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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Hitze, sein Verlangen spüren.
    Mit einem Mal wurde ihr der Irrsinn dessen, was sie tat, bewußt, und sie drehte ihr Gesicht weg.
    »Ich kann nicht«, sagte sie atemlos. »Ich kann mich nicht mit Ihnen einlassen. Mein Gott . . .« Sie schüttelte den Kopf, sprachlos darüber, daß sie ihm erlaubt hatte, sie zu küssen, sie zu berühren. Sprachlos, welche Gefühle dieser Kuß in ihr ausgelöst hatte. »Das ist wirklich keine gute Idee. Ich denke . . .«
    »Das ist Ihr Problem, Baby«, sagte er mit leiser, gefährlicher Stimme. »Sie denken zuviel.«
    Er nahm ihr Kinn in die Hand, zog ihr Gesicht zu sich heran und senkte seinen Mund wieder über den ihren. Aber der Augenblick war verflogen, der Kuß ruhig und leidenschaftslos. Er schlug die Augen auf und sah, wie ihn Ellens mißtrauische graue Augen ansahen.
    Ihr stockte der Atem, als sie die Gefühle auf seinem Gesicht wahrnahm. Nur ein flüchtiger Blick, dann waren sie wie weggewischt. Schmerz und Sehnsucht. Jedesmal wenn sie glaubte, ihn durchschaut zu haben, wechselte er wieder die Farbe. Das einfachste und beste war, den Söldner in ihm zu sehen, aber es gab da Schichten und Schattierungen, Dimensionen, die sie verlockten, tiefer zu schauen. Sie konnte es sich nicht leisten, in etwas hineingezogen zu werden. Sie steckte bereits bis zum Hals im Schlamm.
    »Ich werde uns diesen Drink holen«, murmelte er. Seine Stimme war leiser, rauher als zuvor.
    Er wandte sich ab, ging die Stufen zum Speisezimmer hoch und zog eine volle Flasche Glenlivet aus dem Schrank. Sie beobachtete seine Bewegungen, studierte den düsteren Blick auf seinem Gesicht, fragte sich, worum es ging, worum es ihm ging. Welcher Jay Butler Brooks war der echte? Der Charmeur? Der Profithai? Der Mann mit dem gehetzten Gesicht?
    Geh diese Stra ß e nicht weiter, Ellen . . .
    Die Warnung kam, als sie die Stufen hochstieg. Er kippte Scotch in zwei niedrige dicke Whiskeygläser.
    »Ich – ich muß nach Harry schauen«, sagte sie verlegen.
    Sie eilte durch die Küche zum Wäscheraum und wurde von dem großen Retriever begeistert begrüßt. Sie ließ ihn hinaus in den eingezäunten Hof, wo er die meiste Zeit verbrachte, und blieb einen Augenblick in der offenen Tür stehen, atmete die frische Nachtluft ein, um ihren Kopf zu klären. Es schneite immer noch.
    Harry erledigte sein Geschäft, dann raste er wie ein Verrückter um den Hof, begeistert vom frischen Puderschnee. Ellen ließ ihn spielen, obwohl sie wußte, daß sie beide es später bedauern würden, wenn er naß und stinkend hereinkam und von seinem üblichen Platz im Bett verbannt werden mußte.
    Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, zog sie ihren Mantel aus und hängte ihn in den Schrank. Jay stand mit dem Rücken zum Feuer und beobachtete sie, in einer Hand hielt er das Scotchglas, die andere hatte er in die Hosentasche gesteckt. Ellen war sich seines Blickes nur allzu bewußt. Sie nahm ihr Glas vom Kaffeetisch und nippte daran. Der Schnaps brannte sich in ihren Magen hinunter.
    »Das war vielleicht ein Tag«, sagte sie und setzte sich in einen Winkel der Couch. Sie zog ihre Beine unter sich und achtete darauf, daß ihr Rock die Knie bedeckte.
    »Warum haben Sie diesen Anruf nicht angenommen?« fragte er. Es klang ganz beiläufig, aber seine kühlen blauen Augen hatten sie fest im Visier.
    Sie wägte ihre Antwort ab. Der Instinkt gebot ihr, die anonymen Anrufe geheimzuhalten, um sich vor einer weiteren Lawine von Publicity zu schützen. Natürlich hatte Brooks keine Lust, die Presse zu informieren. Er hatte seine eigenen Gründe hier-zusein. Sie mußte glauben, daß er ihre vertrauliche Information eifersüchtig hüten würde. Und wenn sie sie ihm vorenthielt, würde er danach graben. »Spinner«, sagte sie mit einer abfälligen Handbewegung. »Ich hatte ein paar Anrufe. Meine Nerven sind zu strapaziert, um noch einen davon zu ertragen.«
    »Enbergs Sekretärin hat mir gesagt, er hätte ein paar böse Anrufe gekriegt. Glauben Sie, da gibt's eine Verbindung?«
    »Unwahrscheinlich. Wir waren Gegner.«
    »Das hängt alles vom Standpunkt ab. Von meinem Standpunkt sah der alte Denny aus, als hätte er am liebsten alles hingeschmissen.«
    » Das erste, was wir tun: wir bringen alle Anw ä lte um . . . «
    Ellens Blick wanderte von ihm zum Feuer hin, ihre Finger schlossen sich fester um das Glas. Dennis hatte Anrufe, bekommen, und jetzt war Dennis tot. Sie bekam jetzt Anrufe, und . . . In den Flammen des Kamins sah sie das Messer aus dem Reifen ihres Wagens

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