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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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auf.
    Es klingelte weiter.
    »Wollen Sie nicht rangehen?«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass man hier überhaupt Empfang hat.«
    Schließlich hörte es auf.
    »Ah«, Jack grinste, »Sie gehen jemandem aus dem Weg?«
    Ihre Miene war kalt, als hätte man ihr einen Eimer Eiswasser über den Kopf geschüttet.
    »Es war nur …«
    »Egal.« Sie stand auf. »Es ist viel zu heiß hier draußen. Ich gehe rauf und packe aus. Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie anfangen möchten.«
    Er versuchte es noch einmal. »Hören Sie, es tut mir leid, wenn ich …«
    »Ach was«, unterbrach sie ihn. »Es ist überhaupt nicht wichtig.«
    Sie nahm ihre Handtasche und spazierte über den Rasen. Jack sah zu, wie sie zwischen die hauchdünnen Vorhänge trat, die an den Terrassentüren in der Brise flatterten, und im Haus verschwand.

* * *
    17, Rue de Monceau
    Paris
    13. Juni 1926
    Meine liebste Wren,
    Muv hat mir eine Kopie des Artikels aus der Times mit deinem reizenden Foto geschickt. Miss Irene Blythe − eine der Debütantinnen der Saison! Und zu Recht! Wie hast Du nur die Haare so hingekriegt? Hast Du sie Dir schneiden lassen? Denk daran, dass ich alles wissen will, jede winzige Kleinigkeit, besonders alles, was Dir WIDERFÄHRT − selbst ein kurzes Gefummel im Flur ist aufregend für mich, schließlich bin ich bis nächstes Jahr im EXIL .
    Was mich angeht, ich langweile mich zu Tode, trotz der Romantik der »phantastischsten Stadt Europas«. Das leiert Madame Galliot täglich tausendmal herunter. »Ihr Mädchen werdet verwöhnt! Hier seid ihr in Paris, der phantastischsten Stadt Europas − eure Eltern geben ein Vermögen für euch aus« … und so weiter und so fort … Natürlich erlaubt sie uns nicht, irgendwohin zu gehen, und das ist sehr ärgerlich. Abgesehen von unserem Zeichenunterricht und Ausflügen zu Ladureé (die Franzosen können einfach keine anständige Tasse Tee aufbrühen) und endlosen Kirchgängen − Du siehst, sie strengt sich richtig an für meine Ausbildung − ist es uns nur selten erlaubt, einen Fuß in die Stadt zu setzen, etwa in ein Theater oder einen Nachtclub oder gar in Les Folies Bergère. Dazu hat sie ein Hohnlächeln perfektioniert, das ganz allein mir vorbehalten ist, wenn sie Sachen sagt wie: »Es gibt gewisse subtile Feinheiten, die man schlicht nicht lehren kann« (Stichwort besagtes Hohn lächeln), womit sie natürlich darauf anspielt, dass wir beide nicht in unsere Klasse hineingeboren wurden, sondern ihr vielmehr aufgedrängt wurden. Für sie werden wir immer Fälschungen sein. Deshalb ist es besonders aufregend, Zeitungsausschnitte aus der Times so zu platzieren, dass sie darüber stolpert!
    Unter ihrer Anleitung habe ich genau drei Dinge gelernt:
    * Wie man Austern isst.
    * Wie ich meinen Hut verführerisch keck aufsetze.
    * Wie ich auf der Straße verstohlen Augenkontakt mit Männern aufnehme, die, da sie Franzosen sind, bereitwillig mit mir liebäugeln.
    Sie hat noch zwei andere englische Mädchen in ihrer Obhut − Anne Cartwright, die charmant ist, sehr lustig und kein bisschen hochnäsig (sie hat mir beigebracht, wie man richtig raucht, ohne dass man das kleinste bisschen würgen muss), und Eleanor Ogilvy-Smith, die ein unbeholfener Klotz ist. Eleanor lebt in Angst und Schrecken vor jeder möglichen Form von Vergnügen und Freiheit, und jedes Mal, wenn Anne und ich uns für ein winziges bisschen Freiheit stark machen, hält sie sich augenblicklich an Madame Galliot und schlägt einen weiteren Ausflug religiöser Natur vor. Sie verbringt auch viel zu viel Zeit im Bad. Anne und ich haben schon Wetten abgeschlossen, was sie da drin wohl macht − das eine wie das andere würde Dir die Schamesröte ins Gesicht treiben.
    Also, bitte! Mehr Neuigkeiten über die Saison und sämtliche Männer, mit denen Du tanzt, und jedes einzelne Kleid, das Du trägst, und was Du zum Abendessen isst (Gang für Gang) und wie viele Heiratsanträge Du diese Woche bekommst und ob sie sich hinknien und erröten und angesichts Deiner überwältigenden Schönheit nervös herumstottern etc. oder schlicht in Ohnmacht fallen. Und, bitte, bitte, erteil mir irgendeinen kleinen Auftrag hier in Paris, damit ich einen stichhaltigen Grund habe, den Fuß in die »verbotenen Zonen« zu setzen − brauchst Du zum Beispiel Handschuhe aus dem Pigalle? Oder Strümpfe aus dem Lido?
    Ich bin unglaublich stolz auf Dich, Schatz. Und ich glaube, Fa wäre es auch. Wie soll ich es je mit meiner schönen Schwester aufnehmen? J ’ ai malade de

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