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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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meinem jetzigen Zustand geführt haben.
    »Herr Doktor?«, flüstert die Schwester.
    »Sagen Sie ihnen, vierundzwanzig Stunden«, antwortet er ernst. »Vielleicht sogar weniger.«

1

    Vier Wochen zuvor

    Klick!
    Das leise Geräusch reichte aus, um Eugenia Cahill aus dem Schlaf zu reißen. In ihrem Lieblingssessel im Wohnzimmer des ersten Stocks in ihrem Landhaus schlug sie blinzelnd die Augen auf. Verwundert darüber, dass sie tatsächlich eingedöst war, rief sie nach ihrer Enkelin. »Cissy?« Sie rückte ihre Brille zurecht und warf einen Blick auf die antike Uhr über dem Kamin, in dem Gasflammen leise zischend an den schwarzen Keramikscheiten leckten. »Cissy, bist du das?«
    Natürlich war es Cissy. Sie hatte vorhin angerufen und ihren gewohnten wöchentlichen Besuch angekündigt. Sie wollte ihr Baby mitbringen … Doch der Anruf lag Stunden zurück. Cissy hatte versprochen, gegen 19.00 Uhr da zu sein, und jetzt … Tja, die Stadtuhr im Foyer schlug gerade mit leisen, beruhigenden Tönen die achte Abendstunde. »Coco«, sagte Eugenia mit einem Blick auf das Körbchen, in dem ihr kleiner weißer Schoßhund schlummerte, der daraufhin kaum den Kopf hob. Das arme Ding wurde auch langsam alt, verlor bereits Zähne und litt an Arthritis.
    »Wenn man alt wird, geht man vor die Hunde«, sagte Eugenia und lachte über ihr eigenes kleines Wortspiel.
    Warum war Cissy nicht gleich heraufgekommen, in den Wohnbereich, wo Eugenia den Großteil des Tages verbrachte? »Ich bin hier oben«, rief sie laut, und als keine Antwort kam, verspürte sie ein erstes kleines Kribbeln der Angst, das sie rasch abschüttelte. Die Furchtsamkeit einer alten Frau, weiter nichts. Doch sie hörte keine eiligen Schritte auf der Treppe, kein Rumpeln des alten Aufzugs, der von der Garage aus knirschend hinauffuhr. Sie stemmte sich aus dem Queen-Anne-Sessel hoch, griff nach ihrem Stock und wurde von einem leichten Schwindelgefühl erfasst. Das war ziemlich untypisch für sie. Steifbeinig ging sie zum Fenster, durch dessen feuchte Scheibe sie die Straße und die Stadt überblicken konnte. Obwohl eine Nebelbank langsam über die Stadt hinwegzog, war die Aussicht aus dem Fenster, wie auch aus den meisten anderen des alten Hauses, atemberaubend – eines Hauses, erbaut um die Jahrhundertwende, na ja, um die vorletzte Jahrhundertwende, auf den höchsten Kuppen des Mt. Sutro in San Francisco. Der alte Ziegelbau im Stil eines Landklubhauses erhob sich drei Stockwerke hoch über einer an den Berg gebauten Garage. Vom Wohnzimmer im ersten Stock aus konnte Eugenia an klaren Tagen die Bucht sehen, und sie verbrachte viel Zeit damit, die übers graugrüne Wasser gleitenden Segelboote zu beobachten.
    Doch manchmal erschien ihr dieses alte Haus in den Parnassus Heights so schrecklich leer. Eine alte Festung mit elektronisch gesteuerten Toren und zugewucherten Gärten voller Rhododendron und Farn. Das Grundstück stieß zwar an das weitläufige Gelände der medizinischen Fakultät, es wirkte aber trotzdem manchmal sehr isoliert vom Rest der Welt.
    Oh, sie war nicht wirklich allein. Natürlich verfügte sie über Personal, doch wie es aussah, hatte die Familie sie verlassen.
    Um Himmels willen, Eugenia, reiß dich zusammen. Du bist schließlich nicht irgendeine alte Frau. Du willst hier wohnen, als eine Cahill, wie es schon immer war.
    Hatte sie sich nur eingebildet, unten ein Schloss klicken zu hören? Hatte sie womöglich geträumt? Neuerdings drangen ihre Träume, wenngleich sie es sich ungern eingestand, selbst bis in ihr Wachbewusstsein vor, und darin wurzelte die unausgesprochene Angst, dass sie sich vielleicht schon im Frühstadium einer Demenz befand. Lieber Himmel, hoffentlich nicht! In ihrer Familie war bisher nie Alzheimer aufgetreten; ihre eigene Mutter war mit sechsundneunzig gestorben, im vollen Besitz ihrer geistigen Kräfte, bevor ein schwerer Schlaganfall sie dahinraffte. Aber an diesem Abend fühlte sich Eugenia doch ein bisschen benommener als gewöhnlich.
    Ihr Blick wanderte nach draußen, zur Straße hinter dem elektronisch gesteuerten Tor, dahin, wo der Zivilwagen der Polizei beinahe vierundzwanzig Stunden lang gestanden hatte. Jetzt war der Chevy in der Parkbucht knapp außerhalb des bläulichen Lichtkegels der Straßenlaterne nicht mehr zu sehen.
    Wie merkwürdig.
    Warum hatten sie sich so schnell wieder entfernt, nachdem sie ihr vorgeworfen hatten, ihrer Schwiegertochter bei der Flucht aus dem Gefängnis geholfen zu haben? Diese unhöflichen

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