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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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an.
      »Mich haben sie auch neugierig gemacht«, sagte Kincaid. »Irgend etwas an ihnen kam mir bekannt vor.«
      »Sie haben wahrscheinlich Zeichnungen von ihm in den Büchern gesehen, die Sie als Kind gelesen haben. William Flint war nicht so bekannt wie Arthur Rackham, aber er hat zum Teil herrliche Illustrationen gemacht.« Julia lehnte sich wieder an den Arbeitstisch und kniff die Augen gegen den Rauch zusammen, der von ihrer Zigarette aufstieg. »Dann kamen die Busenlandschaften.«
      »Busenlandschaften?« wiederholte Kincaid amüsiert.
      »Technisch sind die brillant, wenn man nichts gegen das Banale hat, und sie haben auf jeden Fall seinen Lebensabend gesichert.«
      »Und das mißbilligen Sie?« In Kincaids Stimme lag ein Anflug von Spott.
      Julia berührte flüchtig ihr eigenes Aquarell, als prüfte sie seinen Wert, dann zuckte sie die Achseln. »Ja, es ist wahrscheinlich ziemlich heuchlerisch von mir. Diese Sachen hier bringen mir das Geld ein, das ich zum Leben brauche, und sie haben Connor erlaubt, in dem Stil zu leben, an den er sich gewöhnt hatte.«
      Zu Gemmas Überraschung schnappte Kincaid nicht nach dem dargebotenen Köder, sondern fragte statt dessen: »Wenn Sie Flints Aquarelle nicht mögen, wieso hängen sie dann fast in jedem Zimmer dieses Hauses?«
      »Sie gehören nicht mir. Vor ein paar Jahren packte meine Eltern plötzlich die Sammelleidenschaft. Flints waren der große Renner, und sie haben sich mitreißen lassen. Vielleicht dachten sie, es würde mich freuen.« Julia lächelte trübe. »In ihren Augen sieht ein Aquarell so ziemlich wie das andere aus.«
      Kincaid erwiderte das Lächeln, und sie tauschten einen Blick des Verständnisses wie über einen Scherz, der nur ihnen bekannt war. Julia lachte, und Gemma fühlte sich plötzlich ausgeschlossen.
      »Was war denn das für ein Lebensstil, an den sich Ihr Mann gewöhnt hatte, Mrs. Swann?« fragte sie etwas zu schnell und hörte einen unbeabsichtigten Ton der Anklage in ihrer Stimme.
      Julia setzte sich halb auf ihren Arbeitshocker und wippte mit dem Fuß, während sie ihre halb gerauchte Zigarette in einem Aschenbecher ausdrückte. »Aufwendig, könnte man sagen. Ich hatte manchmal den Eindruck, Con hielte es für seine Pflicht, einem Image zu entsprechen, das er geschaffen hatte - Alkohol, Frauen und Pferde, alles, was man eben so vom Stereotyp des irischen Draufgängers erwartet. Manchmal war ich gar nicht sicher, ob es ihm so viel Spaß machte, wie er gern vorgab.«
      »Gab es da besondere Frauen?« fragte Kincaid so leichthin, als erkundigte er sich nach dem Wetter.
      Sie warf ihm einen rätselhaften Blick zu. »Es gab immer eine Frau, Mr. Kincaid. Die Besonderheiten haben mich nicht interessiert.«
      Kincaid lächelte nur, als lehnte er es ab, sich von ihrem Zynismus schockieren zu lassen. »Ihr Mann blieb weiter in der Wohnung in Henley, in der Sie gemeinsam gelebt hatten?«
      Julia nickte. Sie glitt vom Hocker, um aus der zerdrückten Packung eine weitere Zigarette herauszubohren. Sie zündete sie an, lehnte sich, groß und gertenschlank in schwarzem Rolli und schwarzen Leggings, an den Arbeitstisch und verschränkte die Arme.
      »Sie waren am Donnerstag abend in Henley, soviel ich weiß«, fuhr Kincaid fort. »Bei einer Vernissage.«
      »Sehr schlau von Ihnen, Mr. Kincaid.« Julia lächelte flüchtig, »Trevor Simons, Thameside.«
      »Aber Ihren Mann haben Sie nicht gesehen?«
      »Nein. Wir verkehren in unterschiedlichen Kreisen, wie Sie sich vielleicht denken können«, erwiderte Julia, ihren Sarkasmus kaum verbergend.
      Gemma sah Kincaid an. Sie erwartete eine herausfordernde Antwort von ihm, doch er sagte nur träge: »Ja, vielleicht.«
      Julia drückte die Zigarette aus, an der sie nur ein paarmal gezogen hatte, und Gemma sah, wie ihr Gesicht und ihre Schultern sich entspannten. »Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich muß wirklich wieder an die Arbeit.« Sie schloß diesmal Gemma in das Lächeln mit ein, das dem ihres Vaters so ähnlich war, nur etwas mehr Schärfe hatte. »Vielleicht könnten Sie -«
      »Julia!«
      Es war eine altbewährte Vernehmungstaktik, den Zeugen oder Verdächtigen plötzlich und mit gebieterischem Nachdruck mit seinem Namen anzusprechen; sie diente einem Einreißen von Barrieren, einem Einbruch in persönliche Sphären. Dennoch war Gemma verblüfft über den vertraulichen Ton von Kincaids Stimme. Es klang, als kenne er diese Frau

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