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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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beiden Worte, die mit Blut über Olies Leiche an die Wand geschmiert waren: ICH NICHT. »Er hat keinen Brief hinterlassen, der sein Handeln oder seinen Geisteszustand erklärte. Über Josh hat er auch nichts mitgeteilt.«
    »Konnten Sie einwandfrei feststellen, daß er tatsächlich der Kidnapper war?«
    »Wir warten immer noch auf die Laborberichte vom BCA.«
    »Und wann werden die eintreffen?«
    Auf Mitchs Einladung trat Megan hinter das Rednerpult. Sie hatte sich sehr konservativ und überlegt gekleidet, mit anthrazitfarbener Flanellhose, Rollkragenpullover und einer glatten Tweedjacke. Die antike Kamée auf ihrem Revers war ihr einziger Schmuck. Sie stellte sich der Menge distanziert und professionell.
    »Die Tests von Mr. Seweks Van werden vorrangig durchgeführt. Ich erwarte heute noch die entsprechenden Ergebnisse.«
    »Was für Tests?«
    »Was wurde gefunden? Blut?«
    »Kleidungsstücke?«
    »Es wäre verfrüht, die Natur der Tests zu veröffentlichen, ohne näher auf die Funde oder ihre Bedeutung für den Fall eingehen zu können.« Paige Price, der es gelungen war, einen Stuhl direkt hinter den Leuten von 48-Hours zu ergattern, erhob sich mit Stift und Notizbuch in der Hand, als hätte sie tatsächlich vor, sich Notizen zu machen. »Agent O’Malley«, begann sie mit frostiger Stimme. »Können Sie mir sagen, wo Sie sich aufhielten, als Sie die Nachricht von Leslie Seweks Tod erhielten?«
    Ein kalter Schauder kroch über Megans Rücken. Ihre Hände krallten sich in das Podium. »Ich begreife die Relevanz dieser Frage nicht
ganz, Miss Price«, erwiderte sie eisig, dann ließ sie die Frau links liegen und wandte sich einem Reporter von NBC Nightly News zu. »Agent O’Malley«, wollte er ansetzen.
    »Ich bin der Meinung, daß Ihre Antwort für die Menschen von Deer Lake durchaus relevant sein könnte«, unterbrach Paige sie mit perfektem Timing. Innerlich grinste sie wie eine Cheshire-Katze. Sie hatte die Aufmerksamkeit sämtlicher Reporter – der Leute vom Fernsehen und derer von den Privatsendern, Leute, die eine Story witterten wie ein Hai Blut im Wasser. Sie sah, wie sich die Räder in ihren Köpfen zu drehen begannen: Woher weiß sie etwas, was wir nicht wissen? Die Vorfreude war so köstlich wie Konfekt auf ihrer Zunge. Gott segne Russ Steiger.
    »Stimmt es, daß Sie sich um drei Uhr früh, als der Anruf, der Sie über Leslie Seweks Tod informierte, in Chief Holts Haus aufhielten?« Irgendwo hinter dem hämmernden Puls in Megans Ohren hörte sie die Reaktion der Menge wie das Summen eines Hornissenschwarms. Ihre Finger waren schneeweiß, ihre Knie wabbelten wie Gelee. Sie wagte es nicht, Mitch anzusehen oder seine Hilfe zu suchen – war auf sich selbst gestellt, wie eh und je. Großer Gott, wenn DePalma davon Wind bekam … sobald DePalma das erfuhr …
    Sie starrte Paige grimmig an. Käufliches Luder. Miss Blonder Ehrgeiz, die nach jeder Intimität scharrte, die ihr einen Vorteil gegenüber den anderen bringen könnte. Allein bei dem Gedanken wurde Megan speiübel, und sie kochte vor Wut. Sie hatte verdammt hart gearbeitet, um dahin zu gelangen, wo sie war. Zu verdammt hart, um sich ihre Träume von Paige Price’ Stiletto-Absätzen durchlöchern zu lassen. »Miss Price«, sagte sie ruhig, »finden Sie nicht, daß Sie bei dieser Ermittlung schon genug Schaden angerichtet haben, ohne daß Sie auch noch versuchen, diese Pressekonferenz von unserem Fall und dem Schicksal von Josh Kirkwood auf sich selbst abzulenken?« »Ich will nicht auf mich aufmerksam machen, Agent O’Malley, sondern auf Sie.«
    »Das sieht aber anders aus«, forderte Megan sie heraus. »Ich sehe, daß Sie die Aufmerksamkeit Ihrer Kollegen auf sich lenken wollen, indem Sie eine eingebildete Ungebührlichkeit andeuten, in die scheinbar nur Sie eingeweiht sind. Vielleicht glauben sie, daß Ihnen das einen tollen Job bei Hard Copy einbringt, aber bei mir zieht das nicht besonders.« Sie wandte sich wieder von der Reporterin ab. »Hat irgend jemand eine Frage bezüglich des Falles?«

    »Warum beantworten Sie meine Frage nicht, Agent O’Malley?« Paige ließ nicht locker. »Wovor haben Sie Angst?«
    Megan wandte sich mit vor Wut sprühenden Augen wieder ihrer Gegnerin zu. »Ich fürchte die Geduld zu verlieren, Miss Price. Ihre Art der Befragung ist nicht nur irrelevant, die Antwort geht Sie auch einen feuchten Kehricht an.«
    Sie bereute die Worte, noch ehe sie sie ausgesprochen hatte. Damit hatte sie sozusagen ihre Schuld zugegeben.

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