Deadline - Toedliche Wahrheit
funktionieren?«
»Es ist ein Notsystem, das nicht ans Hauptstromnetz angeschlossen ist. Wenn die Abdeckung noch da und die Innenbeleuchtung an war, dann müssten sie funktionieren.«
»Ich verlasse mich hier auf dich, Doc. Verarsch uns bloß nicht!« Ich steckte meine Pistole weg, trat neben Becks an die Wand und klatschte meine Hand auf eine der Testeinheiten. Sie hob die Brauen. Ich nickte ihr zu, worauf sie meinem Beispiel folgte. Aus dem Gesicht, das sie zog, schloss ich, dass die Nadeln uns gleichzeitig ins Fleisch stachen. Diese Testeinheiten waren auf bloße Funktionalität hin konzipiert. Deshalb wurde keine Zeit mit Nettigkeiten wie Betäubungsschaum oder Handsterilisierung vor den Tests verplempert – oder mit normal großen Nadeln. Es fühlte sich an, als striche man mit der Handfläche über einen Kaktus, eine Vielzahl winziger Nadelstiche, die nicht wehtaten, weil sie nicht lange genug dauerten, um sie überhaupt wahrzunehmen. Es blieb bloß ein tierisches Jucken.
»Treten sie vom Testcenter zurück«, intonierte eine angenehme Frauenstimme.
Becks und ich wechselten einen Blick und traten einen Schritt zurück. »Doc, der Raum redet«, berichtete ich.
»Das ist normal«, antwortete sie. Irgendwie fand ich das nicht besonders beruhigend.
Die Lichter neben den beiden Einheiten begannen in dem vertrauten Rot-Grün-Muster zu blinken, während unser Blut auf der Suche nach Viren gefiltert wurde. Von draußen kam noch immer kein Laut, aber das machte die Sache nicht besser. Klar, wir wussten, dass wir nicht in den nächsten dreißig Sekunden gefressen werden würden, aber da draußen konnte sich die gesamte infizierte Belegschaft der Seuchenschutzbehörde von Portland befinden, ohne dass wir es mitbekamen. Das gehörte nicht gerade zu den Dingen, über die ich im Moment nachdenken wollte.
Atme! , sagte George.
Ich holte tief Luft, und im selben Moment begannen die Lichter an den Testeinheiten in einem steten Grün zu leuchten. »Vielen Dank«, sagte die Frauenstimme. »Sie dürfen passieren.« Die Glasscheibe glitt beiseite und verschwand in einem Schlitz in der Wand.
»Das ist verdammt noch mal alles deine Schuld, Mason«, knurrte Becks und ging auf die nunmehr freigegebene Tür zu.
»Wie kommst du zu dem Schluss?«
»Du bist derjenige, der meinte, es wäre hier wie in einem Videospiel aus der alten Zeit.«
Ich biss mir auf die Lippe, um nicht laut loszulachen. Ich wollte Kelly schließlich keinen Grund geben, an unserem nicht infizierten Zustand zu zweifeln – nicht, solange sie uns noch in Sicherheit bringen musste. »In Ordnung, Doc, die durchsichtige Wand ist jetzt offen. Da ist eine Tür. Was sollen wir machen?«
»Pass gut auf: Ihr befindet euch auf einem der zusätzlichen Fluchtwege. Sie dienen dazu, unverzichtbare Mitarbeiter aus dem Gebäude zu bringen, wenn es irgendwie möglich ist, selbst bei einem Ausbruch. Sie sind nicht allgemein bekannt, und sie werden nie zum Transport von Biomaterial verwendet, nur zur Evakuierung. Verstehst du, was ich dir damit sagen will?«
Ich bekam eine Gänsehaut. »Sie sind darauf programmiert, beim geringsten Anzeichen einer Kontaminierung eine automatische Sterilisierung einzuleiten, stimmt’s?«
»Ja, so ist es. Ich schlage Folgendes vor.« Kelly hielt inne und fuhr dann grimmig fort: »Lauft so schnell wie möglich! Folgt den gelben Lichtern! Sie werden euch zu einem Ausgang führen. Solang ihr weiterhin nicht infiziert seid, kommt ihr dort hinaus.«
»Und wenn sich etwas an unserem Infektionsstatus ändert?«
»Wenn bei irgendjemandem in den Fluchtkorridoren die Umwandlung einsetzt, wird die automatische Sterilisierung aktiviert.«
»Na wunderbar! Okay. Sag Alaric, dass ich noch mal anrufe, falls wir nicht tot sind.« Ich würgte ihre Protestrufe ab, indem ich auflegte, zog mir den Kopfhörer aus dem Ohr und stopfte ihn mir in die Tasche, wobei ich mich wieder zu Becks umdrehte. »Endspurt. Sobald sich diese Tür öffnet, setzt du deinen Arsch in Bewegung, und falls es Lava regnet, während wir da drinnen sind, war es schön, dich kennengelernt zu haben.«
»Alles klar«, sagte Becks mit einem kleinen, angespannten Nicken. Es würde natürlich nicht wirklich Lava regnen. Es würden aggressive Chemikalien sein, die alles Lebendige zerfraßen, gefolgt von einem Strahlenbombardement, gefolgt von noch mehr Chemikalien, bis alles Organische innerhalb des Korridors auf leblosen Schleim reduziert sein würde. So etwas kann man dort, wo sich
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