Deadline - Toedliche Wahrheit
Nachricht an jemanden?«
»Scheiß drauf!« Mit zusammengekniffenen Augen begegnete sie meinem Blick durch den Rückspiegel, fast als wollte sie mich dazu herausfordern, ihr zu widersprechen. »Wir schaffen es nach Hause, und dann machen wir sie alle platt.«
»Klingt nach einem Plan. Alaric? Maggie? Ihr habt eure Befehle. Also los! Wenn möglich melden wir uns, und wenn nicht, stellt ein Licht für uns raus, bis unsere Zeit abgelaufen ist.«
»Es war schön, mit dir zusammenzuarbeiten, Boss«, sagte Alaric.
»Das Gleiche gilt für dich, Kumpel, aber noch ist es nicht vorbei.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte Maggie. »Passt auf euch auf, Leute, und zieht nicht irgendwelche dummen Heldentaten ab! Wenn ich mich auf die Bahamas absetze, möchte ich, dass mir nicht nur Alaric Gesellschaft leistet.«
»Das wäre wahrlich ein schlimmeres Schicksal als der Tod«, antwortete Mahir trocken.
»Wir tun unser Bestes«, sagte ich. »Passt auf euch auf!«
Damit gab es nichts mehr zu sagen, und wir hatten das Zeitlimit ohnehin fast erreicht. Ich unterbrach die Verbindung, zog mir den Kopfhörer vom Ohr und warf ihn in das Kleingeldfach neben dem Fahrersitz. »Sobald wie möglich halten wir an und verbrennen das Ding.«
»Lieber zu früh als zu spät«, sagte Becks.
»Schon dabei. Mahir?«
»Nach rechts.«
Ich bog rechts ab.
Unsere ursprüngliche Route hatte uns durch den amerikanischen Südwesten nach Tennessee geführt. Stunde für Stunde war die Wüste an unseren Fenstern vorbeigezogen. Mahirs neue Route verlief etwa über die gleichen Straßen, zumindest bis wir Little Rock erreichten. Dann wurde es komisch. Anstatt südwärts zu fahren, um die Berge und das als gefährlich ausgewiesene Ackerland zu meiden, wandten wir uns nach Norden, raus aus Arkansas und nach Missouri. In Fayetteville hielten wir zum Tanken.
Mahir blieb im Wagen sitzen, während ich auftankte und Becks in den obligatorischen kleinen Laden bei der Tankstelle ging. Während sie aufgepasst hatte, dass uns niemand verfolgte, hatte sie ihr Äußeres verändert, und das ziemlich drastisch. Ihr Haar lag jetzt flach an, und irgendwie war es ihr gelungen, Jacke und Hose gegen ein Trägertop und rosafarbene Shorts auszutauschen, die genauso gut aufgemalt hätten sein können und absolut nichts der Fantasie überließen.
Ich musste mir nicht ausmalen, wie sie ohne Kleider aussah, und es fiel mir noch immer schwer, ihr nicht auf den Hintern zu starren, während sie lässig in Richtung Geschäft schlenderte. Das Einzige an ihrer Kleidung, was gleich geblieben war, waren die Schuhe, die immer noch klobig und schwer waren und mehr an »Fight Club« als an eine Modenschau erinnerten, aber in dieser Aufmachung würde wohl kaum jemand auf ihre Füße schauen.
Manchmal bist du echt typisch Kerl , sagte George.
»Tja, ich bin derjenige von uns beiden, der noch nicht tot ist, schon vergessen?«
Ich habe mich auch nicht beschwert, sondern nur eine Feststellung getroffen.
Schnaubend drückte ich auf den Knopf zum Auftanken. Wenn der Seuchenschutz darüber Bescheid wusste, dass wir eine Karte der Garcia Pharmazeutika zum Bezahlen benutzten, waren wir am Arsch, aber unser Bargeld war schon in Little Rock alle gewesen, weshalb wir keine andere Wahl hatten. Die Wahrheit mag einen frei machen, aber einen vollen Tank kann man sich nicht von ihr kaufen.
Die von Mahir vorgeschlagene Route war gut. Sie verlief durch einen Zipfel von Missouri nach Kansas. Von dort würden wir durch Colorado, Wyoming und Utah fahren und schließlich den Endspurt durch Nevada antreten. Von den sechs Bundesstaaten, die wir durchqueren mussten, ehe wir Kalifornien erreichen würden, waren Selbstbedienungstankstellen nur in zweien verboten, und das waren die beiden, in denen wir insgesamt am wenigsten Zeit verbringen würden: Colorado und Utah. Wenn wir uns das Benzin richtig einteilten, mussten wir in diesen beiden Staaten mit Ausnahme von Pinkelpausen nicht mal haltmachen. Das war gut. Je mehr wir uns von anderen Menschen fernhielten, desto besser.
Während der Tank volllief, putzte ich die Windschutzscheibe, überprüfte den Reifendruck und gab mir alle Mühe, nicht darüber nachzudenken, dass wir vor einer Organisation auf der Flucht waren, die schon aufgrund eines Niesens den Ausnahmezustand verhängen konnte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Seuchenschutz all das im Alleingang bewerkstelligte oder dass alle seine Mitarbeiter in die Sache verwickelt waren – Kelly war es
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