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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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hatte.«
    »Ist ja abscheulich«, sagte Becks.
    »Jetzt, wo wir einen Impfstoff haben, ist es das natürlich. Damals war es eine Möglichkeit, seine Kinder vor weit größerem Leid zu bewahren. Es war keine sichere Methode – es gab Kinder, die an Windpocken starben –, aber es war verdammt viel besser als die Alternative.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte ich.
    Ich schon , sagte George sehr leise.
    »Ich schon«, sagte auch Alaric. Ich drehte mich zu ihm um, und er fuhr fort: »Wenn Kleinkinder dem aktiven Kellis-Amberlee-Virus ausgesetzt sind, kommt es zu keiner explosiven Virenvermehrung. Sie werden schon krank, nur werden sie dann wieder gesund, oder? Sie können tatsächlich mit dem Virus klarkommen.«
    »Bingo«, sagte Dr. Abbey und fasste sich mit dem linken Zeigefinger an die Nase, während sie mit dem rechten auf Alaric zeigte. »Meine bezaubernde Dame vom Seuchenschutz, sagen Sie dem freundlichen Herrn, dass er recht hat!«
    Kelly schwieg.
    Ich schluckte das trockene Gefühl in meiner Kehle hinunter und sagte leise: »Bitte!«
    Meine Stimme klang in dem geschlossenen Laborraum sehr laut. Kelly wandte sich mir zu und sagte: »Ja, manchmal kann ein frühzeitiger Kontakt mit dem Virus dazu führen, dass eine Infektion mit aktivem Kellis-Amberlee abgewehrt wird. Es ist unmöglich, einen Standardbluttest bei einem Kleinkind durchzuführen, weil es bei Kleinkindern zu keiner Virenvermehrung kommt und wir deshalb auch nicht die dafür typischen Marker aufspüren können. Aber sie werden krank. Das wurde bereits beobachtet. Und dann, nach einer Weile, sind sie nicht mehr krank.« Kelly hielt inne, um ihre nächsten Worte sorgsam zu wählen. »Die meisten Personen, die als Kleinkinder eine potenziell infektiöse Episode erleben, entwickeln später eine Reservoirkrankheit, weil ihr Immunsystem trainiert worden ist.«
    »Ihre Körper erinnern sich daran, dass das Virus etwas Schlechtes ist, und sie richten ihre eigenen kleinen Gehege ein, voll mit ihren eigenen kleinen Rudeln domestizierter Viren«, erklärte Dr. Abbey und beugte sich vor, um Joe in die Seite zu knuffen. Mit hängender Zunge blickte er liebevoll zu ihr auf. »Das machen wir Menschen, wenn wir es mit Wölfen zu tun bekommen. Wir nehmen sie auf, zähmen sie und bringen ihnen bei, uns zu beschützen.«
    »Ja«, stimmte Kelly zu. »Die Reservoirkrankheiten zeigen, dass das Immunsystem gelernt hat, sich zu wehren, wenn Kellis-Amberlee anfängt, die Kontrolle zu übernehmen.«
    »Deshalb meintest du, dass sie wieder gesund geworden wäre, nicht wahr?« Kelly antwortete nicht. Ich knallte meine Faust so fest gegen das Sicherheitsglasfenster, dass alle zusammenzuckten – alle bis auf Dr. Abbey, die wirkte, als hätte sie ein inneres Reservoir der Gleichmut angezapft. »Beantworte die verdammte Frage, Doc!«
    »Ja.« Kelly blickte mit gequälter Miene zu mir auf. »Dr. Wynne und ich haben ihre Testergebnisse überprüft. Ihr Immunsystem hatte bereits begonnen, auf die erneute Infektion zu reagieren, als der Test gemacht wurde. Sie hätte sehr gute Chancen gehabt, die Infektion zurückzuschlagen. Sie lagen bei über achtzig Prozent.«
    »Spontane Remission«, sagte Alaric ehrfürchtig.
    Ich wandte den Blick nicht von Kelly ab, als ich sagte: »Erklär mir das!«
    »Angeblich handelt es sich um einen modernen Mythos. Es soll Leute geben, die sich infiziert haben – das volle Programm, sodass sie kurz davorstanden, ihre Nachbarn aufzufressen – , sich aber auf wundersame Weise erholt haben, ehe man ihnen den Rest geben konnte. Aber irgendwie kennt nie jemand persönlich einen solchen Menschen. Immer geht es um Bekannte von Bekannten von Bekannten. Solche Geschichten tauchen immer wieder auf, aber man tut sie ab, sobald der Seuchenschutz die Leute daran erinnert, dass es kein Heilmittel gibt.«
    »Dann ist es wohl doch gar nicht so ein Mythos, was, Doc?« Ich warf Dr. Abbey einen Blick zu. »Ist es das, wovon wir hier reden? Dieses Remissionsding?«
    »In einer Hinsicht sagt der Seuchenschutz die Wahrheit: Es gibt kein Heilmittel gegen Kellis-Amberlee, und wenn man mir eines anböte, würde ich es aus vielerlei Gründen nicht annehmen. Aber andererseits lügt der Seuchenschutz, denn wenn man von Geburt an mit dem Virus leben kann, warum zum Teufel sollte es dann aufwachen, aber nicht wieder einschlafen können?« Dr. Abbey lächelte aufmunternd. »Ist das nicht eine lustige Märchenstunde?«
    »Mindestens so lustig wie ein Herzanfall«, antwortete

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