Deer Lake 02 - Engel der Schuld
Mitchs und Megans Beziehung verursacht hatte. Es hatte Megan indirekt ihren Außenposten gekostet, dabei standen sie und Mitch auf derselben Seite. Ellen erschrak. bei dem Gedanken, was die Anwesenheit von Jay Butler in ihrem Haus für Folgen haben konnte. Er war auf der Suche nach vertraulichen Informationen. Sie war die leitende Anklägerin in diesem Fall.
Sie drehte sich zu ihm und sah ihn an. »Ich brauche nicht noch mehr Komplikationen in meinem Leben.«
Komplikationen. Der Fall. Sein Interesse daran. Das Knistern zwischen ihnen, ob es ihr gefiel oder nicht. Irgendwie fand er es komisch, auf eine bittere, verdrehte Art, daß er ausgerechnet hierhergekommen war, um den Komplikationen in seinem Leben zu entfliehen. Nun brachte er Komplikationen in das Leben eines anderen Menschen. Ellen war nach Deer Lake gekommen, um den Komplikationen ihres Lebens in Minneapolis zu entkommen, und jetzt fand sie sich im Zentrum des Netzes eines Irren wieder.
Er starrte Ellen an. Das Feuer in ihrem Rücken verwandelte ihr Haar in poliertes Gold. Die Schranken waren gefallen, er hätte den Augenblick zu seinem Vorteil nutzen können. Statt dessen kippte er den Rest seines Scotch hinunter und stellte das Glas beiseite.
»Nein«, sagte er. »Sie brauchen eine Pause. In diesem Fall und von diesem Fall. Also, erzählen Sie mir von Ihrer Mutter.«
»Von meiner Mutter?«
»Sie wissen schon, die Frau, die Sie geboren hat. Die Frau, die angerufen hat, um zu hören, wie es Ihnen geht.«
Sie zog mißtrauisch die Augenbrauen zusammen. »Warum?«
Er ließ den Kopf auf die Lehne der Couch fallen und rollte die Augen. »Ich nehme an, sie hat angerufen, weil sie Sie liebt, aber das ist nur eine Vermutung meinerseits. Wenn Sie wissen wollen, warum ich gefragt habe: man nennt das Konversation. Sollten Sie aber mich in der Rolle des Schuftes sehen wollen, dann nennen Sie es Recherche.«
Das war das Problem bei ihm, dachte Ellen – man konnte nicht sagen, welche Definition paßte.
»Meine Mutter ist Anwältin«, sagte sie. »Mein Vater ist Anwalt. Und meine Schwester, Jill. Alles Steueranwälte.«
»Ah, ein Nest von Anwälten«, sagte er mit einem warmen, neckenden Lächeln. »Und Sie sind das weiße Schaf.«
Die Redewendung war eine angenehme Überraschung für sie. Ihr Vater nannte sie das Schaf, immer mit vor Stolz funkelnden Augen.
»Mein Vater sagt, ich hätte die rezessiven nordischen Gene für Gerechtigkeit geerbt. Sein Großvater war reisender Richter im Wilden Westen. Sie haben ihn ›North die Schlinge‹ genannt.«
Jay lachte. Ellen entspannte sich ein klein wenig, dankbar für die Ablenkung. Was immer seine Motive waren, sie mußte dankbar sein. Sie brauchte eine Auszeit, eine Chance, ihren Schutzschild für einen Augenblick sinken zu lassen. Sie drehte sich zu ihm und kuschelte sich dann wieder in ihre Couchecke.
»Jedenfalls haben sie eine nette Kanzlei in Edina – dem Vorort, in dem ich aufgewachsen bin.«
»Und Sie stehen sich nahe.«
»Ja«, sagte sie und mußte lächeln.
Sie hob den Kopf, sah etwas Trauriges in Brooks' Augen. Er kaschierte es mit einem Blinzeln.
»Sie kommen auch aus einer Familie von Anwälten«, sagte sie.
Er beugte sich zu ihr und beichtete: »Ich bin das schwarze Schaf.«
»Was für eine Überraschung. Aber Sie waren doch auch Anwalt«, sagte sie. »Warum nicht in der Familienfirma?«
»Ich gehe meinen eigenen Weg. Stelle meine eigenen Regeln auf. Ich war ein zu großer Rebell für eine alte Kanzlei im Süden, so unvereinbar mit einem Yankee das zu sein scheint.«
»Ist das Ihre Meinung oder die Meinung Ihrer Familie?«
Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an, ihr bohrender Blick gefiel ihm nicht. »Wir wollten doch von Ihnen sprechen.«
»Und jetzt reden wir über Sie. Haben Sie ein Problem damit, Mister Brooks?«
»O je, eine Fangfrage.« Er grinste und neigte den Kopf zur Seite. »Ich kann es gar nicht erwarten, wie Sie ein Kreuzverhör führen. Wissen Sie, was ich dachte, als ich Sie das erste Mal
gesehen habe? Ich habe mir gesagt, Jay, die Kleine ist so schnittig wie eine Rennjacht und so k ü hl wie Stahl. Was, zum Teufel, macht sie hier? «
»Sie haben gefragt und Antwort bekommen.«
»Sie waren nicht sehr mitteilsam.«
»Stimmt nicht. Es gibt einfach nicht mehr zu erzählen.«
»Dann haben Sie in Minneapolis nichts mit dem Vergewaltigungsprozeß gegen Art Fitzpatrick zu tun gehabt?«
Der Schild ging wieder hoch. »Wie kommen Sie dazu, das zu fragen?«
»Es war der
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