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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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von dumpfer Warteschleifenmusik ersetzt. Nach ein paar Sekunden klickte es erneut, und Dr. Wynne sagte: »Shaun, Gott sei Dank! Also, was zum Teufel ist los? Wegen Ihnen hat der arme Kevin fast einen Herzanfall gekriegt.«
    »Ich werde dran denken, ihm eine nette Karte und ein paar Blumen zu schicken.« Mein ätzender Tonfall überraschte mich selbst. Ich hatte immer gedacht, ich hätte bessere Manieren. »Bei dem Ausbruch in Oakland habe ich mehrere Leute zurückgelassen, deshalb werden Sie mir meine Umgangsformen vielleicht nachsehen.«
    Einen Moment lang herrschte Stille, als Dr. Wynne die Bedeutung meiner Worte verarbeitete: Dass Dave nicht unser einziger Verlust in Oakland gewesen war. Natürlich handelte es sich um eine Lüge, aber eine, an der zu zweifeln er keinen Grund hatte. »Oh«, sagte er schließlich mit leiser Stimme. »Ich verstehe. Es tut mir so leid, das zu hören.«
    »Es ist, wie es ist. Also, ich habe ein paar Nachforschungen angestellt, Dr. Wynne, und ich wollte mir meine Ergebnisse noch mal bestätigen lassen. Haben Sie einen Moment Zeit, um mir ein paar Fragen zu beantworten?«
    »Ich beantworte jederzeit gerne Ihre Fragen.«
    »Diesmal vielleicht nicht.« Ich warf Kelly einen finsteren Blick zu. Erste Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie mit ansonsten ausdrucksloser Miene an die Wand starrte. Es war mir egal. Das Miststück verdiente es zu heulen. »Dr. Wynne, sind Reservoirkrankheiten eine Reaktion des Immunsystems?«
    Er zögerte. Als er wieder zu sprechen anfing, war sein Tonfall bedächtiger, zurückhaltender, und sein Akzent trat deutlicher hervor. »Tja, ich schätze, das hängt davon ab, wen man fragt. Manche Leute sind der Meinung, dass dem so ist.«
    »Was denken Sie? «
    »Ich bin mir nicht sicher, ob meine Meinung hier von Bedeutung ist.«
    »Meiner Ansicht nach schon. Also, was denken Sie? Sind Reservoirkrankheiten eine Reaktion des Immunsystems oder nicht?«
    »Shaun … « Er seufzte schwer. »Ja. Ich glaube, das sind sie.«
    »Wenn es Dave also gelungen wäre, ein paar E-Mails und Unterlagen zu kopieren, bevor Oakland in die Luft geflogen ist, und wenn die Leute, zu denen ich damit gegangen wäre, mir erzählen würden, dass George wieder gesund geworden wäre, wenn ich sie nicht einfach erschossen hätte, wäre das Blödsinn? Oder hat man diese kleine frohe Botschaft vielleicht bei meiner Einweisung unterschlagen?«
    Er schwieg.
    »Na schön! Von mir aus.« Ich hatte Mühe, locker zu klingen, schaffte es aber irgendwie. »Dann werde ich das ganze Zeug wohl einfach veröffentlichen, damit Leute mit besseren wissenschaftlichen Vorkenntnissen als ich die Sache aufklären können. O. K.?«
    »Shaun … « Er seufzte erneut. »Ja. Ja, sie wäre vielleicht wieder gesund geworden. Vielleicht . Die Blutproben, die wir von ihr genommen haben, haben kein klares Bild ergeben.«
    Ich sah Rot. Die Seuchenschutzbehörde hatte Georges Blut noch Wochen nach ihrem Tod aufbewahrt. Ich war logischerweise davon ausgegangen, dass sie in dieser Zeit Tests durchführen und es dekontaminieren würden, aber ich hatte mir nie gestattet, ernsthaft darüber nachzudenken. Die Vorstellung, dass sie Gott weiß was mit ihr anstellten, hatte mir noch nie gefallen, und je mehr ich erfuhr, desto weniger gefiel sie mir. »Sie sind ein Arschloch«, sagte ich im Plauderton. »Wir haben Ihnen vertraut.«
    »Shaun … «
    »Sie können mich.« Ich legte auf und warf Dr. Abbey das Telefon zu. »Danke!«
    »Nichts zu danken.« Sie verstaute das Telefon in einer Tasche ihres Laborkittels. »Jetzt zufrieden?«
    »Nein. Aber es ist ein Anfang.« Ich drehte mich zu Kelly um. »Jetzt bist du mit Reden dran, Doc. Gib dein Bestes!«
    »Ich … «
    Ich starrte sie finster an. » Rede! «
    Sie redete.
    Dabei schaute sie die ganze Zeit auf den Boden, und ihre Stimme klang gepresst und fast schon monoton. Es war, als versuchte sie sich einzureden, dass sie einen Vortrag hielte und nicht mit vorgehaltener Waffe verhört wurde. Die paar Male, die sie aufblickte, war ihr Blick voller Reue und zuckte so schnell zwischen uns hin und her, dass man kaum folgen konnte. Dann schaute sie wieder zu Boden, ohne dabei ihren monotonen Monolog ein einziges Mal zu unterbrechen. Der Ausdruck auf Dr. Abbeys Gesicht – sie hatte etwas von einem Raubtier kurz vor dem Sprung – machte es wahrscheinlich auch nicht gerade besser. Und dann kam noch hinzu, dass Becks dem Doc eine Waffe an den Kopf hielt.
    »Die ersten Reservoirkrankheiten

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