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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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was bewirkte, dass die Glasscheibe nach innen fiel. Sie hing über dem Fensterbrett und kratzte wie ein vom Wind abgerissener Ast an die mit Wasserflecken besudelte Wand. Gewürgtes Stöhnen sickerte von draußen herein und befiel Johnnys Ohren wie ein tödlicher Virus. Eine zweite tödliche, verfaulende Hand arbeitete sich nach innen vor. Henry zerrte fest an Johnny Handgelenken, grub sie in seinen Oberkörper. Johnny wandte seinen entsetzten Blick von dem Wesen am Fenster ab und schaute weder zu dem zuckenden Henry, noch zu der Tür des Zimmers, aus dem sich die schlurfenden Schritte näherten, sondern auf die Blutlache am Boden … auf Andrew Judsons Blut, das jetzt blubberte und plätscherte, als würde etwas aus ihren Tiefen an die Oberfläche kommen.
    »Was zum Teufel …« , stammelte Johnny, allerdings wurden seine Worte von Henrys unerwartetem, gewaltigem Erstickungsanfall abgeschnitten, von seinem zuckenden Körper. Johnny versuchte aufzustehen und schaffte es, sich hinzuknien, aber Henry würde es nicht zulassen, dass er sich weiter entfernte. Johnny schaute schnell wieder zu dem Blut auf dem Boden zurück und beobachtete mit ekelhafter Faszination, wie Wellenbewegungen anfingen, sich am zackigen Rand wie gewundene Wassertropfen auf der Oberfläche einer Windschutzscheibe zu verästeln.
    Sie schienen Buchstaben zu formen.
    »Henry!«, brüllte Johnny und richtete seinen Blick wieder auf das Fenster. Die aufgeblähten Hände griffen nach dem Fensterbrett. Ein feuchtes, quetschendes Geräusch ertönte. Rinnsale von geronnenem Blut und gelber Flüssigkeit tropften an der Wand und dem baumelnden Glas herunter. Dann erschien Andrew Judsons totes Gesicht jenseits des Rahmens aus dem Becken der Dunkelheit. Es war weiß und aufgequollen und voller Blut. Die Haare waren schlammig und verfilzt. Obwohl seine Augen milchig weiß beschichtet waren, funkelten sie mit bösartiger Intelligenz und Besinnung.
    Johnnys Brust zuckte, und schließlich schrie er. Es löste die Trance auf, in der Henry sich befand, zumindest teilweise – genug, damit Johnny sich aus dem strammen Griff des Mannes befreien konnte. Er stand auf und stürmte rückwärts auf den Eingang des Zimmers zu, Henry anstarrend, der halb benommen nach der Waffe in seinem Schoß tastete.
    Johnny schaute wieder zu dem Blut, zu den sich bewegenden, aderigen Streifen, die tatsächlich am Rand der Lache entlang Buchstaben formten. In der Dunkelheit konnte er sie nicht erkennen. »Henry! Das Blut! Schauen Sie!«
    Henry sah schnell hin. Er kniff die Augen zusammen, aber seine zuckenden Schultern und sein Kopfschütteln verrieten Johnny, dass er außer Blut am Boden nichts erkannte.
    In seinem peripheren Sichtfeld sah Johnny eine schnelle Bewegung zu seiner Linken.
    Er drehte sich um und erblickte sie, wie sie im Eingang des Zimmers standen. Seine Eltern. Seine toten Eltern. Ed und Mary Petrie.
    In einen neuen Zustand der Angst und der Ungläubigkeit versetzt, taumelte Johnny nach hinten. Er stolperte über seine eigenen Füße und fiel auf seinen Hintern. Ein explosionsartiger stechender Schmerz schoss in seinen unteren Rücken, und seine Atmung überschlug sich in seinen Lungen. Das vertraute einfallende Grau, das ihn zuvor befallen hatte, schlich sich wieder in sein Sichtfeld und machte ihn erneut mit dem Dämmerzustand bekannt. Trotz allem war er noch in der Lage, gegen die schimmelige Matratze zu stolpern, während er mit verschwommenem Blick ungläubig zu den beiden Monstern starrte, die einst seine Eltern gewesen waren. Schockiert und bestürzt fragte er sich, wie sie es nach Wellfield geschafft hatten – und was unterwegs mit ihnen passiert war.
    Ed hat sich umgebracht. Aber Mary?
    Mary. Als sie in den Lichtstrahl der Taschenlampe trat, konnte Johnny erkennen, dass sie noch nicht allzu lange tot war. Im Gegensatz zu Ed und Judson behielt sie immer noch den Großteil ihrer Gesichtszüge bei, obwohl sie hellblau geworden war. Ihre Haare waren nach Einstein-Art zerzaust, voller Strohhalme und abgestorbener Gräser. Ihr schlammbespritztes Kleid war zerrissen und ihre blassen flachen Brüste baumelten hin und her, als sie in das Zimmer schlurfte. Sie und Ed zogen einen unerträglichen Gestank mit herein (vielmehr Ed, dachte Johnny absurd), wie ein Haufen toter Fische, die unter der heißen Sommersonne zu Köder-Matsch wurden.
    Marys Kiefer klappte herunter. Dicke schwarze, Wackelpudding ähnliche Flüssigkeit sickerte heraus, als sie krächzte: »Sohn.«
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