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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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voll und ganz konzentrieren. Nach einer Weile bestand die Welt nur noch aus den Geräuschen, die wir bei unseren langsamen Schritten machten. Beim Feldtraining lernt man unter anderem, wie man leise auftritt und langsam atmet. Die Virenvermehrung verleiht den Zombies zwar keine Superfähigkeiten, aber sie steigert ihre Aufmerksamkeit in bestimmten Beziehungen enorm. Deshalb wirkt ihr Talent, Lebewesen aufzuspüren, manchmal geradezu übernatürlich. Aber das ist es nicht. Zombies sind einfach nur unglaublich gut darin, auf Kleinigkeiten zu achten. Es sind die Kleinigkeiten, wegen denen Leute zu Tode kommen.
    Wir erreichten die erste Biegung. Ich schnellte um die Ecke und hob die Taschenlampe, um den gesamten Korridor zu erhellen. Das beeinträchtigte zwar unsere Nachtsicht, war aber auch zugleich ein wirksamer Schutzschild: Das Netzhautleiden, aufgrund dessen George den Großteil ihres Lebens hinter einer Sonnenbrille hatte verbringen müssen, haben auch alle Infizierten. Sie können zwar auch am Tage nach draußen, aber wenn möglich, bleiben sie immer im Dunkeln, und wenn man ihnen mit einer Taschenlampe direkt in die Augen leuchtet, gefällt ihnen das ganz und gar nicht.
    Mein Licht fiel in einen leeren Gang. Ich ließ die Taschenlampe sinken. »Sauber«, sagte ich, und wir gingen weiter und folgten dabei dem Verlauf des Gebäudes, das uns behutsam in eine Richtung drängte. Wir liefen in die Rattenfalle. Unglücklicherweise war das das Klügste, was wir machen konnten. Wenn wir in die andere Richtung gegangen wären, dann hätte uns das bloß weiter weg von den Helfern geführt, die vielleicht auf uns warteten – vorausgesetzt, es gab sie überhaupt.
    An den nächsten drei Biegungen gingen wir genauso vor. Jedes Mal trat ich mit einem schnellen Schritt um die Ecke, um die dort möglicherweise lauernden Infizierten mit meiner Taschenlampe zu blenden, während Becks mir den Rücken freihielt, jederzeit bereit, das Feuer zu eröffnen. Jedes Mal fiel das Licht in einen kahlen, absolut leeren Korridor. Die weißen Wände schimmerten wie Geister in der Dunkelheit um uns herum. Ich spürte ein Kribbeln auf der Haut, als Klaustrophobie und Paranoia meinen Herzschlag beschleunigten. Ich drängte die aufsteigende Panik zurück. An Becks stockendem Atmen – es war nicht besonders deutlich, nur bei jedem dritten Atemzug – erkannte ich, dass es ihr ähnlich ging. Nicht das, was passiert, macht einen fertig, sondern das Warten .
    An der nächsten Ecke war das Warten vorbei.
    Es begann genauso wie an den vorangegangenen Biegungen: Becks schussbereit, während ich um die Ecke trat und den Strahl meiner Taschenlampe in den Korridor richtete. Nur dass der Korridor vor uns diesmal nur etwa drei Meter lang war und sich dann zu einer T-Kreuzung gabelte … und diesmal ertönte als Reaktion auf das Licht ein Stöhnen. Es befand sich noch linkerhand der Kreuzung außer Sicht, aber das spielte keine Rolle: Wenn man einmal das Stöhnen der Infizierten gehört hat, vergisst man es nie. Es ist die Sorte Geräusch, die sofort fest in unseren primitiven Affenhirnen verdrahtet wird, und die von ihm vermittelte Botschaft lautet schlicht und einfach: Lauf!
    Hastig machte ich einen Schritt zurück, wobei ich die Taschenlampe dorthin gerichtet hielt, wo das Stöhnen hergekommen war. Das Licht würde die Infizierten nicht vertreiben – nichts hält einen hungrigen Zombie auf, wenn er erst einmal festgestellt hat, wo die nächste Gratismahlzeit wartet – , aber der Schmerz würde sie langsamer machen. »Becks?«
    »Ja?«
    »Ist in der anderen Richtung alles frei?«
    »Ich glaube schon.«
    »Gut. Becks?«
    »Ja?«
    »Lauf!«
    Unsere Flucht war schlicht und alles andere als elegant. Becks rannte praktisch, bevor das Wort ganz aus meinem Mund war. Sie hatte nur auf die Bestätigung dafür gewartet, dass ich auch keine bessere Idee hatte. Ich folgte ihr keinen Herzschlag später. Wir rannten so schnell wir konnten, unsere Schritte hallten von den Wänden um uns herum wider, sodass sich unmöglich sagen ließ, ob wir uns in Sicherheit flüchteten oder in die Arme einer weiteren Rotte. Hinter uns setzte das Stöhnen erneut ein. Erst klang es entfernt, doch es wurde erschreckend schnell lauter. Das ist etwas, worin sich die alten Filme geirrt haben. Echte Zombies – insbesondere die frisch Infizierten – können rennen .
    Ruf um Hilfe!
    »Wie?« keuchte ich, noch immer rennend. Becks warf mir einen Blick zu. Ich schüttelte den Kopf, und sie

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