Deep Secrets - Berührung
mich ebenfalls an, seine Miene unbeteiligt und undeutbar. Ich will, dass er spricht, dass er einen seiner witzigen, leichten Kommentare macht, die ich so beruhigend finde. Er tut es nicht, und nur um Haaresbreite verfalle ich nicht in meine Gewohnheit zu faseln. Die muss ich in meinem neuen Leben unbedingt hinter mir lassen.
»Hi«, sage ich, als das Schweigen mich verrückt macht, aber hey, ich habe mich auf ein einziges Wort beschränkt. Es gibt also doch Fortschritte.
Er lehnt sich an das Fenster, sichtlich unbesorgt, dass es zerbrechen könnte, anders als ich in der vergangenen Nacht. Nun, nur kurz. Als er angefangen hat, mich zu berühren, habe ich meine Ängste verdammt schnell vergessen. Bei der Erinnerung daran, wie er mich gegen eben diese Glasscheibe gepresst hat, wird mir entsetzlich heiß, und ich entsinne mich mit fiebriger Klarheit der vergangenen Nacht – an seine Hände, seine Finger, seinen Mund. Meine Brüste fühlen sich plötzlich prall an, die Brustwarzen schmerzen. Meine Wangen brennen.
Chris dagegen wirkt, als sei er aus Stein, während die Anspannung von ihm abprallt. Sie peitscht und dreht sich durch den Raum und beginnt mich zu ersticken, und wie immer in solchen Situationen gerate ich in eine Verteidigungshaltung. Ich beginne mit dem gefürchteten Gefasel. »Ich, äh, es ist Morgen, aber weißt du, jetzt, wo es hell ist, nun, es scheint, dass … ich … bin nicht nach Hause gegangen.«
Mehrere peinliche Sekunden verstreichen, und ich schwöre, ich kann den Zeiger an seiner Uhr weiterrücken hören, bevor er fragt: »Wolltest du denn nach Hause gehen, Sara?«
Seine Frage kommt überraschend, und ich habe keine Ahnung, was ich antworten soll. Er hat mich aus dem Konzept gebracht. Wollte ich? Nun, nein. Ich war vollkommen zufrieden und wäre vor weiblicher Glückseligkeit schließlich beinahe ohnmächtig geworden. Hätte ich gehen wollen, wenn ich früher aufgewacht wäre? Nein. Ich hatte es überhaupt nicht eilig, Chris zu verlassen, habe aber die Befürchtung, dass Mr »Ich bin nicht der Mann, den du zu Mom und Dad nach Hause mitnimmst« auf ein solches Geständnis überreagieren wird. »Ich … weiß es nicht.«
»Ich wollte es nicht.« Seine Stimme ist sanft, und er reibt sich das Gesicht und wirkt aufgeregt, bevor er seiner eigenen Reaktion widerspricht, indem er mir in die Augen schaut und deutlich erklärt: »Ich wollte nicht, dass du nach Hause gehst, Sara.«
Ich bin verwirrt und glücklich, aber … Moment. Ich sollte nicht glücklich sein. Oder? Dies ist eine Affäre, etwas Zwangloses, und er wird bald wieder nach Paris jetten, und wir werden Geschichte sein. Ich sollte für den Augenblick leben, genießen, was ich genießen kann, es oberflächlich halten.
»Du wolltest nicht, dass ich gehe?«, frage ich, außerstande, keine Bestätigung zu suchen und mehr von diesem Mann zu ersehnen. Die Frage ist nur: Was?
Vergnügen, antworte ich mir selbst. Hier geht es um Vergnügen.
Er mustert mich lange Zeit; ich fürchte, dass ich vielleicht wieder schwafeln werde, aber glücklicherweise erspart er uns beiden diese Peinlichkeit. »Ich nehme Frauen nicht in mein Appartement mit, Sara«, informiert er mich. Sein Ton ist hart, rau, beinahe zornig. »Ich ficke nicht ohne Kondome, und ich frage sie nicht nach ihrer Vergangenheit. Und mit tödlicher Sicherheit rede ich nicht über meine.«
Von all den Dingen, die er gerade gesagt hat, konzentriere ich mich auf das, das die geringste Bedeutung hat, wenn man bedenkt, dass ich versuchen sollte, unser Zusammensein als Sexaffäre zu bewerten. Trotzdem kreisen meine Gedanken. Ich lege die Stirn in Falten. Deutet er da gerade an, dass er mit mir über seine Vergangenheit geredet hat? Denn wenn er es getan hat, dann natürlich wohlkalkuliert, und deshalb nehme ich an, dass jede echte Information, die ich gewinnen könnte, geradezu kriminell sein muss.
Ich mustere ihn, und da ist eine Spur von Unbehagen, das größer wird und Gestalt annimmt. Er scheint wirklich erregt zu sein, so als … gibt er mir die Schuld daran, dass er Dinge getan hat, die er nicht wollte? Er tut es. Ich kann es an seinem Gesicht sehen. Oh, gütiger Himmel. Er gibt mir die Schuld. Mir wird heiß und kalt zugleich.
Ich schwinge die Füße vom Sofa und umklammere die Decke. »Ich sollte gehen.«
»Bitte, geh nicht.« Seine Stimme ist leise, aber der verletzliche, ehrliche Unterton hält mich auf. In seinem attraktiven Gesicht steht echter Kummer, wie vermutlich
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