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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Freude an diesem Tag.
      Andere Bilder von derselben Hand hingen rundherum, Porträts und Landschaften, die durch die gleichen glühenden Farben und das intensive Licht gekennzeichnet waren. Während Kincaid sie betrachtete, verspürte er etwas wie Sehnsucht, als sollten solche Schönheit und Vollendung für immer außerhalb seiner Reichweite bleiben, wenn er nicht, wie Alice, durch den Rahmen in die Welt des Künstlers eintreten konnte.
      Er hatte sich vornübergeneigt, um den unleserlich hingeworfenen Namen des Malers zu entziffern, als hinter im jemand sagte: »Sie sind schön, nicht wahr?«
      Kincaid schreckte auf und drehte sich herum. Der Mann stand an der hinteren Tür, umrißhaft vor dem Sonnenlicht des Gartens. Als er weiter in den Raum trat, konnte Kincaid ihn besser sehen - groß, schlank, mit klaren Gesichtszügen und dichtem ergrauendem Haar. Die Brille verlieh dem Gesicht etwas Penibles, das im Gegensatz zur lässigen Kleidung - Hose und Pulli - des Mannes stand.
      Gerade als Kincaid sprechen wollte, bimmelte das Glockenspiel an der Eingangstür. Ein junger Mann kam herein, ganz in Schwarz, selbst das Haar schwarz gefärbt, eine große, abgegriffene Ledermappe unter dem Arm. Sein Aufzug hätte lachhaft gewirkt, wäre nicht der Ausdruck stummen Flehens auf seinem Gesicht gewesen. Kincaid nickte dem Mann zu, den er für Trevor Simons hielt, und sagte: »Bitte, ich habe es nicht eilig.«
      Zu seiner Überraschung sah sich Simons die Zeichnungen des jungen Mannes aufmerksam an. Dann schüttelte er den Kopf und schob sie wieder in die Mappe, doch Kincaid hörte, wie er dem Jungen den Namen einer anderen Galerie nannte, bei der er sein Glück versuchen könnte.
      »Das Schlimme ist nur«, sagte er zu Kincaid, nachdem die Tür zugefallen war, »daß er nicht malen kann. Es ist wirklich eine Schande. In den Sechzigern hat man in den Kunsthochschulen plötzlich aufgehört, den jungen Leuten das Zeichnen und das Malen beizubringen. Sie wollen alle nur noch Grafiker werden - aber niemand sagt ihnen, daß es keine Jobs gibt. Und dann kommen sie aus den Schulen daher wie dieser arme Kerl«, er wies mit dem Kopf zur Straße, »und versuchen wie fliegende Händler ihre Sachen bei den Galerien an den Mann zu bringen. Sie haben es ja selbst gesehen - halbwegs gekonnt mit der Spritzpistole hingelegt, aber ohne einen Funken Originalität. Wenn er Glück hat, findet er einen Job als Spüler oder Ausfahrer.«
      »Sie waren sehr taktvoll«, sagte Kincaid.
      »Naja, man ist ja nicht ganz ohne Mitgefühl, nicht wahr? Es ist nicht ihre Schuld, daß sie weder von der Technik noch von der Realität des Lebens eine Ahnung haben.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber ich hab lang genug geschwatzt. Was kann ich für Sie tun?«
      Kincaid wies zu den Aquarellen im anderen Raum. »Die Bilder da -«
      »Oh, sie ist eine Ausnahme«, sagte Simons lächelnd. »In vieler Hinsicht. Einmal ist sie Autodidaktin, was wahrscheinlich ihre Rettung war, und zum anderen ist sie sehr erfolgreich. Allerdings nicht mit diesen hier«, fügte er hinzu, »obwohl ich persönlich glaube, daß da der Erfolg auch noch kommen wird, aber mit ihren Auftragsarbeiten. Sie ist immer schon für zwei Jahre im voraus ausgebucht. Für einen Künstler, der kommerziellen Erfolg hat, ist es sehr schwierig, die Zeit für wirklich kreative Arbeit zu finden, die Ausstellung hat ihr daher sehr viel bedeutet.«
      Obwohl er die Antwort schon wußte, als er fragte, und sich wie ein kompletter Narr vorkam, sagte Kincaid: »Und wer ist sie?«
      Trevor Simons sah ihn erstaunt an. »Julia Swann. Ich dachte, das wüßten Sie.«
      »Aber ...« Kincaid versuchte, die makellose, aber emotional ziemlich karge Perfektion von Julias Blumenbildern mit diesen von Licht und Leben durchströmten Gemälden zu vereinbaren. Er konnte jetzt Ähnlichkeiten in der Technik und der Ausführung erkennen, doch die Endprodukte waren von überraschend anderer Art. Er brauchte einen Moment, um sich neu zu sammeln, darum sagte er: »Ich sehe schon, ich hab Sie ganz durcheinandergebracht. Vielleicht sollte ich wieder hinausgehen und noch einmal hereinkommen. Mein Name ist Dun-can Kincaid.« Er zeigte seinen Dienstausweis. »Ich wollte mich mit Ihnen über Julia Swann unterhalten.«
      Trevor Simons sah erst den Ausweis an, dann Kincaid und sagte verblüfft: »Das sieht aus wie ein Bibliotheksausweis.« Er schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Ich verstehe

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