Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
bereit lockerzulassen, obwohl er den Verdacht hatte, daß seine Neugier mehr persönlicher als dienstlicher Art war. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
»Ja, ich male, und ich fasse es als Beleidigung auf, wenn man mich als einheimischen Künstler< bezeichnet und nicht als >Künstler, der hier heimisch ist<. Das ist ein feiner Unterschied, verstehen Sie«, fügte er mit leichtem Spott hinzu. »Albern, nicht wahr?«
»Was malen Sie?« fragte Kincaid und ließ seinen Blick über die Gemälde an den Wänden des kleinen Ausstellungsraums wandern.
Simons sah es und lächelte. »Manchmal hänge ich tatsächlich meine eigenen Sachen auf, aber im Augenblick ist hier nichts von mir. Ich mußte für Julias Bilder Platz machen, und, um offen zu sein, ich habe andere Sachen, die sich besser verkaufen als meine, auch wenn ich Themselandschaften male. Ich male in Öl - ich bin noch immer nicht gut genug, um Aquarell zu malen, aber eines Tages werde ich es sein.«
»Ist Aquarellmalen denn so schwierig?« Kincaid betrachtete das angestrahlte Bild von Julias Hand und entdeckte, daß er sich bisher gezwungen hatte, eben das nicht zu tun. Es besaß genau wie sie eine Anziehung, die ihm vertraut und zugleich gefährlich schien. »Ich dachte immer, man wählt einfach, Aquarell oder Öl, je nachdem, was einem mehr liegt.«
»Aquarellmalerei ist weit schwieriger«, erklärte Simons geduldig. »Mit Öl kann man Fehler machen, soviel man will, und sie mit Leichtigkeit wieder übermalen. Beim Aquarell braucht man Selbstvertrauen, vielleicht sogar ein gewisses Quantum Bedenkenlosigkeit. Man muß es gleich beim erstenmal richtig hinkriegen.«
Kincaid betrachtete Julias Bilder mit neuem Respekt. »Sie sagten, daß sie sich alles selbst beigebracht hat? Warum hat sie bei ihrem Talent keine Kunstakademie besucht?«
Simons zuckte die Achseln. »Ich vermute, ihre Eltern haben sie nicht ernst genommen. Musiker haben eine Neigung zur Eindimensionalität, mehr noch als bildende Künstler. Für sie gibt es nichts anderes. Sie essen, schlafen und atmen Musik, und ich könnte mir denken, daß Julias Gemälde in Sir Gerald und Dame Carolines Augen nur lustige Klecksereien waren.« Er stieg die eine Stufe in den kleineren Raum hinunter und trat vor das große Aquarell. »Was auch immer der Grund gewesen sein mag«, sagte er, »es hat ihr erlaubt, sich auf ihre eigene Weise zu entfalten, ohne sich von dieser modernen grafischen Mittelmäßigkeit anstecken zu lassen.«
»Zwischen Ihnen beiden besteht offenbar eine ganz besondere Beziehung«, bemerkte Kincaid, der wahrnahm, daß Trevor Simons mit seinem Körper das Bild auf eine Weise abschirmte, die beinahe etwas Beschützendes hatte. »Sie bewundern sie - beneiden Sie sie auch?«
Es dauerte einen Moment, ehe Simons antwortete, Kincaid immer noch den Rücken zugewandt. »Vielleicht. Kann man denn überhaupt anders als die Menschen beneiden, die so ein Talent mitbekommen haben?« Er drehte sich herum. Mit offenem Blick sah er Kincaid an. »Trotzdem bin ich mit meinem Leben zufrieden.«
»Warum haben Sie es dann aufs Spiel gesetzt?« fragte Kincaid. »Ihre Ehe, Ihre Familie ... Vielleicht sogar Ihr Geschäft?«
»Ich wollte es ja gar nicht.« Simons lachte selbstspöttisch. »Das sagt man immer, nicht wahr - ich wollte es ja gar nicht. Es war nur ... Julia.«
»Was sonst wollten Sie nicht, Trevor? Wozu haben Sie sich noch hinreißen lassen?«
»Sie glauben, ich könnte Connor getötet haben?« Er riß die braunen Augen hinter den Brillengläsern auf und lachte wieder. »Nein, Mr. Kincaid, dazu kann ich mich nicht bekennen. Was hätte mich veranlassen sollen, den armen Kerl aus dem Weg zu räumen? Julia hatte ihn ja bereits gewogen und für zu leicht befunden.«
Kincaid lächelte. »Und wird sie mit Ihnen das gleiche tun?«
»O ja, da bin ich ziemlich sicher. Ich neige nicht zur Selbsttäuschung.«
Kincaid schob einen Stapel Papiere zur Seite und setzte sich auf die Kante von Simons’ Schreibtisch. »Kannten Sie Connor Swann eigentlich gut?«
Simons schob seine Hände in die Hosentaschen und verlagerte sein Gewicht von einer Seite zur anderen wie jemand, der plötzlich einen Stoß bekommen hat. »Eigentlich nur vom Sehen. Wir haben ein paar Worte miteinander gesprochen, wenn er ab und zu mit Julia hierherkam, bevor die beiden sich trennten.«
»Was glauben Sie, war er eifersüchtig auf Sie?«
»Con
Weitere Kostenlose Bücher