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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sich benommen auf und strich sich mit der Hand übers Gesicht. Das Telefon klingelte erneut, und der Anrufbeantworter schaltete sich ein mit seinem üblichen Spruch. Beim Piepton kam keine Stimme, nur langes Schweigen und dann die geflüsterten Worte: »Blinde, nackte Ignoranz. Blinde, nackte Ignoranz. Blinde …« Mitch packte den Hörer. »Wer, zum Teufel, ist da?«
    Schweigen. Dann wurde die Verbindung unterbrochen. »Verdammter Irrer«, murmelte er nicht sehr überzeugend und drehte sich zu Megan.
    Sie kämpfte mit den Knöpfen ihrer Bluse. »Ja, richtig. Nur ein Irrer.«
    »Er hat eigentlich gar nichts gesagt.«
    »Und Olie Swain ist im Gefängnis.«
    »Richtig.«
    Warum waren sie dann beide so verschreckt? Mitch hatte ein Gefühl im Magen, das er sonst nur bei Alpträumen kannte. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Instinktive Reaktionen, die er wegrationalisieren wollte. Als das Telefon erneut klingelte, zuckte er zusammen wie unter einem Stromschlag. Megan packte seine Schulter.
    »Laß die Automatik antworten.«
    »Ja, ich weiß.«
    Die Stimme, die nach dem Piepton kam, war atemlos vor Panik, die Worte stolperten unkontrolliert aus dem Mund des Sprechers.
    »Chief, Dennis Harding – Sergeant Harding. Wir brauchen Sie sofort hier im Gefängnis. Es ist was passiert – o Gott, es ist furchtbar …«
    Mitch packte den Hörer. »Harding, ich bin’s. Was ist los?«
    »Es … Olie Swain. O mein Gott. O heiliger Jesus. Er ist tot.«

TAGEBUCHEINTRAG TAG 8
    Blinde und nackte Ignoranz
Verurteilt schreiend, ohne Scham
Die Polizei besteht aus Narren.
Sie sind auf eine Schnecke getreten und nannten sie Beelzebub.
Und die Jammerlappen rannten blindlings los,
um ihre Ignoranz zu feiern.
Und die Ärztin taugt nichts.
Nur eine weitere hilflose Frau.
Die Illusion der Macht ist verflogen.
Wir sind die Herrscher.

Kapitel 24

TAG 8 3 Uhr 17, -38 Grad, Windabkühlungsfaktor: -56 Grad
    Die Leiche von Olie Swain, alias Leslie Sewek lag verrenkt auf dem Boden an der Rückwand der Zelle, eine leere Hülle, aus der das Leben ausgelaufen war. Eine Pfütze Blut klebte auf dem Linoleum, dick und dunkel wie Öl. Der Geruch von gewaltsamem Tod hing stickig in der Luft, ein Gestank, der sich in die Nasen schlich und den Hals hinunterkroch. Augenzeugen hatten sich Erbrochen, für die das Grauen nichts Alltägliches war.
    Nur schiere Sturheit und ein eiserner Wille hielten den Inhalt von Megans Magen fest. Der Geruch machte ihr immer zu schaffen, gegen den Rest hatte sie sich vor langer Zeit abgehärtet. Mitchs Gesicht blieb undurchschaubar, ausdruckslos. Sicher hatte er schon Schlimmeres mitgemacht. Er war Detective in einer für Drogenkriege und brutale Verbrechen berüchtigten Stadt gewesen, hatte seine eigene Frau und seinen Sohn tot daliegen sehen. Nichts konnte das mehr übertreffen.
    »He, ich will hier raus«, rief Boog Newton. Seine krächzende Stimme verriet Angst, obwohl er sich große Mühe gab, sie mit Lässigkeit zu kaschieren. »Ich brauche nicht neben einem Toten zu bleiben. Das ist grausam und anormal.«
    Mitch warf ihm einen bedrohlichen Blick zu. »Halt’s Maul.«
    Boog huschte zum hinteren Ende seiner Pritsche, setzte sich und zog einen Fuß auf die Matratze. Ein magerer Arm packte das Knie, und er wiegte sich nervös hin und her. Seine andere Hand kroch an seinem Gesicht hoch wie eine Krabbe, tastete sich zum rechten Nasenloch.
    Mitch warf einen langen, letzten Blick auf Olie.
    »Blinde, nackte Ignoranz … blinde, nackte Ignoranz … blinde, nackte Ignoranz … Blinde … Blinde … Blinde …«

    »Was machen wir jetzt?« fragte Harding erschöpft. Er blieb vor der Zelle, hielt sich an den Gitterstäben fest. Sein Gesicht war grau wie schmutziger Gips.
    »Ruf den Gerichtsmediziner an«, befahl Mitch und verließ die Zelle.
    »Hol jemanden mit einer Kamera her. Wir behandeln es wie einen
    Verbrechensschauplatz.«
    »Aber Chief, keiner hätte …«
    »Tu es einfach«, brüllte er.
    Harding machte einen Satz rückwärts, stolperte über seine eigenen Füße, drehte sich um und floh aus dem Zellenbereich. Mitch schloß Boog Newtons Zelle auf und ging hinein. Newtons kleine Augen hutschten von Mitch zu Megan, von Olie zu Mitch.
    »Was ist passiert, Boog?« Mitchs Stimme klang gefährlich leise und sanft, als er sich auf die Pritsche zubewegte.
    »Woher soll ich das wissen?« krächzte Boog und riß seinen Finger aus der Nase. »Es war dunkel. Ich hab nichts gesehen.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Ein Mann

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