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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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bestrich, blickte er auf die in der Morgensonne schimmernden, morgendlichen Dunstschwaden über dem Wasser. Im Norden, hinter dem Outer Dock, konnte er die Glengall Bridge sehen; im Nordwesten verschwammen die Türme der Canary Wharfim Dunst; im Osten lagen die Terrassen der Vorortbahn »Dockland Light Railway«, kurz DLR genannt, und die Anhöhe des Mudchute Park.
      Das alles war sein kleines Königreich ... die Insel, The Island ..., und wenn es ihm auch nicht ganz gelungen war, die Vergangenheit wieder lebendig werden zu lassen, so war er doch im Lauf der Jahre zumindest mit seinen Mißerfolgen und mit sich selbst ins reine gekommen.
      Das hatte er sich eingebildet - bis Freitag nacht.
      Die Sache mit Annabelle hatte längst verheilt geglaubte Wunden wieder aufgerissen, und seine Reaktion darauf hatte ihn derart erschüttert, daß er das ganze Wochenende gebraucht hatte, um sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden.
      Heute wollte er versuchen, den Schaden wiedergutzumachen oder zumindest zu begrenzen. Um Annabelle im Büro anzurufen, war es noch zu früh. Er wollte erst die Zeitungen lesen, seinen Kaffee trinken und versuchen, nicht an die Möglichkeit eines Lebens ohne Annabelle zu denken.
      Er begann wie immer mit der Financial Times. Dann kam der Telegraph und als letztes die Daily Post... mit ihnen wähnte er seinen Finger täglich am Puls der Welt.
      Die Schlagzeile sprang ihm schon von der ersten Seite des Skandalblatts ins Auge: Mordopfer aus dem Mudchute Park identifiziert. Er las weiter; zuerst mit jener nervösen Neugier, die Gewaltverbrechen vor der eigenen Haustür meistens aus-lösen, dann mit fassungslosem Entsetzen.
      Das war unmöglich! Er las den Artikel noch einmal, folgte mit dem Finger jedem Wort wie ein Kind, wünschte verzweifelt, sich verlesen, sich getäuscht zu haben.
      Schließlich ließ er die Zeitung mit zitternden Händen sinken. Alles verschwamm vor seinen Augen.
      Jahre voller Haß hatten sich in einem Augenblick der Unbeherrschtheit entladen ... dann hatte er sie gehen lassen, rasend in seiner Wut. Und er hatte die Befürchtung, daß sie geradewegs zu seinem Sohn gegangen war.
     
    Als Gemma durch die offene Tür injanice Coppins spärlich erleuchtetes Büro sah, entdeckte sie auf einem Rollwagen in der Ecke einen Fernsehapparat, der bläuliches Licht verbreitete. »Sie wollten mich sprechen?«
      Janice saß auf der Kante ihres Schreibtischs und sichtete einen Stapel Videobänder. »Hat der Chef Sie erreicht?« fragte sie und sah auf. Im Zimmer hing abgestandener Nikotindunst, und Gemma sah, daß der Aschenbecher auf dem Schreibtisch vor Kippen fast überquoll. Seltsamerweise erinnerte sie sich nicht, Janice je mit einer Zigarette gesehen zu haben.
      »Übers Handy«, antwortete Gemma. Beim Aufstehen war Toby quengelig gewesen, und seine Stirn hatte sich leicht fiebrig angefühlt, was für einen Montag nichts Gutes verhieß. Als Gemma ihn endlich vor dem Fernseher bei Hazel ruhiggestellt hatte, war es schon spät gewesen. Kincaid hatte sie angerufen und sich erboten, das verabredete Gespräch mit Annabelle Hammonds Anwalt allein zu führen. Dabei hatte sie nicht einmal Gelegenheit gehabt, ihn zu fragen, warum er am Vorabend nicht geblieben sei, hatte keine Erklärung geliefert.
      Gemma trat weiter in den Raum und starrte mit wachsendem Interesse auf die Schwarz-Weiß-Szene, die jetzt über den Bildschirm flimmerte. »Was haben Sie entdeckt?«
      »Das Video von den Überwachungskameras aus dem Fußgängertunnel. Ich habe den Morgen damit verbracht, kilometerweise Filme zu sichten, die die Kameras in den Stunden vor der voraussichtlichen Mordzeit aufgenommen hatten. Nachdem wir die entscheidende Sequenz gefunden hatten, hat die Bahnaufsicht mir eine Kopie davon gemacht.«
      Gemma fiel auf, daß Janice’ Bluse zerknautscht und ihre Frisur aus ihrer üblichen Haarsprayform geraten war. »Um wieviel Uhr haben Sie denn hier angefangen?«
      »Irgendwann im Morgengrauen. Jedenfalls fühle ich mich jetzt wie hundert. Allerdings war’s die Mühe wert.« Janice legte die Videokassetten beiseite und griff nach der Fernbedienung. »Sehen Sie sich das mal an.«
      Die Perspektive war seltsam. Während sich die Fußgänger im Vordergrund in beide Richtungen bewegten, verschwand der Tunnel klein und unscheinbar im Hintergrund. Plötzlich entdeckte Gemma in der Menge eine Person, die für einen kurzen Moment verdeckt gewesen war: Gordon Finch, der an

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