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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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von ihr ab und stieg statt dessen die Treppe zum Rathaus hinauf. Ein Pappschild an der Wand sagte ihm, daß die Touristeninformation sich im Souterrain befand, und naserümpfend über die üblichen Eigenarten öffentlicher Gebäude - Uringeruch und rissiges Linoleum - ging er hinunter.
      Für fünfzig Pence bekam er einen Stadtplan, den er entfaltete, als er dankbar wieder in die Sonne hinaustrat. Nachdem er gesehen hatte, daß sein Weg ihn die Hart Street hinunter und dann am Fluß entlang führte, steckte er den Plan ein, schob seine Hände in die Hosentaschen und schlenderte den Hang hinunter. Der trutzige eckige Turm der Kirche schien vor den sanft gefärbten Hügeln jenseits des Flusses zu schweben und zog ihn an wie ein Magnet. »Zur Heiligen Jungfrau Maria«, sagte er laut, als er vor ihr stand, und dachte, daß dieser Name für eine anglikanische Kirche einen sehr katholischen Klang hatte. War er irischer Katholik oder irischer Protestant gewesen? Konnte das überhaupt eine Rolle spielen? Er wußte noch nicht genug über den Mann, um Mutmaßungen darüber anzustellen.
      Er überquerte die verkehrsreiche Straße und blieb einen Moment auf der Henley-Brücke stehen. Ruhig strömte die Themse unter ihm dahin, als hätte sie nichts gemein mit den donnernden Wassern am Hambleden-Wehr. Hinter Henley wand sich der Fluß ein Stück nach Norden, bog nach Osten ab, ehe er Hambleden erreichte, und schlängelte sich dann in nordöstlicher Richtung, ehe er auf Windsor zu nach Süden floß. Konnte Connor Swann hier, in Henley, in den Fluß gestürzt und stromabwärts bis Hambleden getragen worden sein? Er hielt es für höchst unwahrscheinlich, nahm sich jedoch vor, mit den Kollegen von Thames Valley über die Möglichkeit zu sprechen.
      Von der Terrasse des Angel Pub lockten rotweiße Schirme, doch er hatte jetzt anderes zu tun. Ein paar hundert Meter weiter fand er die Adresse, die er gesucht hatte. Neben einer Teestube war ein diskretes Schild mit der Aufschrift >The Gallery, Thameside< angebracht, das Schaufenster schmückte ein goldgerahmtes Bild. Die Tür öffnete sich zum Bimmeln eines Glockenspiels, fiel dann leise hinter Kincaid zu und schloß die Geräusche von der Straße aus.
      Stille umgab ihn. Selbst seine Schritte wurden von einem dicken Berber gedämpft, der den Boden bedeckte. Es schien niemand da zu sein. Hinten stand eine Tür offen und zeigte einen kleinen, von einer Mauer umgebenen Garten und jenseits eine weitere Tür.
      Kincaid sah sich mit Interesse in dem Raum um. Die Gemälde, die in großzügigen Abständen an den Wänden verteilt waren, schienen größtenteils Aquarelle des späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts zu sein, meist Flußlandschaften.
      Auf einem Podest in der Mitte des Raums stand eine Bronze einer kauernden Katze. Kincaid strich mit der Hand über das kühle Metall und dachte an Sid. Er hatte mit seinem Nachbarn, Major Keith, vereinbart, daß dieser sich um die Katze kümmern würde, wenn er nicht zu Hause war. Obwohl der Major immer so tat, als hätte er für Katzen nichts übrig, sorgte er mit der gleichen rauhbeinigen Freundlichkeit für Sid, die er der ehemaligen Eigentümerin des Katers gegenüber gezeigt hatte. Die Katze, dachte Kincaid, war für ihn und den Major eine lebendige Verbindung zu der Freundin, die sie verloren hatten.
      Neben der Tür zum Garten stand ein Schreibtisch, chaotisch im Vergleich zu der beinahe sterilen Ordnung, die sonst im Raum herrschte. Kincaid warf einen flüchtigen Blick auf die Stapel von Papieren und trat dann in den zweiten kleinen Raum, zu dem eine Stufe hinunterführte.
      Im ersten Moment verschlug es ihm fast den Atem. Das Gemälde an der gegenüberliegenden Wand war ein langes, schmales Rechteck, vielleicht einen Meter breit und dreißig Zentimeter hoch, von einem Lämpchen darüber beleuchtet. Der Körper des Mädchens füllte den Rahmen fast aus. In Hemd undjeans gekleidet, lag sie rücklings in einer Wiese, die Augen geschlossen, den Hut auf dem kastanienbraunen Haar zurückgeschoben, und neben ihr im Gras stand ein Korb mit reifen Äpfeln, von denen einige auf ein aufgeschlagenes Buch hinuntergefallen waren.
      Eine durchaus einfache Komposition, beinahe fotografisch in Klarheit und Detail, doch von einer Tiefe und einer Wärme, wie sie mit dem Fotoapparat unmöglich einzufangen waren. Man spürte die Wärme der Sonne auf dem Gesicht des Mädchens, empfand seine glückliche Gelöstheit und

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