Deadline - Toedliche Wahrheit
eindeutig nicht gewesen, und ich nahm stark an, dass all die anderen Mitglieder ihres Teams, die ums Leben gekommen waren, ebenfalls von nichts gewusst hatten. Trotzdem, eine Verschwörung einiger strategisch positionierter Einzelpersonen, die zu allem bereit sind, um ihre Ziele zu erreichen, ist schon schlimm genug, insbesondere, wenn diesen Personen praktisch unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig hatten diese Leute bislang offenbar versucht, zumindest halbwegs unauffällig zu agieren, sonst hätten sie sich nicht die Mühe gemacht, Ausbrüche herbeizuführen und bei ihren Morden natürliche Todesursachen vorzutäuschen. Diesen ganzen Agentenscheiß muss man nur veranstalten, wenn man seine Existenz verheimlichen will.
Becks kam aus dem Laden, mit Papiertüten in beiden Armen und dem selbstgefälligen Lächeln einer Katze, die einen Kanarienvogel gefressen hat, auf den Lippen. Das Lächeln verblasste, sobald sie weit genug entfernt war, damit der Kassierer sie nicht mehr sehen konnte. Sie öffnete die Hintertür des Transporters, ohne auch nur Hallo zu sagen, und kraxelte mit ihren Einkäufen ins Auto. Ich zog den Einfüllstutzen heraus, öffnete die Fahrertür und setzte mich ans Steuer.
»Gab’s Probleme?«, fragte ich und drehte mich zu Becks herum, die gerade Wasser- und Colaflaschen und Snacks auf dem Rücksitz ausbreitete. Wir hatten ihr gesagt, dass sie so viel kaufen sollte, wie es möglich war, ohne Verdacht zu erregen. Anscheinend bedeutete das für sie, jede Menge Zeug wie für eine Junggesellinnen-Party zu kaufen, einschließlich einer Flasche billigen Korns und siebzehn Packungen M&Ms.
»Nächstes Mal ziehst du dir das Schaut-mal-meine-Titten-Oberteil an, und ich tanke auf.« Sie warf mit einer Packung M&Ms nach meinem Kopf. Ich fing sie auf und reichte sie Mahir. »Nein, keine Probleme. Wenn man unsere Bilder in den Nachrichten gezeigt hat, dann wusste das Arschgesicht am Tresen zumindest nichts davon. In Memphis gab es einen kleineren Ausbruchsalarm, und das Gebiet um die Seuchenschutzbehörde herum ist abgesperrt, aber das hat nicht genügt, um Arschis Blick von meinem Hintern loszueisen.«
»Siehst du, ich würde mit dem Oberteil keine vergleichbaren Ergebnisse erzielen. Dafür habe ich einfach nicht die richtige Figur. Mahir wäre vielleicht ein bisschen besser geeignet. Beim nächsten Halt können wir es mit ihm probieren.« Ich streckte den Arm aus, um mir eine Flasche Cola vom Rücksitz zu nehmen, bevor sie mir die auch noch an den Kopf werfen konnte. »Dann können wir weiter?«
»Denke schon.« Becks zog ihre Jacke wieder an und öffnete anschließend eine Tüte M&Ms. »Mahir, denk dran, die Wettermeldungen für unsere Route einzuholen. Als ich rausgegangen bin, kam gerade eine Sturmwarnung.«
»Alles klar«, antwortete er und nahm sich etwas zu trinken, bevor er erneut begann, auf seinem Telefon herumzutippen.
Ich steckte meine Flasche in den Getränkehalter und ließ den Motor an. Wir waren lange genug an einem Fleck gewesen, und wir hatten noch einen verdammt weiten Weg vor uns, ehe wir auch nur ansatzweise in Sicherheit sein würden.
Eine Stunde später erreichten wir Kansas, wo ich es drauf ankommen ließ und bei einer der alten Raststätten haltmachte. Das Tor an der Auffahrt war nicht einmal zugekettet. Wenn wir dort reinwollten, um uns auffressen zu lassen, war das unser Problem und nicht das der örtlichen Behörden. »Wir sollten sie wegen Fahrlässigkeit anzeigen«, brummte Becks, während wir das Tor öffneten.
»Der ist gut«, sagte ich freundlich. »Und wie erklären wir, was wir hier draußen machen? Sind wir auf einem Ausflug, um uns die Geisteräcker Nordamerikas anzusehen oder was?«
Sie warf mir einen bösen Blick zu. Ich zuckte mit den Schultern und stieg wieder ein, um den Wagen hinter die efeuüberwucherten Bäume zu fahren, wo man ihn von der Straße aus nicht sehen konnte. Früher war die Freifläche in der Mitte wohl mal ein netter kleiner Picknickplatz gewesen. Damals haben die Leute ihre Kinder und Hunde an solche Orte mitgenommen und sie frei im Gras herumtollen lassen, damit sie sich ein bisschen verausgaben konnten, bevor es weiterging, auf dem Weg zum amerikanischen Traum. Heutzutage würden sie einen für so was wegen Kindesmisshandlung einbuchten. So verrückt waren nicht mal die Masons, und die haben eine Menge gefährlichen Kram mit mir und George veranstaltet, als wir noch klein waren. In der Nähe eines ungesicherten
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