kleiner winziger Punkt, aber breitete sich bald zu einem großen, undeutlichen Kreis aus, der regungslos über dem Baby in der Luft schwebte. Aus dem Licht trat eine in Roben gehüllte Gestalt hervor und hielt einen Stab in der Hand, dessen oberstes Ende zu einem flachen Anch-Kreuz geformt war. Eine kleine Personengruppe tauchte aus dem dunklen Rand des Kreises auf, eine Frau, ein jugendliches Mädchen und ein kleiner Junge, alle ebenfalls in Roben gekleidet. Sie versammelten sich um das schreiende Baby, gingen in die Hocke und packten es an den winzigen Armen und Beinen. Das Baby, dessen Augen geschlossen waren und aus denen
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