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Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ich mir freinehmen dürfte. Gott konnte vielleicht nach sechs Tagen eine Pause einlegen – wir Sterblichen sind nicht so begabt.«
     
    Marges Anruf hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können.
    Obwohl Decker es hasste, sich freitags zum Abendessen zu verspäten, bestand Rina immer darauf, auf ihn zu warten. Doch heute Abend hatte sie mehrere Paare zum Essen eingeladen, also gab ihr Decker den »Fangt-schon-mal-ohne-mich-an«-Anruf. Wobei er jetzt schon genau wusste, dass die Ausgrabung auf der Coyote Ranch bis tief in die Nacht dauern würde.
    Und die Ausgrabung war nicht die einzige Sache, die ihn beschäftigte.
    Seine Mutter hatte ihm beigebracht, es sei unhöflich, Leute anzustarren, aber in diesem Fall war es sowieso egal. Also begutachtete Decker den Mann, der ihm am Schreibtisch gegenübersaß, und nahm jedes Detail seiner manikürten Erscheinung in sich auf.
    Brett Harriman war hübsch ausstaffiert. Er trug ein weit geschnittenes Leinenjackett zu einem blauen Button-down-Hemd und einer Designerjeans. Seine Sandalen gaben manikürte Zehennägel frei, die zu seinen manikürten Händen passten. Sein Haar war dunkel und zottelig, sein Gesicht lang und schmal. Er hatte eine dunkle Sonnenbrille auf, die nicht nur seine Augen, sondern fast die gesamten Augenbrauen bedeckte. Das einzige Detail, das seine Sehbehinderung verriet, war ein leichtes Kopfwackeln, das seinen Ohren half, sich stereoskopisch auf Geräusche einzustellen.
    Decker tippte mit seinem Stift auf den Schreibtisch. »Zuerst einmal, Mr. Harriman, möchte ich mich für Ihr Kommen und Ihre Auskunftsbereitschaft bedanken.«
    »Nennen Sie mich Brett, und Sie müssen sich nicht bedanken. Es ist meine Pflicht. Würde niemand mehr als Geschworener arbeiten, wäre ich arbeitslos.« Ein paar Sekunden vergingen. »Na ja, das stimmt nicht ganz. Wenn man wie ich so viele Sprachen fließend spricht, findet man immer Arbeit.«
    »Welche Sprachen sind das?«
    »Eine Menge. Vor allem die romanischen und die angelsächsischen.«
    »Wie haben Sie die erlernt?«
    Harriman zuckte mit den Achseln. »Manche habe ich studiert, andere über Tonbänder gelernt, Finnisch und Ungarisch mit intensiver Betreuung. Ich reise außerdem sehr viel. Die einzige Möglichkeit, eine Sprache richtig zu lernen, ist, sie zu hören und zu sprechen.« Eine weitere Pause. »Stellen Sie mir diese Fragen, um mich einzuschätzen, um mit mir nett ins Gespräch zu kommen, oder weil Sie an mir als Mensch interessiert sind?«
    »Das trifft wahrscheinlich alles drei zu«, antwortete Decker.
    »Ich bin nicht verrückt, ich arbeite seit fast fünf Jahren für das Gericht.«
    »Wie kam es dazu?«
    »Noch eine persönliche Frage?« Harriman schenkte Decker ein strahlendes Lächeln, als er den Kopf leicht nach rechts neigte. »Versuchen Sie nicht gerade, einen Mord aufzuklären?«
    »Morde, um genau zu sein. Wie kam es zu Ihrer Arbeit bei Gericht?«
    »Ein Freund von mir, der unten in der Stadt arbeitet, erzählte mir, dass der Gerichtshof Übersetzer für Zeugenaussagen einstellte. Hauptsächlich für Spanisch, aber auch für andere Sprachen. Ich habe mich beworben, mehr nicht.«
    »Ihr Blindsein hat die nicht gestört?«
    Harriman grinste. »Ich trug eine getönte Brille. Ich glaube, die haben es erst später gemerkt. Außerdem würden die mich nie rausschmeißen. Ich hebe ihre staatlich vorgegebene Quote zur Einstellung von Behinderten. Und ich bin verdammt gut in meinem Job!«
    »Wo haben Sie vor Ihrer Zeit am Gericht gearbeitet?«
    »Als Patienten-Übersetzer in sechs verschiedenen Krankenhäusern. Die Arbeit wurde ein bisschen monoton. Wie oft kann man ›Nehmen Sie zwei dieser Pillen für eine geregelte Verdauung‹ übersetzen?« Die nächste Pause zog sich unangenehm hin. »Und noch was. Es war schwer, jeden Tag schlechte Nachrichten zu überbringen.«
    »Das ist unerträglich.«
    »Höllisch deprimierend. Gott sei Dank musste ich wenigstens einen Patienten, der gerade die Nachricht bekam, nicht ansehen. Aber ich hab’s ganz genau in der Stimme gehört. Und ich brauchte nicht lange, um herauszufinden, wann der Arzt kompletten Mist erzählte, damit der Patient oder die Familie ein bisschen Hoffnung schöpfte, während mir doch längst diese Nuance in seiner Stimme verraten hatte, dass Tia Anabel es nicht mehr lange machen würde.«
    »In den Niederlanden gibt es einen blinden Polizeibeamten. Sie setzen ihn ein, um Akzente und Stimmen zu unterscheiden – zum Beispiel von Terroristen. Er

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