Deadline - Toedliche Wahrheit
Maggies Gemüsegarten führten.
Ich folgte der Spur ums Haus und bis ans Ende des sorgfältig gepflegten Fleckchens, auf dem Maggie Gemüse und frische Kräuter zog. Ein paar Parkbänke aus der alten Zeit waren im Garten verteilt und verliehen ihm einen schicken Retro-Touch. Becks saß mit dem Rücken zu mir auf der am weitesten entfernten Bank. Ich näherte mich ihr leise, und sie regte sich nicht. Wahrscheinlich hatte sie mich erwartet.
»He«, sagte ich, als ich nah genug heran war. »Macht es dir was aus, wenn ich mich setze?«
»Ja, es macht mir was aus.« Sie drehte sich zu mir um und schaute mit erhobenem Kinn zu mir auf. Ihre Augen waren nur ein wenig gerötet. Sie hatte eindeutig die hohe Irwin-Kunst gemeistert, zu weinen, ohne dass man hinterher vor der Kamera blöd aussieht. Bei dem Gedanken fühlte ich mich noch elender als ohnehin schon. »Aber ich schätze, wir müssen da durch, also mach schon!« Sie rutschte zur Seite und winkte mich heran.
»Danke!« Ich setzte mich und legte die Hände auf die Knie. Stille senkte sich zwischen uns herab. Sie wartete darauf, dass ich den Anfang machte, und ich hatte keine Ahnung, womit.
Sag, dass es dir leidtut , riet mir George.
Sie hatte mir noch nie einen schlechten Rat gegeben. »Es tut mir leid, Becks. Ich meine, Himmel noch mal, ich kann gar nicht sagen, wie verdammt leid es mir tut. Ich war dumm, und ich war selbstsüchtig, und es tut mir leid.«
Becks holte zitternd Luft. In ihrer Stimme schwang ein belustigter Unterton mit, als käme ihr die ganze Situation extrem unwahrscheinlich vor. »Das ist alles? Es tut dir leid? Ich wusste, dass du deine Probleme hast, Shaun, und ich bin ein großes Mädchen … ich dachte, ich käme damit zurecht. Aber ich habe mich wohl geirrt. Dafür sollte ich dir nicht die Schuld geben.« Aber ich tue es. Die unterschwellige Botschaft war nicht zu überhören, nicht einmal für mich.
»Vielleicht solltest du mir nicht die Schuld geben, aber ich hätte trotzdem so schlau sein sollen, dir zu sagen, dass es keine gute Idee für uns beide ist, derart … intim zu werden.«
»Du meinst, wir hätten es nicht wie die Karnickel miteinander treiben sollen?«
Ich hustete, zum Teil vor Überraschung und zum Teil, um Georges Geistergelächter zu übertönen. »Äh, das auch. Ich meine bloß … ich schätze, ich hatte nicht damit gerechnet, und klingt das jetzt unglaublich blöd, oder bilde ich mir das ein?«
Becks runzelte nachdenklich die Stirn. »Das meinst du wirklich ernst, was? Du hattest echt keine Ahnung.«
»Keine Ahnung von was?«
Sie starrte mich einen Moment lang an, bevor ihr die Kinnlade herunterklappte und sie sagte: »Oh mein Gott! Du hattest wirklich keine Ahnung.«
Langsam machte ich mir Sorgen. Es war eine Sache, mich für etwas zu entschuldigen, von dem ich wusste, dass ich es getan hatte – ich habe vielleicht nicht viel Erfahrung mit Frauen, aber ich bin immerhin schlau genug, um zu wissen, dass es niemals gut ist, sie mit dem falschen Namen anzusprechen, insbesondere, wenn die entsprechende Person tot und streng genommen meine Schwester ist. Sich für etwas zu entschuldigen, von dem ich nicht wusste, dass ich es getan hatte, war schon eher ein Problem, und sei es nur, weil ich mir nicht sicher sein konnte, dass ich es richtig anstellte. »Äh, Becks, tut mir leid, aber ich komme nicht mehr mit. Ich entschuldige mich gerne weiter, aber ich muss wissen, wofür .«
Diesmal war ihr Lachen hell und brüchig, wie gesplittertes Glas in der Sonne. »Ich habe mich seit Monaten an dich rangeschmissen, Shaun. Das Flirten, die knappen Oberteile, dass ich dich immer wieder darum gebeten habe, mal Hand bei meinen Meldungen anzulegen … ich meine, was zum Teufel dachtest du denn, was ich da treibe?«
»Ich weiß nicht«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Ich dachte, dass du nur sichergehen wolltest, dass deine Fakten Hand und Fuß haben, bevor du sie veröffentlichst, und all die knappen Klamotten habe ich eben für so eine Frauensache gehalten. So wie deine Frisur.«
»Meine Quoten hängen nicht davon ab, was ich zur Arbeit anziehe«, erwiderte sie.
Ich zuckte mit den Schultern.
Becks seufzte. »Na schön! Das hast du also alles nicht bemerkt. Was ist mit dem Flirten? Hast du das auch als ›Frauensache‹ abgetan?«
Wenn ich schon einmal damit angefangen hatte, konnte ich ihr auch gleich die ganze Wahrheit sagen. Größere Schwierigkeiten konnte ich mir jetzt auch nicht mehr einhandeln. »Bis du aufgetaucht
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