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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Feuer und schnippte mit den Fingern. »Eine Unachtsamkeit, und dieser Autounfall wäre nie passiert. Ich wäre nicht in die Notaufnahme zurückgerufen worden und Josh nicht allein gewesen – wir würden jetzt nicht hier stehen und die Hände ringen, weil mein Mann mir die Schuld zuschiebt …«
    Sie ließ den Gedanken verlöschen. Es gab kein Zurück, sondern nur ein Vorwärts in die Ungewißheit. Sie ließ sich erschöpft in einen Stuhl fallen und zog die Beine hoch. Gedämpfte wütende Stimmen waren durch die geschlossene Tür zu Pauls Arbeitszimmer zu hören. Hannah kratzte an einem getrockneten Fleck auf dem Knie ihrer Jeans. »Ich würde auch gerne zurückgehen und diesen Augenblick finden, in dem Paul sich verändert hat«, flüsterte sie. »Er war einmal ganz anders. Wir sind so glücklich gewesen.«
    Megan wußte nicht, wie sie reagieren sollte. Austausch von Vertraulichkeiten mit anderen Frauen waren noch nie ihre Stärke gewesen.

    Dank ihrem mangelnden Talent für Beziehungen hatte sie keine Erfahrungen, aus denen sie Weisheit schöpfen konnte. Sie flüchtete sich in das einzige, was sie beherrschte, nämlich das Fahnden. »Wann haben Sie zum ersten Mal bemerkt, daß Paul sich ungewohnt verhielt?« »Oh, ich weiß nicht«, Hannah zuckte die Schultern. »Es war so subtil. Äußerte sich nur in Kleinigkeiten, vor Jahren schon, nehm ich an. Etwa ein Jahr, nachdem wir hierhergezogen sind.«
    Nachdem sie sich allmählich im Krankenhaus und in der Gemeinde etabliert hatte. Der Umzug war Pauls Idee gewesen, und sie fragte sich oft, was er sich wohl dabei vorgestellt hatte. Sie fragte sich, ob er für sich an eine Rolle wie die ihre in der Gemeinde gedacht hatte, als jemand, der bekannt ist und beliebt und respektiert wird. Am Anfang ihrer Beziehung hatte er ihr anvertraut, daß er jemand werden wollte, jemand anders als der Bücherwurm aus einer Arbeiterfamilie. Hatte er geglaubt, er könnte hier ein anderer werden, jemand, der auf die Leute zuging, sich mit ihnen unterhielt, wo er doch diese Qualitäten gar nicht besaß? Der Gedanke, daß Eifersucht diesen Keil zwischen sie getrieben und ihre Liebe vergiftet hatte, war ihrem Wesen zuwider. Ein so sinnloses Gefühl, nichts, das zwischen Leuten aufkommen sollte, die sich geschworen hatten, einander zu respektieren und zu unterstützen.
    »Und in letzter Zeit hat er sich noch mehr zurückgezogen?« fragte Megan.
    »Es paßt ihm nicht, daß ich soviel Zeit im Krankenhaus verbringe, seit ich zur Leiterin der Notaufnahme befördert wurde.«
    »Und wie steht es mit seinen Arbeitszeiten? An diesem Abend hat er auch gearbeitet.«
    »Die Steuersaison fängt bald an. Er wird viele Überstunden machen müssen.«
    »Ist es normal, daß er seinen Anrufbeantworter ignoriert, wenn Sie ihn abends im Büro anrufen?«
    Hannah setzte sich auf, ihre Augen wurden schmal, und etwas verkrampfte sich in ihrer Brust. »Warum stellen Sie mir diese Fragen?« Megan erwiderte das mit einem, wie sie hoffte, betretenen Blick. »Ich bin ein Cop, das gehört zu meinen Aufgaben.«
    »Sie glauben doch wohl nicht etwa, daß Paul etwas damit zu tun hat?«
    »Nein, nein, natürlich nicht. Das ist reine Routine«, log Megan. »Wir müssen wissen, wo jeder war, verstehen Sie, bevor die Anwälte den Fall in die Finger kriegen. Die sind ganz wild auf Einzelheiten. Sogar
Mutter Teresa würde ein Alibi brauchen, wäre sie hier. Wenn wir diesen Typen erwischen, wird sein Anwalt wahrscheinlich versuchen, es jemand anderen anzuhängen. Er wird versuchen zu beweisen, daß sein Klient um sechs Uhr heute morgen woanders war. Wenn er schleimig genug ist, wird er fragen, wo Sie heute morgen um sechs Uhr waren, und auch Paul.«
    Hannah blinzelte sie an, mit bewußt ausdruckslosem Gesicht. »Ich weiß nicht, wo Paul war. Er war fort, als ich aufgewacht bin, hat gesagt, er sei allein losgefahren, um einfach in der Stadt noch mal zu suchen … »Sicherlich, hat er das gemacht«, sagte sie, und es klang, als wolle sie nicht nur Megan überzeugen, sondern auch sich selbst.
    »Vermutlich haben Sie recht«, stimmte Megan ihr zu. Sie speicherte jede Einzelheit dieser Szene in ihrem Gedächtnis – die Fakten, Hannahs Tonfall, ihren Gesichtsausdruck, die knisternde Spannung. »Ich wollte auch nichts anderes unterstellen, sondern Ihnen nur verständlich machen, warum wir einige dieser Fragen stellen müssen. Worauf ich eigentlich abziele: ob Ihnen vielleicht irgendwelche Namen eingefallen sind – Leute, die auf Sie oder

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