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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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seine Frau wartete, und sie hätten ihre Beschreibung.
    Die Aussicht brachte einen kleinen Adrenalinstoß – ein weiteres altes, vertrautes Gefühl. Das Knacken großer Fälle war immer mit einem Hochgefühl verbunden gewesen, mit spannungsgeladener Erregung, wenn sie beobachtete, wie die Cops die Schlinge zuzogen, wenn sie wußte, daß sie den nächsten Part übernehmen würde.
    Dieses Hochgefühl regte sich jetzt in ihr bei dem Gedanken, daß Wilhelm vielleicht eine Personenbeschreibung mitbringen würde, eine Zeichnung, das Videoband einer Überwachungskamera. Wen würden sie sehen? Todd Childs? Oder jemanden, den sie noch nie gesehen hatten?
    Adam Slaters Fragen über die Sci-Fi Cowboys fielen ihr wieder ein, als sie vor den ausgebreiteten Akten stehenblieb. Keiner der Jungs wurde als Verdächtiger im Entführungsfall in Betracht gezogen, aber ihr Instinkt sagte ihr, daß sie jetzt am eigenen Leib erfahren hatte, wie weit sie gehen würden, um ihren Mentor zu unterstützen. Wenn sie zu Vandalismus und Brandstiftung bereit waren, wie weit würden sie dann noch gehen? Sie kannte die Vorstrafenregister – Einbruch, Autodiebstahl, Körperverletzung, Drogenhandel, versuchte Vergewaltigung. Wäre es so abwegig, ihnen auch eine Entführung zuzutrauen? Theoretisch vielleicht nicht. Aber logistisch? Die Cowboys waren minderjährig, lebten bei Eltern, beim Vormund. Sie besuchten die Schule, wurden von Bewährungshelfern kontrolliert. Sich aus einem Schlafsaal zu schleichen, um einen Wagen anzuzünden, war eine Sache. Aber um dem komplizierten Szenario einer Entführung zu folgen, brauchte man absolute Bewegungsfrei heit. Und es war auch nicht realistisch zu glauben, Garrett Wright würde sein Vertrauen und seine Zukunft in die Hände von Halbwüchsigen legen.
    Childs war eine bessere Möglichkeit. Childs, der Psychologiestudent, den der menschliche Verstand so faszinierte.
    Lernen und Auffassungsgabe waren Wrights Spezialität.
    Was hatten sie Joshs Seele angetan? Was hatten sie seinem jungen Verstand eingepflanzt, das ihn dazu brachte, sich so vollkommen abzukapseln?
    Während sich Ellen diese Fragen durch den Kopf gehen ließ, blätterte sie langsam das Material durch, das sie über die Cowboys zusammengetragen hatten. Die Liste früherer Mitglieder, die Fotokopien alter Zeitungsartikel. Eine besonders auffällige Schlagzeile verkündete die Aufnahme eines der ersten Cowboys in die medizinische Fakultät der University of Minnesota. Ein weiterer hatte ein Stipendium für die MIT gewonnen. Eine Erfolgsstory nach der anderen.
    Sie ging die Liste der Namen durch, von denen viele abgehakt oder mit Notizen über ihren Aufenthaltsort versehen waren. Laut Wilhelm hatten die Leute, die für ihn die ehemaligen Cowboys überprüften, bis jetzt nur junge Männer gefunden, die nützliche Mitglieder der Gesellschaft geworden waren und Garrett Wright und seinen Kollegen dafür Dank schuldeten. Autodiebe, Vandalen, Einbrecher, Bandenmitglieder, alles Leute, bei deren Rehabilitierung Garrett Wright entscheidend mitgeholfen hatte. Hatte irgendeiner von ihnen Wrights andere Seite wahrgenommen? Hatten sie ihm jemals in die Augen gesehen und einen Augenblick schrecklicher Erkenntnis erlebt? Würden sie es irgend jemandem sagen, wenn es so wäre?
    Bis jetzt war die Antwort auf diese Frage: nein.
    Ihr Blick fiel auf den Artikel, den sie schon einmal durchgelesen hatte. Das Foto zeigte Christopher Priest und einen der Jungen im Vordergrund, jenen, der auf die MIT gegangen war und mit einem Roboter arbeitete. Garrett Wright stand mit den Cowboys James Johnston und Erik Evans im Hintergrund. Der Artikel war am 17 . Mai 1990 erschienen, im zweiten Jahr der Existenz der Cowboys. War es die unscharfe Kopie, die Wright so bedrohlich aussehen ließ? Oder hatte er nicht bemerkt, daß die Kamera ihn einfing, und deshalb sein wahres Gesicht gezeigt? Das Gesicht, das er sonst hinter einer attraktiven Maske versteckte.
    Die Vorstellung jagte Ellen Kälteschauer über den Rücken. Die öffentliche Meinung schlug immer mehr zu Gunsten Wrights aus. Mit jeder neuen Eskapade von Dustin Hollomans Kidnapper verlor die Öffentlichkeit ein wenig mehr von ihrer Geduld mit den Anklägern Garrett Wrights, ihres Lokalhelden, des angesehenen Lehrers.
    »Allmählich komme ich mir vor wie die einzige Figur im Film, die weiß, daß der charmante Graf ein Vampir ist«, murmelte sie.
    Sie zog das Telefon mit einer Hand zu sich heran und griff mit der anderen nach der

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