Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
Price, rechts links, rechts links, Paige Price, Paige Price.
    DePalmas Stimme mischte sich ein, knisternd vor Wut. »Wie konnten Sie so töricht sein? Wie konnten Sie so etwas vor zwanzig gottverdammten Fernsehkameras ausposaunen?«
    Paige Price, Paige Price, Paige Price …
    »… Fünf-Millionen-Dollar-Verleumdungsklage …«
    Paige Price, Paige Price …

    »… gegen Sie und das Bureau …«
    Paige Price, Paige Price …
    »… Es ist mir egal und wenn sie die Hure von Babylon ist …«, Paige Price.
    »… Sie sind aus dem Fall raus …!«
    Aus dem Fall raus …
    O Gott, sie konnte es einfach nicht glauben. Konnte es nicht ertragen. Aus dem Fall raus. Die Worte brachen wie eine Woge von Scham über ihr zusammen – wesentlich schlimmer war die Faust der Panik, die ihr Herz zerquetschte. Sie konnte nicht aus dem Fall raus sein, wollte doch nichts als Josh finden. Das Monster finden, das ihn entführt und sie alle gequält hatte. Sie mußte da sein, um ihm die Handschellen anzulegen, ihm in die Augen zu schauen und zu sagen: »Ich hab dich, du Dreckschwein.« Das erforderte ihr Berufsethos und Josh und Hannah! Aber der Fall war ihr entglitten, und diese Wahrheit erschütterte sie bis ins Mark.
    Nun explodierte in ihrem Gehirn eine gleißende weiße Glühbirne, sie drückte ihr Gesicht in die Couchkissen und weinte.
    Eine weitere Woge von Schmerz löschte jegliches Brüten aus. Megan gab sich ihm hilflos hin, da sie keine andere Wahl hatte. Irgendwo in der Ferne hörte sie das Knattern von Hubschrauberrotoren, das Geräusch schlug wie Vogelschwingen gegen ihr Trommelfell. Die Suche ging ohne sie weiter, für sie war der Fall beendet.
    Das Telefon klingelte, und der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Henry Forster wollte mir ihr über Paige reden. Wenn die Hölle zufriert. Was vielleicht unmittelbar bevorsteht, dachte sie schaudernd und zog ihre Jacke fester um sich.
    Das Telefon ertönte wieder, sie krümmte sich, und wieder nahm der Anrufbeantworter das Gespräch entgegen. »Megan? Mitch hier. Soeben hörte ich, daß sie dich abgezogen haben. Ich dachte mir, du bist vielleicht zu Hause, aber das scheint wohl ein Irrtum. Ich versuch dich über Funk zu erreichen. Wenn du diese Nachricht zuerst kriegst, ruf mich an. Wir sind bei Fletcher fündig geworden.« Kurzes Schweigen.
    »Tut mir leid. Ich weiß, wieviel dir dein Job bedeutet.«
    Die Kondolenz klang unbeholfen und ehrlich, so als hätte er keine Übung, aber dafür zählte sie um so mehr. Es tat ihm leid. Er sprach ihr sein Beileid aus, von einem Cop zum anderen. Scheißpech, du bist aus dem Fall raus. War nett, dich kennenzulernen, O’Malley. Sie würde eine Erinnerung werden, jemand, der sich eine Woche lang in sein
Leben gedrängt, ein paar Nächte sein Bett mit ihm geteilt hatte und dann weitergezogen war.
    Es wäre übertrieben zu erwarten, daß er sich nicht nur körperlich von ihr angezogen fühlte, sondern etwas Tieferes für sie empfand. Sie wußte nichts über Liebe oder Beziehungen oder über das Frausein – wie Mitch ihr überdeutlich an den Kopf geworfen hatte. Er war verliebt genug gewesen, zu heiraten und eine Familie zu gründen, verliebt genug, um immer noch den Verlust dieser Frau zu betrauern. Sie hatte nie etwas gewagt, was dem auch nur im entferntesten gleichkam, für sie existierte nur der Job, und der ging soeben brennend unter.
    Wie hatte sie nur so dämlich sein können?
    Das Telefon schien ununterbrochen zu läuten. Die Presse hatte Wind von dem Debakel bekommen. Paige, das Miststück, hatte die Neuigkeit wahrscheinlich persönlich live von den Stufen des City Center verbreitet.
    Megan fragte sich, was sie wohl bei Albert Fletcher gefunden hatten. Bei wem? Sie konnte sich nicht erinnern. Der Versuch schmerzte. Ein Dutzend verschiedener Gesprächsfetzen wirbelten durch ihren Kopf, alle Stimmen redeten gleichzeitig, ein scheppernder Chor, der ihre Ohren klingeln und ihren Kopf schwirren ließ.
    Bitte aufhören. Bitte aufhören.
    Das Telefon schrillte erneut.
    Bitte aufhören.
    Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie wünschte sich in Ohnmacht zu fallen, als sie von der Couch rutschte und auf allen vieren loskroch, um den Telefonstecker rauszuziehen. Sie schaffte es rechtzeitig zurück zu ihrer Kotzbox, um sich zu übergeben, brachte es jedoch nicht mehr fertig, sich auf die Couch hochzuhieven. Aber jetzt war ohnehin alles egal. Sie rollte sich auf dem Boden zusammen und lag da, kapitulierte vor dem Schmerz.

16 Uhr 27, – 29 Grad,

Weitere Kostenlose Bücher