Deadline - Toedliche Wahrheit
in meine Richtung, als sie ihren Armvoll Einkaufstüten auf dem Herd abstellte. Dann floh sie zur Hintertür hinaus und verschwand Richtung Wagen. Ich zuckte zusammen und stand auf. »Äh, he, Becks, warte mal ne Sekunde … «
»Rühr dich nicht vom Fleck«, sagte Maggie liebenswürdig.
Ich erstarrte.
»Kelly, wie wär’s, wenn du Alaric holen gehst. Sag ihm, dass wir Hilfe beim Auspacken brauchen.« Maggies Tonfall blieb freundlich, doch nun hatte er einen schneidenden Unterton, der vermittelte, dass es ganz und gar keine gute Idee wäre zu widersprechen. Kelly nickte und verließ das Zimmer sogar noch schneller als Becks eben. Sie stellte nicht mal ihre letzte Einkaufstüte ab.
Ich blieb an Ort und Stelle und beobachtete Maggie wachsam. Sie setzte ihre Tüte ab und kam zu mir. Einen guten Meter entfernt verharrte sie und betrachtete mein Gesicht. Schließlich schüttelte sie seufzend den Kopf.
»Wie verrückt bist du eigentlich, Shaun?«
Es war wie ein Echo der Frage, die George mir im Sendewagen gestellt hatte, nachdem Kelly die Bombe platzen lassen und uns die Sache mit den Reservoirkrankheiten erzählt hatte. Maggie konnte unmöglich Georgias Anteil an dieser Unterhaltung gehört haben, selbst wenn sie uns belauscht hatte. Ich zuckte trotzdem zusammen und antwortete, ohne nachzudenken: »Verdammt verrückt.« Ich verzog das Gesicht. »In Ordnung, das war vielleicht nicht die bestmögliche Antwort. Kann ich’s noch mal versuchen?«
»Es war eine ehrliche Antwort, und die habe ich gebraucht.« Maggie musterte mich nachdenklich von oben bis unten. »Wusstest du, was du Rebecca antun würdest, als du mit ihr ins Bett gegangen bist?«
»Himmel, nein! Maggie, ich wusste nicht mal, dass sie … du weißt schon, an mir interessiert war. Auf diese Art.«
»Das hatte ich mir schon gedacht.« Maggie seufzte. »Hattest du jemals eine feste Freundin?«
Das war eine weitere Frage, auf die es keine vernünftige Antwort gab. Ich gab mich damit zufrieden, so ehrlich wie möglich zu sein. »Nein, nicht direkt.«
Erneut musterte mich Maggie langsam von oben nach unten und sagte: »Auch das hatte ich mir schon gedacht. Darf ich dir dann einen Rat geben?«
»Jetzt?« Ich stieß ein kurzes, verbittertes Lachen aus. »Ich würde einen Rat von den Bulldoggen annehmen, wenn ich glauben würde, dass das hilft. Ich wollte keine Scheiße bauen mit Becks. Ich meine … « Es war meine Schuld, weil sie zur Verfügung gestanden hatte und willig gewesen war und weil sie mir etwas angeboten hatte, was ich zu wollen geglaubt hatte. Sie hatte mir alles offenbart, was sie mit sich herumschleppte. Ich dagegen versteckte schon so lange, wie weit es mit mir gekommen war, dass ich … das nicht getan hatte. Sie hatte keine Ahnung gehabt, worauf sie sich einließ. Das war mir klar. Und ich hätte es besser wissen müssen.
»Machst du ihr einen Vorwurf daraus?«
»Ich mache mir selbst einen Vorwurf.«
»Gut.« Maggie nickte, anscheinend zufrieden. »Ihr seid beide erwachsene Menschen, und es geht mich nichts an, was ihr miteinander treibt, solange niemand dabei verletzt wird. Becks ist verletzt worden. Vielleicht hätte sie vorsichtiger sein sollen, aber das tut im Moment nichts zur Sache. Du musst dich bei ihr entschuldigen. Du musst das in Ordnung bringen, weil ich nämlich nicht glaube, dass ihr weiter zusammenarbeiten könnt, wenn du einfach wartest, bis sie sich von allein davon erholt.«
»Ja, das kriege ich hin.« Ich würde es sogar ehrlich meinen. Becks verdiente eine sehr viel bessere Behandlung als die, die ich ihr hatte angedeihen lassen, ob ich es nun böse gemeint hatte oder nicht.
Sie verdiente zum Teufel noch mal etwas Besseres als mich.
»Ich bin froh.« Maggie trat vor und umarmte mich. Ihr Haar duftete nach Vanille und Erdbeeren. Sie hielt mich gerade so lange umarmt, dass ich begann, mich etwas unbehaglich zu fühlen. Dann ließ sie los und wandte sich ab, um die Einkäufe auszupacken. Dümmlich blinzelnd blieb ich stehen. Als sie meinen Blick bemerkte, hob sie die Brauen und sagt: »Und? Worauf wartest du noch? Geh raus und rede mit ihr! Los! «
Also ging ich raus.
Das Gras war feucht, wahrscheinlich von einem nächtlichen Regenguss, und als ich bei Maggies Transporter eintraf, waren meine Stiefel nass. Der Wagen stand mit offenen Türen und Einkaufstüten auf dem Vordersitz in der Auffahrt. Niemand war da. Ich schaute mich um und war nicht besonders überrascht, Fußabdrücke im nassen Gras zu finden, die zu
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