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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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nur noch ein harter, kompromißloser Strich. »Ich bin ein großes Mädchen, kann auf mich selbst aufpassen. Verflucht, das mach ich schon mein ganzes Leben lang. Warum jetzt damit aufhören?«

    Sie ging mit hocherhobenem Haupt an ihm vorbei und fragte sich, wie sie an ihren Mantel im Presseraum gelangte, ohne gesehen zu werden.
    »Wohin gehst du?«
    Megan blieb einen halben Meter von der Tür entfernt stehen, aber sie drehte sich nicht um. Sie brauchte keinen Mann in ihrem Leben, brauchte niemanden. Ein guter Cop sein – mehr hatte sie nie gewollt. Den hohlen Klang, den diese Worte in ihr auslösten, ignorierte sie.
    »Ich gehe arbeiten«, sagte sie. »Solange ich meine Stellung noch habe.«

Kapitel 25

TAG 8 13 Uhr 42, -32 Grad, Windabkühlungsfaktor: – 46 Grad
    Olie Swain hatte keine Verbündeten, auch keine Freunde. Er war, wie sie stets in den Abendnachrichten wiederholten, ein Eigenbrötler, der seine Arbeit machte und für sich blieb. Laut der Stempel auf den Innenseiten der Buchumschläge hatte er die meisten Bücher in der ›Leseratte‹, einem Secondhandbuchladen in der Nähe des Harris College, gekauft. Der Laden war leer bis auf einen Verkäufer, der perfekt als Liebesperlenverkäufer in einen Volkswagenbus mit psychedelischer Bemalung gepaßt hätte. Groß und mager wie eine Bohnenstange hatte er obendrein seine rötlichbraunen Haare zu einem buschigen Pferdeschwanz zusammengebunden. Die traurige Darbietung eines Bartes erinnerte an die dünnen Haarzwirbeln, die Megan in regelmäßigen Abständen aus ihrer Bürste kämmte. Er trug ein Batik-T-Shirt und darüber ein offenes, zerknittertes Flanellhemd. Ausgebeulte Jeans klammerten sich halbwegs erfolgreich an seine hageren Hüften, gehalten von einem Stück Wäscheleine. Sein Name war Tood Childs, Psychologiestudent in Harris, der einen Teil seiner Freizeit im Freiwilligenzentrum verbracht hatte.
    Megan ließ ihren Blick durch den Laden streifen, während sie über den Fall plauderten. Der Laden war in einem alten Molkereigebäude untergebracht und bis unter die Dachsparren vollgestopft, eine Schatztruhe von veralteten Sachbüchern und Kleidern, ›dekorativen‹ Gegenständen, die zwischen schickem Kitsch und ungewolltem Plunder schwankten, Wimpel, Kappen und andere Souvenirs von Harris. Hinter dem Tresen stöhnte ein elektrischer Umwirbler, der ziemlich nach Brandrisiko aussah, bei seinen Bemühungen, die rauschende Heizung zu unterstützen.

    Todd klopfte sich mit dem Zeigefinger auf den dünnen Goldrand seiner Brille. »Beobachtung ist der Schlüssel zur Einsicht«, sagte er langsam. Er stützte seine knochigen Ellbogen auf den Tresen, beugte sich vor und starrte Megan direkt in die Augen. Seine Pupillen waren auf die Größe von Pfennigstücken erweitert, und Hanfschwaden hafteten in seiner Kleidung. »Zum Beispiel würde ich sagen, daß Sie sehr angespannt wirken.«
    »Gehört zum Fachgebiet«, sagte Megan.
    »Ja …« Er nickte in Zeitlupe. »Die Suche nach Gerechtigkeit in einer ungerechten Welt. Versuch den Damm mit Kaugummi zu flicken. Die meisten Cops sind total auf Kontrolle abgefahren, wissen Sie. Das soll keine Beleidigung sein, es ist nur eine Beobachtung.«
    »Und was haben Sie bei Olie beobachtet?«
    »Schräger Vogel. Er wollte nie mit jemandem reden. Ist reingekommen, hat Bücher gekauft, ist gegangen.« Todd richtete sich auf und inhalierte eine halbe Marlboro Light 100. »Wir waren ein paarmal im selben Computerraum«, sagte er durch eine Rauchwolke. »Mit den anderen Studenten hat er nie gesprochen. Niemals.«
    »Er hat tatsächlich Kurse in Harris belegt?«
    »Nur als Gasthörer. Ich glaube nicht, daß er genug Geld für die Studiengebühren gehabt hätte, aber war total auf Computer abgefahren, wissen Sie. Ich glaube, er fühlte sich mit Maschinen wohler als mit Menschen. Manche Leute sind so. Auf jeden Fall war er meiner Meinung nach ganz bestimmt nicht der Typ Mensch, der mit den Köpfen der Leute rumfickt. Sie wissen schon, mit dieser Nachricht und dem Anruf und dem ganzen Mist.« Er schüttelte den Kopf, inhalierte eine viertel Zigarette und blies den Rauch durch die Nase aus. »Ich jedenfalls glaub das nicht, außer er hatte eine Persönlichkeitsspaltung, was ziemlich unwahrscheinlich ist.«
    »Wahrscheinlich hat er irgendwo ein geheimes Leben geführt«, Megan zog ihre Fäustlinge an.
    Todd warf ihr einen verträumten Blick zu. »Tun wir das nicht alle?
    Macht das nicht jeder – Tarnwände um sein inneres Ich

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