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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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zu?«
    »Du fehlst mir so sehr.« Ich schaute auf meine Füße. Ich konnte sie nicht länger ansehen, nicht, wenn ich nicht vollends den Verstand verlieren wollte. »Ich meine, du weißt es, und ich weiß, dass ich die ganze Zeit mit dir geredet habe, aber ich weiß auch, dass ich das tue, weil ich ohne dich nicht ganz da bin, also führe ich Selbstgespräche, um so zu tun, als könnte ich irgendwann wieder ganz da sein, und ein richtiger Satz ist das jetzt auch nicht mehr, also bin ich jetzt still, aber, Himmel, George, du fehlst mir so sehr.« Ich hielt inne und zögerte, ehe ich ganze leise hinzufügte: »Ich glaube, ich weiß nicht, wie ich das ohne dich schaffen soll.«
    »Das musst du aber.« Ich hörte, wie sie aufstand und dann ihre Schritte, als sie quer durch den Wagen ging und vor mir stehen blieb. Ihre Knie waren auf Höhe meines Blickfelds. Wenn es eine Bewertungsskala für die Qualität von Halluzinationen gibt, dann war meine darauf ziemlich weit oben anzusiedeln: Ich sah die Falten dort, wo ihr die Jogginghose über die Knie fiel, und eine Teppichfluse an ihrem einen Schuh. »Shaun, sieh mich an!«
    Ich hob den Kopf. Aus dieser Entfernung wirkten ihre Augen sogar noch weniger vertraut … aber es waren trotzdem ihre Augen. Es war immer noch der gleiche Mensch dahinter.
    »Wächst du an der Herausforderung oder kapitulierst du?«, fragte sie ganz ruhig. »Du hast die Wahl.«
    Ich schluckte. »Das sind die einzigen Möglichkeiten? Wachsen oder kapitulieren?«
    »Das hier ist nicht irgendeine Reportage, Shaun. Die einzige Belohnung, die du dafür kriegst, bis zum Ende durchzuhalten, besteht darin, dass du bis zum Ende durchgehalten hast – du erfährst die Wahrheit, das ist alles. Das bringt mich nicht zurück. Das letzte Jahr wird nicht plötzlich ungeschehen. Das Leben wird nicht wieder wie früher. Das Leben wird nie mehr so wie früher, wie sehr man sich auch darum bemüht. Aber immerhin wirst du Bescheid wissen. Du wirst die Wahrheit erfahren. Du wirst die fehlenden Puzzleteile erhalten.« Erneut lächelte sie, trotz der Tränen in ihren Augen. Ich hatte sie noch nie weinen sehen, nicht mal, als wir noch Kinder gewesen waren. Das retinale KA hatte, Jahre bevor etwas an ihren Augen zu sehen war, ihre Tränendrüsen verkümmern lassen. Doch jetzt weinte sie. »Das einzige glückliche Ende, das uns bleibt, ist das, bei dem du diese Mistkerle zu Fall bringst und sie für das, was sie uns angetan haben, bezahlen lässt. Kriegst du das hin? Wenn nicht, dann musst du nämlich Mahir anrufen und ihm sagen, dass er ab jetzt das Kommando hat. Irgendjemand muss die Wahrheit herausfinden. Bitte! «
    »Ich kriege das hin«, antwortete ich. Meine Stimme zitterte, aber sie versagte nicht, und mehr konnte ich schwerlich verlangen. »Für dich kriege ich das hin.«
    »Danke!« Sie beugte sich vor. Mir stockte der Atem, als sie mir einen Kuss auf die Stirn drückte und dann zurücktrat und den Weg zur Tür für mich freigab. »Du fehlst mir auch.«
    Beim Aufstehen warf ich einen Blick an die Decke. Das Blut war weg. Als ich den Kopf wieder senkte, war auch George fort. Ich rieb mir die Wangen mit den Händen trocken, während ich nach wie vor auf die Stelle schaute, an der George gestanden hatte. Sie tauchte nicht wieder auf. Das war wahrscheinlich ein gutes Zeichen. »Ich liebe dich, George«, flüsterte ich.
    Sie wäre wieder gesund geworden , zischte Kellys Stimme, aber sie hatte keine Macht mehr über mich. Natürlich würde ich mich nach wie vor mit dieser Realität auseinandersetzen müssen, aber ich bin gut darin, mit blödem Scheiß fertig zu werden. Wenn der Seuchenschutz mit harten Bandagen kämpfen wollte, dann würden wir eben auch mit harten Bandagen kämpfen. Und gewinnen.
    Es überraschte mich nicht, draußen vor dem Wagen Becks anzutreffen. Sie ließ die Pistole neben ihrem Knie baumeln und trank gemächlich Wasser aus einer Flasche. Als ich rauskam, richtete sie sich auf und fragte: »Alles in Ordnung?«
    »Ich glaube, ich hatte gerade eine kleine psychotische Episode oder einen Zusammenbruch oder so, aber jetzt ist alles bestens. Im Prinzip fühle ich mich gut.« Ich schloss die Wagentür hinter mir. »Und bei dir?«
    Becks blinzelte. Für einen Moment brachte meine lockere Antwort sie aus dem Konzept. Selbst nachdem sie so lange mit mir zusammengearbeitet hatte, konnte sie Begriffe wie »kleine psychotische Episode« immer noch nicht einfach wegstecken. Aber man musste ihr zugestehen, dass sie

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