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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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mit dem, was ich will, hm?«
    Er hüpfte von der Wanne, und sein Miauen zeigte unmißverständlich, daß ihn ihre Bedürfnisse nicht die Bohne interessierten. Typisch männliche Einstellung, dachte Megan, drehte den Hahn zu und schnappte sich das Handtuch.
    Nachdem sie in einen Trainingsanzug geschlüpft war, fütterte sie die Katzen und verabreichte sich selbst einen Muffin. Sie saß am Tisch und starrte ins Leere, vorbei an dem deprimierenden Chaos im Wohnzimmer, den ausgepackten und unausgepackten Kisten. Es müßte jetzt warten, ihr Bedürfnis, ein Nest zu bauen und sich mit den Dingen zu umgeben, die sie gesammelt hatte – Familienschätze und Erinnerungen an andere Menschen, das trügerische Gefühl von Zugehörigkeit und Verwandtschaft, das sie ihren Flohmarktfunden angeheftet hatte.
    Sie sortierte im Geiste ihre Aufgaben nach Dringlichkeit und jonglierte mit Informationsfetzen, in der Hoffnung, dabei auf etwas Aufschlußreiches zu stoßen. Helen Blacks Aussage spulte wie ein Videoband vor ihrem inneren Auge ab und sie bemühte sich, etwas zu
sehen, zu hören, was vielleicht eine Erkenntnis auslösen könnte. In den Berichten über kürzliche Vorfälle und bekannte Kriminelle, die sie gestern abend durchgegangen war, hatte sie nichts Ermutigendes entdeckt. Aber ihre Augen hatten bereits versagt, ehe sie alles durchgelesen hatte. Vielleicht war einer ihrer Männer fündig geworden. Sie leckte sich die Erdbeermarmelade von den Fingern, packte ihr Handy und drückte den Schnellwahlknopf für die Einsatzzentrale.
    »Agent Geist. Was kann ich für Sie tun?«
    »Jim. Megan hier. Irgendwas Neues?«
    »Bisher noch nichts, aber die Beschreibung des Vans wird jetzt erst ausgestrahlt. Ich rechne damit, daß innerhalb einer Stunde die Leitungen der Hotline glühen. Jeder dritte im Staat kennt sicher jemandem mit einem Schrottvan.«
    »Und was ist mit den Listen? Hat sich da was herauskristallisiert?«
    »Fast, aber Fehlanzeige. Wir haben zwei mißlungene Versuche, Kinder in einem braunen Van zu entführen in Anoka County, einen verurteilten Pädophilen in New Prague, der einen gelben Van fährt …«
    »Das sollte überprüft werden. Hast du den Chief in New Prague angerufen?«
    »Er ist noch nicht im Büro, aber er ruft zurück, sobald er eintrifft.«
    »Gut. Danke. Ich geh rüber und rede mit den Eltern. Pieps mich an, wenn sich irgend etwas ergibt.«
    Sie trocknete sich die Haare und kämmte sie dann zu ihrem üblichen Pferdeschwanz. Make-up beschränkte sich auf ein bißchen Blusher und zwei Schwünge mit der Wimperntusche. Im Schlafzimmer kramte sie eine burgunderrote Keilhose und einen anthrazitfarbenen, dicken Rollkragenpullover aus ihrem Koffer. Die Katzen suchten sich einen Hochstand auf den Kisten im Wohnzimmer und beobachteten, wie sie ihren Parka anzog und mit ihrem Schal kämpfte.
    »Tut euch keinen Zwang an, ihr zwei, ihr könnt auspacken und das Heim schmücken, solange ich weg bin«, sagte sie zu ihnen.
    Gannon verschränkte beleidigt seine Pfoten unter sich und schloß die Augen. Friday sah sie vorwurfsvoll an, er machte ›Jau‹.
    »Ja, das sieht euch wieder mal ähnlich. Ihr habt sowieso kein Stilgefühl.«
    Der Lumina sprang widerwillig, knurrend und hustend an. Irgend etwas in der Lüftung quiekte wie ein angestochenes Schwein, als sie den Heizungsknopf drehte; aus den Lüftungsklappen blies munter ein Hauch Arktis.

    Um sich von der Tatsache abzulenken, daß ihre Fingerspitzen allmählich taub wurden und die Haare in ihrer Nase gefroren, sah sich Megan die Stadt an, deren baumbestandene Straßen sie von Osten nach Westen durchfuhr. Der etablierte ältere Teil von Deer Lake war so richtig spießig – gemütliche Einfamilienhäuser, Hunde, die die Schneemänner der Kinder anpinkelten, welche man soeben mit Minivans in die Schule brachte. War es die Kälte oder Josh Kirkwood, der sie von den Gehsteigen vertrieben hatte?
    Das Stadtzentrum sah aus wie eine Filmkulisse des Prototyps einer amerikanischen Stadt: der Rasen in der Mitte des Hauptplatzes mit seiner malerischen Tribüne für Musikkapellen und den Statuen längst vergessener Männer, die alten Läden mit den falschen Backsteinfassaden, das Gerichtsgebäude aus hiesigem Sandstein; an der Ecke das Park Cinema Theatre mit seiner echten Fünfziger-Jahre-Markise, auf der Philadelphia angekündigt wurde, Vorstellung um 7 und um 9 Uhr 20, und das prachtvolle alte Fontaine Hotel, vier Stockwerke renovierter viktorianischer Pracht.
    Nördlich und

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