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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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bist und mir das Handtuch weggerissen hast, ist es mir gar nicht aufgefallen.«
    »Wenn Dave nicht tot wäre, würde ich ihm jetzt zehn Kröten schulden.« Becks wandte sich ab und blickte in den Wald jenseits des Zauns. Er sah aus wie ungezähmte Natur; Maggies Sicherheitsvorkehrungen waren sorgfältig verborgen. »Er meinte, dass du es nicht mitkriegen würdest. Ich dachte, dass du dich bloß zierst.«
    »Das meinte Alaric auch. Es tut mir wirklich leid. Ich habe die ganze Sache mit dem Flirten noch nie ausprobiert.«
    »Nein, das hast du wohl nicht, was?« Sie warf mir einen abschätzenden Seitenblick zu. »Das musstest du nicht.«
    Ich dachte darüber nach, sie anzulügen. Aber nach allem, was ich ihr schon gesagt hatte, wusste ich nicht, wozu das noch gut sein sollte. »Nein, wohl nicht.«
    Sie nickte und verzog dabei auf allzu vertraute Weise den Mund, bevor sie wieder in den Wald hinausschaute. Ich verabscheute diesen Gesichtsausdruck. Ich hasste ihn auf jedem Gesicht, auf dem ich ihn bisher gesehen hatte. Aus ihm sprach ein deutliches »Aber sie ist deine Schwester « und das völlige Verkennen des Umstands, dass sie außerdem der einzige Mensch gewesen war, dem meine Meinung wirklich wichtig gewesen war. Dem alles wichtig gewesen war.
    Schließlich sagte Becks leise sinnierend: »Ich schätze, irgendwie habe ich es tief in mir drin gewusst. Vielleicht war es deshalb so ungefährlich, dir nachzustellen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dich jemals zu kriegen.«
    Ich war mir nicht sicher, was ich dazu sagen sollte. Also begnügte ich mich mit der sichersten Antwort von allen.
    »Es tut mir leid.«
    »Mir auch, Shaun. Glaub mir, mir auch. Ich … ich weiß, dass wir nicht einfach so weitermachen können wie bisher. Das ist ebenso sehr meine Schuld wie deine, schätze ich. Ich weiß einfach nicht … «
    »Wie wir jetzt weitermachen sollen?«, wagte ich zu vermuten. Sie nickte. Ich unterdrückte den Drang zu lachen, vor allem, weil ich mir nicht sicher war, ob ich wieder hätte aufhören können. »Mensch, Becks, ich stelle mir diese Frage so ziemlich jeden Tag seit Georges Tod.«
    »Hast du die Antwort schon herausgefunden?«
    »Es gibt keine.« Ich ließ mich gegen die Rückenlehne der Bank sacken und legte den Kopf in den Nacken, bis ich nichts als blauen Himmel mehr sah, der sich aus dieser Perspektive bis in die Unendlichkeit zu erstrecken schien. »Ich schätze, ich werde einfach so weitermachen wie bisher, bis die Dinge wieder irgendeinen Sinn ergeben.«
    »Und was ist, wenn das nie passiert?«
    »Ich schätze, dann fange ich an zu hoffen, dass die religiösen Spinner recht haben und dass es dort oben eine höhere Intelligenz gibt, die mit uns wie mit Laborratten umspringt.«
    Stoff rieb über Holz, als Becks sich herumdrehte, um mich anzuschauen. Ich konnte sie nicht sehen, aber ich kannte sie gut genug, um ganz genau zu wissen, was für ein Ausdruck auf ihrem Gesicht lag: Eine Mischung aus Verwirrung und dem unangenehmen Verdacht, dass meine nächsten Worte so daneben sein würden, dass sie sie eigentlich nicht hören wollte. Schließlich sagte sie: »Warum willst du dich auf die Suche nach Gott begeben?«
    »Ich sagte nicht, dass ich mich auf die Suche begeben würde. Falls Gott existiert, gibt es genug Menschen, die wissen, wo er ist.« Ich zuckte mit den Schultern und schaute weiter in den Himmel. Das war leichter, als Becks anzusehen. »Ich will bloß wissen, dass er da ist, sodass ich mit dem Wissen sterben kann, dass es jemanden gibt, dem ich auf der anderen Seite eine reinhauen kann.«
    Becks lachte. Ein Teil der Anspannung fiel von mir ab. Ich hatte ihr etwas Schreckliches angetan, aber ich hatte es nicht böse gemeint, und der Tonfall ihres Lachens verriet mir, dass wir vielleicht – trotz allem – wieder Freunde sein konnten. Sie hatte recht. Wir würden nie wieder so miteinander klarkommen wie zuvor. Aber es würde wieder besser werden, und das war immerhin etwas.
    Gewalt ist nicht die einzige Lösung , sagte George. Sie klang genauso erleichtert, wie ich mich fühlte.
    »Manchmal ist es die spaßigste«, erwiderte ich, ohne darüber nachzudenken. Becks hörte auf zu lachen. Ich schaute sie angespannt an und rechnete damit, dass wir wieder anfangen würden, uns zu streiten.
    Stattdessen erwiderte sie meinen Blick bloß. Ihre Augen waren haselnussbraun. Das war mir noch nie aufgefallen – nicht wirklich. Bei dem Gedanken fühlte ich mich noch mieser mit dem, was ich getan hatte. Ich hätte

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