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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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rhetorisch. Hannah brauchte und wollte keine Antwort. Sie stand mit dem Rücken zum Fenster da, Trotz und Wut bildeten nur eine hauchdünne Schicht über dem nackten Entsetzen, das sie verzehrte.
    »Die Frau, deren Hund die Jacke aufstöberte, hat möglicherweise den Mann gesehen, der sie dort hinlegte«, sagte Mitch. »Es könnte sogar sein, daß sie ein Gespräch mit ihm geführt hat.«
    »Könnte sein?« fragte Hannah verwirrt.
    Mitch erzählte ihnen die Geschichte von Ruth Cooper und dem Mann, der an ihre Tür gekommen war, nachdem sie ihn durch ihr Küchenfenster entdeckt hatte. Als er zu der Stelle mit dem Namen des Hundes kam, wurde Hannahs Gesicht aschfahl, und sie klammerte sich an den Ohrensessel, weil ihre Knie nachgaben.
    Paul entwickelte mit einem Mal Aktivität. Er stand langsam auf und setzte Lily auf den Boden. Sie wackelte zu Mitch und bot ihm ihren Dinosaurier an. Pater Tom erhob sich von der Couch, nahm sie hoch, kitzelte sie, bis sie zu kichern anfing, und trug sie nach oben ins Schlafzimmer.

    »Sie kann also den Mann identifizieren«, sagte Paul.
    »Gegenwärtig arbeitet sie mit dem Zeichner an einem Phantombild«, erklärte ihm Megan. »Es ist nicht so einfach, wie wir es gerne hätten. Der Mann war für dieses Wetter angezogen, also total eingemummt. Aber sie glaubt, sie könnte ihn erkennen, wenn sie ihn wiedersähe.«
    »Sie glaubt? Sie könnte?« Paul zog ein Feuereisen aus dem Ständer des Messingkaminbestecks und machte sich am Feuer zu schaffen, stocherte in den glühenden Scheiten, daß ein Funkenregen aufflog.
    »Es ist besser als nichts.«
    »Es ist nichts!« Er wirbelte mit dem Eisen in der Hand herum. Sein hageres Gesicht war wutverzerrt. »Ihr habt nichts! Mein Sohn liegt irgendwo tot in einem Winkel, und ihr habt nichts! Ihr schafft es ja nicht einmal, den einzigen Verdächtigen, den ihr habt, am Leben zu erhalten!«
    Hannah fuhr ihn entnervt an: »Hör auf!«
    Er beachtete sie nicht, seine Wut konzentrierte sich im Augenblick ganz auf Mitch und Megan. »Ihr seid viel zu sehr damit beschäftigt, euch gegenseitig zu ficken, als daß ihr euch Sorgen machtet um meinen Sohn …«
    »Paul, um Himmels willen!«
    »Was ist denn los, Hannah?« fragte er und ging auf sie zu, das Eisen fest mit einer Hand umklammert. »Hab ich deine Empfindsamkeit beleidigt?«
    »Du hast jeden beleidigt.«
    »Das ist mir egal. Sie haben alles vermasselt, und mein Sohn muß dafür bezahlen …«
    »Er ist auch mein Sohn.«
    »Ach, wirklich? Hast du ihn deshalb auf der Straße stehenlassen, damit er gekidnappt und ermordet werden kann?« schrie er und schleuderte das Kamingerät beiseite. Es knallte gegen die Wand und fiel zu Boden.
    Hannah konnte kaum Luft holen, um zu antworten. Wenn er ihr das Feuereisen in den Leib gerammt hätte, hätte er sie nicht so verletzt.
    »Du gemeiner Lump!« flüsterte sie zitternd.
    »Paul!« zischte Mitch und packte ihn grob an der Schulter, »gehen wir in dein Arbeitszimmer.«
    Paul entwand sich seinem Zugriff. »Damit du mir einen Vortrag halten kannst, wie ich meine Frau unterstützen soll«, sagte er verächtlich. »Ich glaube nichts. Nichts, was du sagst, interessiert mich.«

    »So ein Pech aber auch.« Mitch packte ihn erneut und dirigierte ihn zu seinem Arbeitszimmer.
    Hannah sah ihnen nicht nach. Sie konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, nicht die Beherrschung zu verlieren, durchquerte das Zimmer, hob das Feuereisen auf und stellte es zurück in den Ständer. Ihre Hände zitterten so heftig, daß sie sich nicht vorstellen konnte, wie sie jemals in Ruhe ein Skalpell gehalten hatte.
    »Also«, sagte sie und wischte sich die Hände an ihren Jeans ab, »das war wirklich häßlich.«
    »Hannah …«, begann Megan.
    »Und gräßlicherweise ist es wahr … alles meine Schuld!«
    »Nein. Sie haben sich verspätet. Das hätte Sie nicht Josh kosten sollen.«
    »Aber es hat.« »Das war der Mann, der beschlossen hatte, Josh zu entführen. Sie hatten keine Kontrolle über seine Entscheidung.«
    »Nein«, murmelte sie. »Und jetzt hab ich nichts mehr unter Kontrolle. Wegen diesem einzigen Augenblick fällt mein Leben auseinander. Wenn ich es geschafft hätte, das Krankenhaus zu verlassen, bevor Kathleen um diese Ecke gebogen ist, um mich zurückzurufen, dann wäre Josh hier. Ich würde ihn heute wieder vom Eishockey abholen. Josh würde sich beklagen, weil er um sieben zum Religionsunterricht müßte.
    Ein Augenblick. Eine Handvoll Sekunden. Ein Herzschlag.« Sie starrte ins

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